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Der deutsche Software-Riese SAP kämpft mit Gegenwind aus Washington. Während die Quartalszahlen solide ausfallen, sorgen Trumps Handelspolitik und ein schwacher US-Dollar für Unsicherheit bei den Kunden. Die Aktie verliert deutlich an Boden und nähert sich einer kritischen Marke. Gleichzeitig macht das Unternehmen mit Lizenz-Umstellungen und KI-Investitionen von sich reden. Kann SAP die Herausforderungen meistern oder droht ein längerer Abwärtstrend und ein heftiger Absturz? Die jüngsten Entwicklungen zeigen ein negativ aufgeladenes Bild für Deutschlands Tech-Champion. Besonders die USA als wichtigster Markt bereiten Sorgen. Doch es gibt auch Hoffnungsschimmer aus Japan.
Handelskrieg belastet das Geschäft
SAP spürt die Auswirkungen von Trumps Handelspolitik deutlich. Finanzchef Dominik Asam erklärt offen, dass Kunden schwerer Entscheidungen treffen können. Besonders die großen Industrieunternehmen mit komplexen globalen Lieferketten zögern bei Investitionen. Auch der amerikanische öffentliche Sektor hält sich zurück. Die Unsicherheit führt dazu, dass Geschäftsabschlüsse nach oben delegiert werden. Deals verschwinden nicht komplett, aber die Genehmigungsprozesse dauern länger. Das Management bereitet sich auf weniger günstige Szenarien vor, um Gewinn und Cashflow zu schützen. Der schwache US-Dollar verschärft die Lage zusätzlich, da die USA über 30 Prozent der SAP-Umsätze ausmachen. Einen Lichtblick bietet das neue Handelsabkommen zwischen den USA und Japan. Trump verkündete Zölle von 15 Prozent auf japanische Exporte. Asam sieht darin einen Grund für vorsichtigen Optimismus. Je schneller die Unsicherheit abnimmt, desto zuversichtlicher blickt SAP auf das Gesamtjahr.
Solide Zahlen trotz Gegenwind
Trotz der Herausforderungen kann SAP mit den Quartalsergebnissen zufrieden sein. Die Cloud- und Software-Umsätze stiegen auf 7,97 Milliarden Euro. Das liegt nur knapp unter den Erwartungen der Analysten. Der Cloud-Bereich wuchs sogar um 24 Prozent auf 5,13 Milliarden Euro, allerdings ohne Währungseffekte gerechnet. Besonders beeindruckend entwickelte sich der freie Cashflow. Er sprang um 83 Prozent auf 2,36 Milliarden Euro hoch und übertraf die Prognosen um rund eine Milliarde. Das Unternehmen investiert weiter massiv in Künstliche Intelligenz. Zwei Milliarden Euro fließen in die KI-Offensive. Mitarbeiter werden umgeschult oder über Abfindungen ersetzt. SAP will Kunden damit zum Wechsel von lokalen Servern in die Cloud bewegen, wo die Margen höher sind.
Charttechnik
Die SAP-Aktie geriet unter erheblichen Druck. Sie fiel um über 4 Prozent auf 248,50 Euro und nähert sich einer entscheidenden Unterstützung. Dies ist die 247-Euro-Marke. Diese hat symbolische Bedeutung für viele Anleger und außerdem verläuft da der 200er SMA. Bricht sie, könnte ein steiler Abverkauf folgen, sogar in Richtung 200-220 Euro. Die jüngste Schwäche zeigt sich nach gemischten Reaktionen auf die Quartalszahlen. Obwohl die Ergebnisse solide ausfielen, enttäuschte SAP mit der unveränderten Jahresprognose. Viele Investoren hatten auf eine Erhöhung gehofft. Diese blieb aber aus. Die Vorsicht des Managements spiegelt die unsichere Marktlage wider. Ein nachhaltiger Durchbruch nach unten würde weitere Verkaufswellen auslösen können. Umgekehrt könnte eine Stabilisierung über 247 Euro das Vertrauen stärken. Die nächsten Handelstage werden zeigen, ob die Unterstützung hält. Der RSI jedenfalls ist unter die 50er Marke auf 41 Punkte gerutscht, was ebenfalls negativ zu werten ist.
Was tun?
SAP steht vor einer Bewährungsprobe. Die fundamentalen Zahlen stimmen grundsätzlich positiv, aber der positive Ausblick fehlt. Dennoch hat SAP als Europas wertvollstes Technologieunternehmen eine starke Marktstellung. Aber derzeit überwiegen die Risiken. Die Handelskonflikte belasten das wichtige US-Geschäft spürbar. Die Lizenz-Umstellungen verunsichern Kunden zusätzlich. Währungseffekte drücken auf die Margen. Die charttechnische Lage verschärft sich mit dem Annähern an die 247-Euro-Marke. Anleger sollten vorsichtig agieren. Wer SAP-Aktien besitzt, kann bei einem Durchbruch unter 247 Euro den Verkauf erwägen. Neueinsteiger warten besser auf eine Stabilisierung oder deutlich niedrigere Kurse, vielleicht sogar im Bereich 200 - 220 Euro ab.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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