
3 amerikanische Rüstungskonzerne haben ihren Zahlen vorgelegt, aber nur Northrop Grumman überzeugte die Anleger. Während Lockheed Martin und RTX kräftig Federn lassen mussten, zog der Kurs von Northrop auf Allzeithoch!
Dienstag waren alle guten Dinge nicht drei, sondern nur eins. Lediglich Northrop Grumman könnte aus dem Rüstungstrio das seine Zahlen vorgelegt hat, die Anleger für sich überzeugen. Der US-Konzern übertraf nicht nur die Erwartungen, er erhöhte auch gleichzeitig die Prognose.
Für die Anleger überzeugende Gründe zuzugreifen. In der Spitze legte der Kurs zweistellig zu und zog auf ein neues Allzeithoch. Nach den Zahlen zum ersten Quartal sah die Lage allerdings noch ganz anders aus. Northrop Grumman verfehlte die Erwartungen und zog die Prognose für den Gewinn je Aktie zurück. Was hat sich jetzt geändert?
Während Konkurrenten wie Lockheed Martin oder Raytheon (RTX) regelmäßig mit Großaufträgen Schlagzeilen machen, agiert Northrop Grumman oft leise, aber nicht minder wirkungsvoll. Der Konzern mit Sitz in Falls Church, Virginia, zählt zu den wichtigsten Pfeilern der amerikanischen Verteidigungsarchitektur. Mit einem klaren Fokus auf Hightech und Weltraumdominanz positioniert sich Northrop als strategischer Innovationsführer im globalen Sicherheitsumfeld.
Das Unternehmen ist maßgeblich beteiligt an der Entwicklung des neuen Tarnkappenbombers B-21 Raider, der die künftige nukleare Triade der USA sichern soll. Ein Milliardenprojekt mit symbolischer wie praktischer Tragweite. Auch im Bereich der Cybersicherheit, weltraumgestützter Frühwarnsysteme und autonomen Waffensysteme ist Northrop Grumman führend. Mit über 100.000 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von zuletzt rund 40 Milliarden US-Dollar zählt der Konzern zu den "Big Five" des Pentagon.
B-21 das Problem in Q1
Northrop Grumman musste im ersten Quartal einen Gewinneinbruch von 49 Prozent auf 481 Millionen US-Dollar verkraften. Der US-Rüstungskonzern verfehlte mit einem Umsatz von 9,47 Milliarden Dollar zudem die Analystenerwartungen von rund 9,92 Milliarden Dollar. Hauptursache für den Rückgang waren Anlaufverluste in Höhe von 477 Millionen Dollar beim strategisch wichtigen Tarnkappenbomber-Programm B-21 Raider.
Die Herstellungskosten stiegen im Zuge der geplanten Produktionsausweitung deutlich an. Der Gewinn pro Aktie sank entsprechend auf 3,32 Dollar - nach 6,32 Dollar im Vorjahr. Bereinigt lag der Gewinn je Aktie bei 6,06 Dollar und damit unter den Markterwartungen von 6,26 Dollar. Die Aktie reagierte im vorbörslichen Handel mit einem Minus von rund zehn Prozent. Obwohl Northrop nach dem enttäuschenden Quartal an seiner Umsatzprognose festhielt, brach die Aktie zweistellig ein.
Q2 macht alles wieder gut
Northrop Grumman hat im zweiten Quartal mit starken Zahlen überzeugt und seine Jahresgewinnprognose leicht angehoben. Der US-Rüstungskonzern profitierte von der anhaltend hohen Nachfrage nach Militärflugzeugen und Verteidigungssystemen vor dem Hintergrund globaler Konflikte.
Der Umsatz stieg auf 10,35 Milliarden US-Dollar und lag damit über den Erwartungen der Analysten, die im Schnitt mit 10,07 Milliarden gerechnet hatten. Der Nettogewinn kletterte auf 1,17 Milliarden Dollar, was einem Gewinn je Aktie von 8,15 Dollar entspricht. Deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum. Da lag der Gewinn je Aktie bei 6,36 Dollar.
Der Konzern stellte klar, dass der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten die Auftragslage weiter stützen. Für das Gesamtjahr erwartet Northrop nun einen Gewinn je Aktie zwischen 25,00 und 25,40 US-Dollar. Im April hatte das Unternehmen seine Prognose vorübergehend auf bis zu 24,95 Dollar gesenkt. Unter anderem wegen Anlaufkosten im Zusammenhang mit dem B-21-Programm.
Gleichzeitig wurde die Umsatzprognose leicht eingegrenzt: Statt 42,0 bis 42,5 Milliarden US-Dollar peilt Northrop nun Erlöse zwischen 42,05 und 42,25 Milliarden an. Trotz robuster Nachfrage belasten weiterhin pandemiebedingte Engpässe in der Lieferkette die Produktion. Dennoch bleibt der Konzern zuversichtlich, nicht zuletzt wegen des geplanten Verteidigungsetats der Trump-Regierung, der zusätzliche Investitionen in Drohnen- und Raketensysteme vorsieht.
Den Absturz nach den Zahlen zum ersten Quartal hat der Kurs mehr als ausgebügelt und zieht jetzt nach dem Ergenis des zweiten Quartals auf ein neues Allzeithoch. Besser kann ein Comeback innerhalb von drei Monaten wohl nicht verlaufen.
Mein Tipp: Bei einem Rücksetzer zur Stelle sein
Die mittel- bis langfristigen Aussichten für die Aktie von Northrop Grumman bleiben grundsätzlich positiv. Der jüngste Gewinnanstieg und die starke Nachfrage nach hochentwickelter Rüstungstechnologie unterstreichen die strategische Bedeutung des Unternehmens in einem zunehmend angespannten globalen Sicherheitsumfeld. Das B-21-Programm belastet zwar kurzfristig die Marge, dürfte aber mit zunehmender Serienreife zum Wachstumstreiber werden.
Zudem sichern die hohe Auftragslage, die solide Aufstellung im Bereich Luft- und Raumfahrt sowie mögliche Impulse durch steigende Verteidigungsausgaben in den USA die Ertragsbasis ab. Risiken bleiben jedoch bestehen. Insbesondere durch anhaltende Lieferkettenprobleme, geopolitische Unwägbarkeiten und mögliche Verschiebungen bei internationalen Beschaffungsstrategien.
Für langfristig orientierte Anleger mit Fokus auf das Verteidigungssegment bleibt die Aktie dennoch ein strategisch interessantes Investment, wenngleich mit erhöhtem politischen Risikofaktor.
Markus Weingran, Chefredakteur wallstreetONLINE Börsenlounge
Die wallstreetONLINE Börsenlounge ist ein beliebtes YouTube-Format, das sich auf das Thema Börse und Finanzen spezialisiert hat. Die Börsenlounge wird von der online-Finanzplattform wallstreetONLINE produziert und bietet den Zuschauern eine informative und unterhaltsame Show, die sich mit aktuellen Marktentwicklungen, Investitionstipps und Finanzthemen befasst. Täglich um 12 Uhr @wallstreetonlineTV
Übrigens: Zum Musterdepot der Börsenlounge geht es hier lang!
Enthaltene Werte: US5398301094,US6668071029,US75513E1010