Nach dem Kapitalmarkttag Mitte Juni waren bei Analysten Zweifel aufgekommen, ob Fresenius Medical Care die bis 2030 versprochene Margenverbesserung tatsächlich erreichen kann. Im exklusiven Interview mit Finanzvorstand Martin Fischer haben wir nachgefragt. Herr Fischer, am Kapitalmarkttag 2025 Mitte Juni wurde beim Umsatz kein konkretes Ziel für 2030 vorgegeben. Warum? Wir haben für 2030 tatsächlich keine Umsatz-Guidance gegeben. Aber wir haben für jedes unserer Segmente die treibenden Größen sehr klar kommuniziert. Der Grund, warum wir keine Umsatzerwartung für den Konzern gegeben haben, liegt an der schwer vorhersagbaren Entwicklung im Value Based Care-Segment. Abhängig davon, wie viel Risiko man übernimmt und wie viel davon man mit den Versicherern teilt, entwickeln sich in diesem Bereich am Ende die Umsätze. Für dieses Geschäft ist eine seriöse Umsatzvorhersage bis 2030 daher nicht möglich. Aber wir haben die wesentlichen Bausteine der Umsatzentwicklung für Care Delivery und Care Enablement gegeben: Wir haben von 4 bis 5% Wachstum jährlich bei der globalen Patientenbasis gesprochen. Wir haben darüber gesprochen, dass wir über das Patientenwachstum hinaus auch von einer weiteren Zunahme der Behandlungen ausgehen. Wir haben von einem moderaten Wachstum bei den Erstattungssätzen gesprochen. Und wir haben von Marktanteilsgewinnen gesprochen, also einem stärkeren Wachstum als es der Markt zeigt. Im US-Markt erwarten Sie ein Patientenwachstum von etwa 2% jährlich bis 2035. Wie ist Ihre Position in diesem Markt? Die USA sind unser größter Markt. Wir haben dort 2024 etwa 70% unserer gesamten Umsätze erzielt. Es ist ein sehr innovativer Markt, und wir investieren entsprechend viel in diesen Markt. Zur jüngsten Dynamik ist zu sagen: Sie haben sicher mitbekommen, dass im ersten Quartal unser Patientenwachstum in den USA sich eher flach entwickelt hat. Das ist bedingt durch eine starke Grippewelle. Wir gehen davon aus, dass es bis 2030 ein durchschnittliches jährliches Wachstum der Patientenzahl von über 2% in den USA geben wird. Für 2025 haben wir ein noch etwas geringeres Wachstum für Patientenzahlen und Behandlungsvolumen kommuniziert. Das heißt also, die Wachstumsdynamik wird nach 2025 zunehmen? Mit der abnehmenden Sterblichkeitsrate ergibt sich automatisch eine sich beschleunigende Wachstumsdynamik. Wir werden eine Weile brauchen, bis wir den neuen Standard der hochvolumigen Hämodiafiltration (HVHDF) in den USA ausgerollt haben werden, aber wir gehen definitiv davon aus, dass die Wachstumsrate über den Zeitraum bis 2030 in den USA klar zulegen wird. Kommen wir zur Profitabilität: Für die Gruppe streben Sie bis 2030 eine operative Ergebnismarge im mittleren Zehnerprozentbereich an. Wie soll das gelingen? Zum einen haben wir kommuniziert, dass wir das Transformationsprogramm FME25+ bis 2027 verlängern. Da geht es um Investitionen in Prozesse, in eine verbesserte Systemlandschaft und verbesserte Abläufe, um Effizienzen zu schaffen. Damit wollen wir noch einmal weitere 300 Mio. Euro an Kosten einsparen. Das ist nur ein Beitrag zur Ergebnisverbesserung, der geht bis 2027. Der zweite Beitrag kommt von unserer Wachstumsstrategie. Wir erwarten weltweit ein Patientenwachstum von 4 bis 5%. Das Wachstum bei Care Enablement soll dabei über dem Marktwachstum liegen und dafür sorgen, dass wir die notwendigen Volumina haben, um die Fertigung weiter zu optimieren und Skaleneffekte zu erzielen. Bei Care Delivery ist es so, dass wir auf Basis des geplanten Wachstums zu einer höheren Klinikauslastung zurückkehren können. Wir waren vor Covid ungefähr bei einer Klinikauslastung von 65%. Heute sind wir in den hohen Fünfzigern und unsere Ambition ist es, dass wir zunächst zu den historischen Werte zurückkehren, um diese dann auch weiter zu steigern. Beschreiben Sie bitte die Entwicklung des Margenprofils bis 2030? Geht die Margenverbesserung linear oder in Schüben voran? Bei Value-Based Care und bei Care Enablement gehen wir eher von einem linearen Verlauf der Margenverbesserung aus. Bei Care Delivery ist es so, dass in den ersten beiden Jahren das Transformationsprogramm wesentlich ist. Das Wachstum und die Wachstumsdynamik nehmen dann ...Den vollständigen Artikel lesen ...
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