Überraschender Strategiewechsel bei der Heidelberger Druckmaschinen AG (DE0007314007): Der traditionsreiche Maschinenbauer steigt ins Verteidigungsgeschäft ein. Partner ist dabei VINCORION Advanced Systems, ein Spezialist für Energiesysteme in sicherheitskritischen Anwendungen. Nach 175 Jahren Firmengeschichte betritt Heidelberger Druck damit völliges Neuland.
Die Entscheidung kommt nicht von ungefähr. Der Druckmaschinenmarkt schrumpft seit Jahren, digitale Medien ersetzen gedruckte Inhalte. HEIDELBERG muss neue Geschäftsfelder erschließen, um langfristig zu überleben. Das Defence-Geschäft bietet dabei attraktive Margen und weniger zyklische Schwankungen als der traditionelle Druckbereich.
Ein Memorandum of Understanding besiegelt die mehrjährige Zusammenarbeit. Beide Unternehmen wollen die industrielle Leistungsfähigkeit und Versorgungssicherheit im Verteidigungsbereich stärken. Das klingt nach großen Worten, dahinter steckt aber handfeste Geschäftsstrategie.
Neue Geschäftsfelder für Heidelberger Druck
Die Partnerschaft ist mehr als nur ein Projekt - sie markiert den Beginn einer strategischen Zusammenarbeit. Heidelberger Druck will Energieregelungs- und -verteilungssysteme für VINCORION entwickeln und produzieren. Das Unternehmen bringt dabei seine hohe Fertigungstiefe und Industrialisierungskompetenz ein. Genau diese Fähigkeiten sind im Defence-Bereich gefragt.
VINCORION verfügt über mehr als 60 Jahre Erfahrung in der Entwicklung von Energiesystemen für militärische und zivile Anwendungen. Das Unternehmen entwickelt auch Spitzentechnologie wie Rettungswinden für Helikopter. Diese Expertise kombiniert mit Heidelberger Drucks Produktionsstärke ergibt eine interessante Mischung.
Der Timing ist perfekt: Die deutsche Regierung investiert massiv in Verteidigung, die Nachfrage nach heimischen Lösungen steigt. Heidelberger Druck kann seine vorhandenen Kapazitäten nutzen und neue Märkte erschließen. Das Management verspricht sich davon weniger Abhängigkeit von zyklischen Schwankungen im Druckgeschäft.
Technologische Souveränität als Ziel
"Wir verbinden technologische Kompetenz mit verlässlicher Fertigung am Standort Deutschland", erklärt Vorstandschef Jürgen Otto die neue Strategie. Das sei ein wichtiger Schritt zu größerer technologischer Unabhängigkeit. Heidelberger Druck deckt bereits heute wesentliche Wertschöpfungskompetenzen ab - von der Software-Entwicklung bis zur Montage komplexer Anlagen.
Diese Breite ist im Defence-Bereich besonders wertvoll. Kunden wollen einen verlässlichen End-to-End-Partner, der alle Komponenten aus einer Hand liefert. Heidelberger Druck kann Hardware und Software entwickeln, Elektronikkomponenten fertigen und komplexe Systeme montieren. Dazu kommt die Fähigkeit zur schnellen Skalierung durch vorhandene Infrastruktur.
Die Entscheidung zeigt, wie deutsche Industrieunternehmen neue Wege suchen. Nach 175 Jahren Firmengeschichte erweitert Heidelberger Druck erstmals sein Portfolio um den Defence-Bereich. Mit seiner Erfahrung im schweren Maschinenbau und vorhandenen Kapazitäten kann das Unternehmen schnell skalieren. Ein mutiger Schritt, der sich langfristig auszahlen könnte.
Der Beitrag HEIDELBERGER DRUCK wagt Einstieg in Rüstungsgeschäft erschien zuerst auf Nebenwertewelt.