
Die Autobauer haben sich bislang in der Berichtssaison nicht mit Ruhm bekleckert. Tesla, VW oder Stellantis - sie alle konnten die Erwartungen nicht erfüllen. Mittwoch ist Porsche an der Reihe. Wie schlimm wird es?
In den vergangenen Wochen sind so einige Autobauer mit ihren Zahlen ins Fettnäpfchen getreten. Die Tesla-Aktie brach über 6 Prozent ein, nachdem die Zahlen bekannt waren. Stellantis schockte die Anleger zunächst mit einem Milliarden-Verlus nach dem ersten Halbjahr und VW musst mit den Zahlen zum zweiten Quartal die Prognose kürzen.
Allerdings stürzte das VW-Papier nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen nicht ab, sondern setzte sich an die Spitze im DAX. Ein tieferer Blick in die Zahlen machte nämlich deutlich, dass die Probleme nicht bei der Kernmarke von VW liegen, sondern bei den Luxusmarken von VW. Und hier kommt Porsche ins Spiel: Der Autobauer wird am Mittwoch (30. August) vor Börsenstart ihre Zahlen veröffentlichen. Gibt es schlechte Nachrichten mit Ansage?
Porsche und Audi sind die Sorgenkinder!
Der Volkswagen-Konzern hat im zweiten Quartal einen herben Rückgang seines operativen Ergebnisses hinnehmen müssen. Das operative Konzernergebnis sackte um gut 29 Prozent auf 3,83 Milliarden Euro ab, was einer Marge von 4,7 Prozent entspricht. Damit erfüllte das Ergebnis zwar die Erwartungen der Analysten, dennoch zeigen sich im Detail gravierende Schwächen. Besonders bei den Premium-Töchtern Audi und Porsche ist Sand im Getriebe.
Einst waren Audi und Porsche die Ertragsstützen der Wolfsburger. Mittlerweile mutieren beide Marken zu Sorgenkindern. Audi verzeichnete im zweiten Quartal einen operativen Gewinneinbruch um zwei Drittel auf nur noch 550 Millionen Euro.
Noch dramatischer war die Entwicklung bei Porsche. Der operative Gewinn des Sportwagenbauers im reinen Autogeschäft - ohne Berücksichtigung von Finanzdienstleistungen - brach um knapp 91 Prozent auf lediglich 154 Millionen Euro ein. Im Vorjahreszeitraum hatte Porsche noch rund 1,7 Milliarden Euro verdient. Der Umsatz der Zuffenhausener sank um 12,9 Prozent auf gut 8,3 Milliarden Euro.
Während die Premium-Marken unter Druck stehen, konnte die lange schwächelnde Kernmarke Volkswagen ein deutliches Plus erzielen. Im Zeitraum von April bis Juni verdiente die Marke 991 Millionen Euro und damit fast sechsmal so viel wie im schwachen Vorjahreszeitraum. Damit übertraf das Ergebnis der Kernmarke erstmals seit Langem wieder die Ergebnisse von Audi und Porsche zusammengenommen.
Nächstes Problem in China im Anmarsch
Eine Neureglung der Luxussteuer in China sorgt bei den deutschen Premiumautobauern für Unruhe. Das chinesische Finanzministerium hat die Schwelle für die Luxussteuer deutlich abgesenkt. Eine Maßnahme, die insbesondere die deutschen Hersteller im oberen Preissegment trifft. Seit vergangenem Sonntag gilt die neue Regelung, die sowohl Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor als auch Elektroautos betrifft.
Bisher wurde die Luxussteuer in China erst ab einem Fahrzeugpreis von 1,3 Millionen Yuan (rund 154.000 Euro) fällig. Die neue Grenze liegt nun deutlich niedriger bei 900.000 Yuan, was etwa 107.000 Euro entspricht und betrifft Fahrzeuge ohne Mehrwertsteuer. Damit geraten zunehmend auch Elektrofahrzeuge ins Visier der Abgabe. Ausgenommen von der neuen Regelung sind lediglich Gebrauchtwagen.
