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Der norwegische Wasserstoff-Pionier Nel ASA steckt nach wie vor in der Krise. Die Auftragsbücher sind dramatisch geschrumpft, die Produktion steht teilweise still und die Aktie rauscht ungebremst weiter in die Tiefe. Während die gesamte Wasserstoff-Branche mit der harten Realität kämpft, dass viele Projekte schlicht nicht rentabel sind, muss Nel ASA um sein Überleben bangen. Die jüngsten Quartalszahlen lesen sich wie ein Horrorszenario, doch ist das wirklich das Ende oder nur ein schmerzhafter Durchhänger auf dem Weg in eine grünere Zukunft? Die Antwort könnte über das Schicksal tausender Anleger entscheiden. Endet der Albtraum jetzt oder in absehbarer Zeit?
Quartalszahlen-Schock
Nel ASA hat seine Anleger mit den Quartalszahlen regelrecht schockiert. Ein Auftragseinbruch von 74 Prozent. Das ist mehr als nur ein schlechtes Quartal. Das ist ein Desaster auf ganzer Linie. Nur noch 71 Millionen Norwegische Kronen flossen als neue Orders herein, während der gesamte Auftragsbestand um 40 Prozent auf 1,25 Milliarden Norwegische Kronen zusammenschmolz. Die Sparte für alkalische Elektrolyseure wurde besonders hart getroffen. Hier brachen die Umsätze um satte 70 Prozent ein. Das Management reagierte mit einem drastischen Schritt und stoppte die komplette Produktion am Standort Heroya. Nel ASA steckt zwar nicht erst seit heute in ernsten Schwierigkeiten, aber noch nie waren sie so real wie zur Zeit. Die Wasserstoff-Euphorie ist einer bitteren Realität gewichen. Viele Projekte, die noch vor kurzem als revolutionär galten, erweisen sich heute als wirtschaftlich nicht tragfähig. Diese Ernüchterung trifft die gesamte Branche, aber Nel ASA besonders hart.
Charttechnik
Die Charttechnik ist düster. Die Aktie liegt mit ihrem Kurs unterhalb der beiden wichtigen SMAs (50er und 200er) Somit befindet sie sich in einem klaren Abwärtstrend, sowohl mittel- als auch langfristig. Seit dem Januar 2023 hat der Titel dramatisch an Wert verloren - und ein Ende ist nicht in Sicht. Damals lag der Kurs noch bei 1,72 Euro, heute nur noch bei 0,21 Euro. Das Tief bei 0,17 Euro ist wieder in greifbare Nähe gerutscht. Die Marktkapitalisierung ist unter die kritische Marke von 450 Millionen Euro gefallen. Das zeigt deutlich, wie wenig Vertrauen die Investoren noch in das Unternehmen haben. Mehrere Handelstage in Folge ging es nach unten, ein klares Zeichen für anhaltenden Verkaufsdruck. Technisch gesehen könnte sich erst bei etwa 0,17-0,19 Euro eine nennenswerte Unterstützung bilden. Bis dahin ist der Weg nach unten frei. Einige Analysten sehen zwar Hoffnung, doch die Mehrheit bleibt skeptisch. Die Aktie bewegt sich seit Monaten in einer relativ engen Spanne zwischen 0,18 und 0,25 Euro. Diese Range könnte bald nach unten verlassen werden, wenn keine positiven Nachrichten kommen. Der aktuelle Marktwert erscheint vielen Beobachtern noch immer zu hoch angesichts der operativen Probleme.
Schmerzhafte Phase der Realitätsprüfung
Nel ASA steht nicht allein da mit seinen Problemen. Die gesamte Wasserstoff-Industrie durchlebt eine schmerzhafte Phase der Realitätsprüfung. Was vor wenigen Jahren noch als Wundertechnologie gefeiert wurde, entpuppt sich für viele Anwendungen als unwirtschaftlich.
Großprojekte werden reihenweise gestrichen oder verschoben. Die Kosten sind zu hoch, die Effizienz zu niedrig. Wasserstoff als Energieträger verliert insgesamt an Bedeutung, was das gesamte Geschäftsmodell von Nel ASA in Frage stellt. Das Unternehmen hofft auf seine neue PEM-Elektrolyseplattform, doch konkrete Bestellungen lassen auf sich warten.
Was tun?
Die aktuellen Zahlen und die charttechnische Situation sprechen eine klare Sprache: Nel ASA ist derzeit keine Kaufempfehlung. Der dramatische Auftragseinbruch von 74 Prozent, die gestoppte Produktion und die halbierte Umsätze zeigen, dass das Unternehmen in einer tiefen Krise steckt. Die gesamte Wasserstoff-Branche kämpft mit der Realität, dass viele Projekte schlicht nicht rentabel sind. Auch charttechnisch befindet sich die Aktie im freien Fall. Der Durchbruch der SMAs nach unten und mehrere Verlust-Tage in Folge signalisieren weiteren Abwärtsdruck. Anleger sollten Nel ASA derzeit meiden. Der Albtraum endet wohl noch nicht. Dazu müsste die Aktie erstmal wieder in die Region um 0,26-0,28 Euro steigen. Danach sieht es derzeit nicht aus.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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