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Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk war lange der unumstrittene Star der europäischen Börsen. Mit seinen Abnehmmitteln Wegovy und Ozempic wurde das Unternehmen zeitweise zum wertvollsten Konzern Europas. Doch seit Juli 2024 nach dem Hoch bei 139,88 Euro zeigt sich ein völlig anderes Bild. Die Aktie stürzt sich quasi in einen Abwärtstrend, der mittlerweile mehr als die Hälfte des einstigen Börsenwerts vernichtete. Aktuell wurde ein neues 3-Jahrestief generiert. Es ist wohl eine Mischung aus schwachen Zahlen, zunehmendem Konkurrenzdruck und strategischen Fehlentscheidungen, der Novo Nordisk so zusetzt. Kann die Aktie noch weiter abstürzen? Wir klären auf!
Der Absturz des Champions
Der jüngste Schock kam nach einer weiteren Gewinnwarnung und Prognosesenkung. Daraufhin brach die Aktie an einem einzigen Tag um knapp 30 Prozent ein. Sowohl der Umsatz als auch der operative Gewinn werden deutlich schwächer ausfallen als geplant. Statt der ursprünglich anvisierten 16 bis 24 Prozent Gewinnwachstum wird nun nur noch mit 10 bis 16 Prozent gerechnet. Ein Grund dafür ist wohl, dass der US-Konkurrent Eli Lilly mit seinem Abnehmmittel Zepbound Wegovy bei den wöchentlichen Verschreibungen in Amerika bereits überholt hat. Einige Experten gehen inzwischen davon aus, dass Lilly wohl das bessere Produkt entwickelt hat, denn Studien zeigen, dass Zepbound zu stärkerem Gewichtsverlust führt und dabei weniger Nebenwirkungen verursacht. Ein verheerendes Urteil für den bisherigen Marktführer.
Charttechnik
Das Chartbild der Novo Nordisk-Aktie gleicht aktuell einem Albtraum. Nach dem Rekordhoch letztes Jahr begann ein gnadenloser Abverkauf. Dieser beschleunigte und verschärfte sich zuletzt. Wichtige Unterstützungsmarken wurden pulverisiert und ausgelöscht. Der aktuelle Kurs bei 43,50 Euro ist ein Mehrjahrestief. Alle wichtigen SMAs (50er und 200er) zeigen nicht nur nach unten und signalisieren einen intakten Abwärtstrend, sondern der Kurs liegt auch deutlich darunter. Er müsste schon wieder so stark steigen, damit wenigstens der 50er durchbrochen wird. Die Handelsumsätze sind zuletzt dramatisch angestiegen, was auf panikartige Verkäufe hindeutet, so nach dem Motto: Rette sich wer kann. Technische Indikatoren wie der RSI befinden sich daher zwar im überverkauften Bereich, was normalerweise eine Gegenbewegung ankündigt. Aber bei fundamentalen Problemen dieser Größenordnung können solche Signale auch falsch sein. Erst wenn sich ein klarer Boden gebildet hat, kann man wieder vorsichtig Hoffnung schöpfen und dann noch nicht direkt investieren, sondern zunächst einmal darüber nachdenken. Das Vertrauen ist erst einmal weg. Es kann aber noch schlimmer kommen! Die nächsten wichtigen Unterstützungszonen liegen bei 40 und 35 Euro. Sollten auch diese fallen, könnte der Abverkauf noch dramatischer werden.
Was tun?
Die fundamentalen Probleme bei Novo Nordisk sind real und werden sich nicht über Nacht lösen lassen. Der neue CEO steht vor enormen Herausforderungen und braucht Zeit für eine strategische Neuausrichtung. Man darf zwar nicht das Unternehmen komplett abschreiben, aber zunächst muss der Markt nach der Horrornachricht erstmal wieder ein Gleichgewicht finden, einen Boden ausbilden. Wenn das neue Management die richtigen Weichen stellt und wieder Wachstum in den Kernmärkten erzielt, könnte die Aktie in ein bis zwei Jahren deutlich höher stehen als aktuell. Aber das ist noch lange hin. Aktuell würden wir die Aktie meiden und beobachten, ob es noch eine oder mehrere Etagen tiefer geht.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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