Im Euroraum treten Zinsen und Spreads seit geraumer Zeit auf der Stelle. "Und dasauf Niveaus, bei denen sowohl deutsche Bundesanleihen als auch Spreadprodukte als relativ teuer anzusehen sind", sagt Felix Herrmann, Chefvolkswirt bei Aramea Asset Management. In der zweiten Jahreshälfte dürfte seiner Meinung nach zumindest bei den deutschen Zinsen aber Bewegung in die Sache kommen. "Der deutsche Staat beginnt aufgrund der Ausgabenprogramme mehr Anleihen zu emittieren, sodass sich das Angebots-Nachfrage-Verhältnis spürbar ändern sollte. Wir rechnen mit einem Anstieg der zehnjährigen Bundrendite in Richtung 2,75 Prozent über die nächsten Monate."
Was die Credit-Märkte in Europa angeht, hat sich seine Sicht auf die Dinge im Vergleich zum letzten Quartal nicht geändert. "Ja, es stimmt: Die Spreads sind eng. Allerdings trügt der Vergleich mit der Vergangenheit aufgrund soliderer Bilanzen von Banken und Unternehmen einerseits und einer verbesserten Rating-Struktur sowie geringer Duration in den Indizes andererseits. Kurzum: Wir ziehen Kreditrisiken den Durationsrisiken weiterhin vor." In den USA stehen die Zeichen Herrmann zufolge ebenfalls auf steigende Zinsen.
Auf der Aktienseite war die "Eu(ropa)phorie", wie Herrmann es nennt, im ersten Quartal groß: "Die Outperformance von europäischen gegenüber US-Aktien war nicht nur atemberaubend, sie kam für die allermeisten Anleger auch komplett unerwartet. Bereits im zweiten Quartal trat allerdings schon wieder Ernüchterung ein." Man solle sich nichts vormachen. "Für mehr als ein temporäres Zwischenhoch wird es für europäische Aktien wohl nicht reichen. Die USA sind und bleiben auch unter Trump nun einmal das Land, in dem die wichtigen Megatrends unserer Zeit ihr Zuhause haben. In den USA werden nicht nur die größten Gewinne erwirtschaftet - auch das Gewinnwachstum dürfte in Zukunft das von europäischen Unternehmen nach wie vor in den Schatten stellen. Kurzum: Das große Geld wird in den USA verdient."
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