01.07.2025 -
Der "Liberation Day" in den USA ist gerade einmal drei Monate her. Doch was seitdempassiert ist, reicht bereits locker für einen prall gefüllten Finanzmarkt-Jahresrückblick.Der heftige Kurssturz im Nachgang an den 2. April, die kräftige "Recovery Rally" abdem 8. April, die kriegerische Eskalation im Mittleren Osten oder das gefährlicheWackeln am amerikanischen sowie japanischen Rentenmarkt sind nur eine Auswahlder zahlreichen "Highlights" in Q2.
Und im Zentrum (fast) aller Themen steht - wie soll es anders sein - Donald Trump.Der Mensch gewordene Elefant im Porzellanladen drückt dem Weltgeschehenunnachahmlich seinen Stempel auf und versetzt die Märkte dabei in schönerRegelmäßigkeit abwechselnd in Euphorie und Panik.
Dabei haben wir in den zurückliegenden Monaten gelernt, dass der "Trump Put" realist: Immer dann, wenn entweder der Markt (insbesondere der US-Rentenmarkt) oderetwa die Realwirtschaft (z.B. US-Autoindustrie aufgrund fehlender seltener Erden ausChina) ihm die rote Karte zeigen, wird eingeknickt. Dieses Verhalten hat es in denUSA bereits zu einem Akronym geschafft: TACO - "Trump Always Chickens Out".Gleichzeitig scheint es jedoch ebenfalls eine Art "Trump Call" zu geben. Soll heißen:Immer dann, wenn die Märkte laufen, wird im Weißen Haus etwas stärker gepoltert.In diesem Umfeld sinnvolle Investmententscheidungen zu treffen, ist alles andere alstrivial. Es gilt mehr denn je, Spreu und Weizen bei den Nachrichten zu trennen. Dasgilt selbstredend vor allem für die Social Media Posts des US-Präsidenten.
Ich erwarte, dass die Politik Trumps im zweiten Halbjahr aus Marktsicht tendenziellfreundlicher wird. Zölle machen verstärkt Platz für Deregulierungen undSteuersenkungen. Gleichzeitig dürften die negativen wirtschaftlichen Folgen der Zölleerst im zweiten Halbjahr 2025 so richtig spürbar werden. Die US-Wirtschaft dürfte sichfortgesetzt abkühlen - ohne dabei Gefahr zu laufen, in die Rezession abzugleiten. DieZentralbanken werden voraussichtlich in ihrer abwartenden Haltung verbleiben. Indiesem Spannungsfeld ergibt sich für die Märkte vermutlich nur wenigAufwärtspotenzial.
Ob europäische Aktien ihren Lauf aus dem ersten Quartal in den kommendenMonaten wieder aufnehmen können, hängt dabei kurzfristig auch vom Fortgang desHandelskrieges sowie der Lage im Mittleren Osten ab.