BONN (dpa-AFX) - Die DHL Group hat sich im zweiten Quartal überraschend widerstandsfähig gezeigt. In Anbetracht der von den Vereinigten Staaten ausgelösten Handelskonflikte war die Menge an verschickten Waren in wichtigen Geschäftsbereichen mindestens stark schwankend und ging teilweise sogar zurück, aber der Logistikkonzern konnte seine Kapazitäten anpassen und zudem Kosten reduzieren. So stieg der operative Gewinn, während Analysten mit einem lediglich stabilen Ergebnis gerechnet hatten. Der im Dax notierte Konzern bestätigte zudem seine Jahresprognose.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) verbesserte sich in den drei Monaten bis Ende Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 6 Prozent auf gut 1,4 Milliarden Euro, wie DHL Dienstag in Bonn mitteilte. Vom Unternehmen befragte Analysten hatten im Schnitt hingegen mit einem stagnierenden operativen Ergebnis gerechnet. Auf die Aktionäre entfiel mit 815 Millionen Euro sogar fast 10 Prozent mehr Gewinn als ein Jahr zuvor.
Beim Umsatz zeigten sich derweil die negativen Folgen der US-Zollpolitik: Er ging aufgrund von Wechselkurseffekten und des stockenden Welthandels um knapp 4 Prozent auf 19,8 Milliarden Euro zurück. Und auch in den einzelnen Bereichen bekam der Logistikkonzern die Auswirkungen zu spüren.
So ging etwa im gewinnträchtigen Express-Geschäft die Menge an rund um den Globus verschickten zeitkritischen Sendungen zurück. Dank Preiserhöhungen wurde in diesem größten Geschäftsbereich trotzdem mehr verdient als ein Jahr zuvor. Im Frachtgeschäft gab es hingegen einen Gewinnrückgang von fast 30 Prozent. Hier machte sich beim Transport von Gütern über die Straße die konjunkturelle Flaute in Deutschland und Europa bemerkbar. Auch die auf dem Seeweg verschifften Mengen sanken, während auf dem Luftweg etwas mehr versandt wurde.
In der Kontraktlogistik, also dem Geschäft mit Lieferketten-Dienstleistungen, profitierte DHL zum einen von der Nachfrage nach Digitalisierung und Automatisierung. Vor allem aber von einem Sondereffekt, da ein Gemeinschaftsunternehmen in Saudi-Arabien erstmals vollkonsolidiert wurde.
Im Heimatmarkt Deutschland verbesserte sich der operative Gewinn ebenfalls deutlich. Das lag sowohl daran, dass der Konzern die Preise angehoben als auch die Kosten gesenkt hat. Während die Menge an verschickten Briefen dabei weiter zurückging, läuft es beim Paketversand gut. Im internationalen Pendant der deutschen Paketzustellung ging der Verdienst aus dem Tagesgeschäft hingegen zurück. Die DHL verwies in diesem Zusammenhang auf getätigte Investitionen.
"Im zweiten Quartal haben Handelskonflikte und geopolitische Auseinandersetzungen zugenommen und die weltwirtschaftliche Dynamik beeinträchtigt", kommentierte Finanzchefin Melanie Kreis den Quartalsbericht. Sie rechnet auch im zweiten Halbjahr mit Schwankungen in der Weltwirtschaft, bestätigte aber die Jahresprognose.
Die Managerin hat für das Gesamtjahr ein operatives Ergebnis von mindestens 6,0 Milliarden Euro als Ziel ausgerufen, ein leichter Anstieg nach knapp 5,9 Milliarden Euro im Vorjahr. Vom Unternehmen befragte Analysten rechnen bislang mit knapp 6,1 Milliarden Euro./lew/men/zb