Für den wichtigsten Automarkt der Welt hat diese Änderung spürbare Folgen, besonders für deutsche Premiumanbieter wie Mercedes-Benz, BMW, Audi und Porsche. Diese Marken bieten in China zahlreiche Modelle an, die über der neuen Preisgrenze liegen.
Der Sportwagenbauer Porsche bestätigte auf Anfrage, dass man derzeit die Details der Richtlinie prüfe und mögliche Auswirkungen auf das China-Geschäft analysiere. Gemeinsam mit seinen Handelspartnern wolle man Lösungen erarbeiten, um die Interessen der betroffenen Kunden zu wahren, so ein Unternehmenssprecher.
Branchenexperten sehen in der neuen Steuergrenze auch eine strategische Maßnahme der chinesischen Regierung, um heimische Premiumanbieter zu stärken. Marken wie Hongqi oder BYD streben zunehmend in das Oberklassesegment und könnten von der neuen Steuergrenze profitieren, da viele ihrer Modelle unterhalb der Schwelle liegen.
Die Maßnahme kommt zu einem schwierigen Zeitpunkt. Der chinesische Markt ist ohnehin durch Preiskämpfe, Überkapazitäten und eine schleppende Konjunkturentwicklung belastet. Nun geraten die deutschen Premiumhersteller zusätzlich unter Druck, ihre Preisstrategien anzupassen, ohne dabei die Profitabilität oder das Markenimage zu gefährden.
Mein Tipp: Ruhe bewahren
Die Zahlen von VWzeigen eine zunehmende Spreizung innerhalb des Konzerns: Während die Volumenmarke an Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnt, geraten die Premiummarken unter erheblichen Margendruck. Die Ursachen dafür dürften unter anderem in Modellzyklen, Preisdruck in wichtigen Märkten sowie gestiegenen Kosten liegen. Herausforderungen, auf die das Management um Konzernchef Oliver Blume nun reagieren muss.
Das geht nicht von heute auf morgen. Bei Porsche gibt es einen wesentlichen Punkt, an den sich Oliver Blume und sein Team nicht rantraut: Der Preis! Ist Sportwagenbauer noch ein Hersteller von Luxuskarossen? Die Frage lässt sich klar mit ja beantworten. Trotzdem muss Porsche sich überlegen, ob der Konzern mit der aktuellen Preisgestaltung auf dem chinesischen Markt noch wettbewerbsfähig ist.
Früher waren die Fahrzeuge der deutschen Autobauer der chinesischen Konkurrenz meilenweit davon geeilt. Mittlerweile haben die Autobauer aus dem Reich der Mitte den Spieß umgedreht. In Sachen Sicherheit und Technik liegen jetzt die Chinesen vorne. Die Rechtfertigung für höhere Preise bei deutschen Luxuskarossen ist mittlerweile weggefallen.
Das zeigt zum Beispiel der YU7 von Xiaomi: Technisch vom feinsten, optisch an Ferrari angelehnt und deutlich billiger als ein E-Flitzer von Porsche. Die deutschen Autobauer sind bei den chinesischen Kunden nicht mehr so beliebt, weil es preisgünstigere Modelle gibt, die sich nicht mehr hinter den deutschen Luxusmarken verstecken müssen.
Solange Porsche nicht seine Preissetzung überdenkt, werden die Zahlen in der Volksrepublik weiter sinken. Der Sportwagenbauer muss mit einem Modell für den chinesischen Markt kommen, sonst sinken die Zahlen weiter.
Das wird sich auch am Mittwoch bewahrheiten. Der Blick in die Zahlen von VW deutet auf eine erneute Prognoseanpassung bei Porsche hin. Allerdings dürfte das nur kurzfristig den Kurs belasten, wenn überhaupt. Bereits am Freitag ist die Aktie im Windschatten von VW mit in die Höhe gezogen, obwohl jeder die Probleme sehen konnte.
Daher sind Anleger gut beraten, die Aktie auch nach den Zahlen im Depot zu belassen. Allerdings dürfte es eine ganze Weile dauern, bis sich der Kurs wieder berappelt.
Markus Weingran, Chefredakteur wallstreetONLINE Börsenlounge
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