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Das deutsche Biotech-Unternehmen BioNTech steht vor einer großen Veränderung. Die erfolgreiche Zeit mit Corona-Impfstoffen geht stetig weiter zu Ende. Jetzt arbeitet das Mainzer Unternehmen daran, ein führendes Unternehmen für Krebstherapien zu werden. Diese Umstellung ist aber nicht einfach. Es gibt Veränderungen in der Führung, Stellen werden gestrichen, und die Einnahmen aus Impfstoffen sinken. Gleichzeitig investiert BioNTech viel Geld - Milliardenbeträge - in vielversprechende Krebstherapien und baut seine Forschung stark aus. Die nächsten Monate werden zeigen, ob BioNTech diesen schwierigen Übergang schafft. Sollte man jetzt in die Aktie einsteigen und in welche Richtung wird es gehen?
Große Veränderungen bei BioNTech
Das Unternehmen aus Mainz befindet sich in einer Umbauphase. Nach dem riesigen Erfolg mit dem Corona-Impfstoff muss sich BioNTech neu aufstellen. Ein wichtiger Mann in der Führung, Ryan Richardson (Chef für Strategie), verlässt das Unternehmen Ende September, um etwas Neues zu machen. Richardson hatte seit 2020 die Strategie des Unternehmens geprägt und war sehr wichtig für die Finanzierung und den Börsengang. Sein Weggang kommt zu einem recht ungünstigen Zeitpunkt. BioNTech hat in den letzten Jahren viele Firmen aufgekauft oder Kooperationen gestartet. Ziel ist es, nicht nur Impfstoffe herzustellen, sondern ein breit aufgestellter Experte für Krebsbehandlungen zu werden. Die kürzliche Übernahme von CureVac für 1,2 Milliarden US-Dollar zeigt dieses Ziel deutlich. Gleichzeitig werden Jobs abgebaut, auch am Standort Cambridge wurden viele Mitarbeiter entlassen. Diese Personaländerungen zeigen, vor welchen Problemen BioNTech steht: Die Einnahmen aus dem Corona-Geschäft werden weniger, während die Investitionen in neue Therapiegebiete noch kaum Geld einbringen. Die Unternehmensführung versucht nun, Richardsons Aufgaben auf andere Vorstandsmitglieder zu verteilen.
Vielversprechende Forschung gegen Krebs
Trotz der aktuellen Probleme macht BioNTech beachtliche Fortschritte in der Krebsforschung. Besonders interessant ist eine Studie der mittleren Testphase (Phase II) für Bauchspeicheldrüsenkrebs. Zusammen mit dem Unternehmen Genentech testet BioNTech eine Kombinationstherapie. Diese Studie läuft seit Oktober 2023 und könnte wichtige Ergebnisse für eine sehr aggressive Krebsart liefern. BioNTech hat sich klug positioniert, indem es früh in neue Technologien investierte. Der Kauf der Firma Biotheus für 800 Millionen US-Dollar brachte BioNTech den Wirkstoff BNT327. Dabei handelt es sich um einen speziellen Antikörper. Genau diesen Wirkstoff konnte BioNTech bereits mit Gewinn an das große Unternehmen Bristol Myers Squibb weitergeben. Der Einstieg in das Gebiet der "Antikörper-Wirkstoff-Konjugate" zeigt weitere Ziele. BioNTech bereitet die Einreichung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA vor und baut seine Produktionsmöglichkeiten aus. Diese Vielfalt in der Forschung verringert die Abhängigkeit vom Corona-Geschäft und erschließt neue Einnahmequellen in profitablen Therapiebereichen.
Charttechnik
Die Aktie von BioNTech hatte in den letzten Monaten eine eher schwere Zeit. Nach den Höchstständen während der Pandemie bewegt sich der Kurs abwärtsgerichtet und danach seitwärts - ohne klare Richtung. Die Kursentwicklung zeigt ein gemischtes Bild: Kurzfristig gibt es Unterstützung, aber es fehlt an klaren Signalen für einen Aufwärtstrend. Die Aktie wird derzeit vergleichsweise wenig gehandelt, was zeigt, dass viele Anleger abwarten. Erst positive Nachrichten aus der Krebsforschung oder konkrete Fortschritte könnten neue Kauflust auslösen. Positiv ist zu werten, dass die beiden wichtigen SMAs (50er und 200er) derzeit unterhalb des aktuellen Kurses notieren. Somit ist schon eine gewisse Trendrichtung eher nach oben gegeben, aber wie schon oben geschrieben sind die Umsätze recht dünn, so dass dies nicht ganz aussagekräftig ist. Die Volatilität ist weiterhin hoch und daher Ausschläge in beide Richtungen möglich. Der RSI nimmt mit einem Wert von 60 auch nur eine leicht positive Stellung ein, aber kein eindeutiges Signal.
Was tun?
BioNTech steckt in einer entscheidenden Übergangsphase mit Chancen aber auch mit Risiken. Die grundlegenden Unternehmensdaten zeigen ein Unternehmen im Umbruch, denn die Corona-Einnahmen gehen zurück, wie erwartet. Gleichzeitig investiert BioNTech stark in zukunftsträchtige Therapien. Die finanzielle Situation ist stark und das Unternehmen hat viel Geld, was die nötige Flexibilität für den Wandel gibt. Die nächsten Geschäftszahlen am 4. August werden wichtige Hinweise zum Stand der Neuausrichtung liefern. Anleger sollten besonders auf die Forschungsausgaben und erste Einnahmen aus neuen Therapiebereichen achten. Die Krebsforschungspipeline ist vielversprechend, braucht aber noch Zeit, bis Therapien auf den Markt kommen. Vorsichtige Anleger sollten abwarten, bis sich der Erfolg der Umstellung in echten Geschäftsergebnissen zeigt. Ein schrittweiser Einstieg könnte eine gute Möglichkeit sein.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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