AMSTERDAM (dpa-AFX) - Im Bieterkampf um den Medienkonzern ProSiebenSat.1 will die Holding der Berlusconi-Familie ihr Angebot erhöhen. Die Barkomponente von 4,48 Euro je Aktie bleibe dabei unverändert, teilte die italienische MediaForEurope (MFE) am Montag mit. Jedoch biete MFE nun zusätzlich 1,3 eigene Aktien dazu, nach ursprünglich 0,4 Aktien. Damit steigt der Wert der Offerte nach MFE-Angaben auf 8,62 Euro je ProSiebenSat.1-Aktie.
Die Annahmefrist läuft weiter bis zum 13. August. Bislang hatte MFE nur den gesetzlichen Mindestpreis geboten. Die Berlusconi-Holding hielt nach letzten Angaben knapp 30,1 Prozent der Stimmrechte von ProSiebenSat.1.
Die Aktie stieg im frühen Handel um bis zu knapp elf Prozent auf 7,805 Euro, blieb damit aber unter dem von MFE bezifferten Angebotswert. MFE-Papiere gaben hingegen nach. Mit dem Kursanstieg kletterte die Aktie auf den höchsten Stand seit April 2024 und baute das Plus im bisherigen Jahresverlauf auf fast 60 Prozent aus.
Mittel- und langfristig büßte ProSiebenSat.1 allerdings deutlich an Wert ein. Seit dem Rekordhoch von etwas mehr als 50 Euro im November 2015 sackte der Kurs um rund 85 Prozent ab. Das Unternehmen ist nach dem Rutsch nur noch rund 1,8 Milliarden Euro wert. Die Aktie ist inzwischen nur noch im SDax gelistet, nachdem das Papier zwischen März 2016 und März 2018 sogar im Dax notiert war.
ProSiebenSat.1 erklärte in einer Stellungnahme, der Vorstand begrüße die angekündigte Erhöhung. Sie unterstreiche das langfristig angelegte Investment und fortgesetzte Engagement von MFE in den Medienkonzern. Vorstand und Aufsichtsrat würden es prüfen und eine begründete Stellungnahme abgeben, sobald die Änderung des Angebots formal erfolgt sei.
Um ProSiebenSat.1 tobt derzeit ein Bieterwettstreit. Dabei geht es um Macht und Einfluss der beiden Großaktionäre. Neben MFE ist dies der tschechische Finanzinvestor PPF. Der bietet derzeit 7,00 Euro je Aktie, um seinen Anteil von 15 auf bis zu 29,99 Prozent auszubauen. Dieses Angebot bleibt ProSiebenSat.1 zufolge unverändert. Für die PPF-Offerte hatte das Management keine Empfehlung ausgesprochen, da es als zu niedrig erachtet wurde.
Die Politik sieht die Entwicklung unterdessen mit Sorge. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer fürchtet um die journalistische Unabhängigkeit von ProSiebenSat.1, sollte MFE den deutschen Medienkonzern übernehmen. In einem Interview mit dem "Spiegel" am Wochenende kündigte er ein Gespräch mit MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi an, dem Sohn des verstorbenen früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi./nas/mne/zb/men