DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Spezialverpackungshersteller Gerresheimer will sich von seiner Behälterglas-Sparte trennen. Für einen Verkauf werde der Bereich Moulded Glass mit acht Werken vom Konzern getrennt, teilte Gerresheimer am Montagabend in Düsseldorf mit. Die Gesellschaft wolle künftig zu einem reinen System- und Lösungsanbieter für die Pharma- und Biotech-Branche werden. An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an, überraschend ist der Schritt aber nicht.
Die Gerresheimer-Aktie gewann am Dienstag in der ersten Handelsstunde bis zu knapp fünf Prozent auf 44,46 Euro. Das Niveau konnte das Papier nicht ganz halten, gehörte aber mit einem Plus von zuletzt knapp vier Prozent immer noch zu den stärkeren Titeln im MDax, dem Index der mittelgroßen Werte. Im Vergleich zum Jahreswechsel hat das Papier aber immer noch fast 40 Prozent verloren.
Grund für den deutlichen Kursrückgang waren zum einen träge laufende Geschäfte. Zudem hatte das Unternehmen die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr auf das gesetzliche Minimum zusammengestrichen.
"Wir sehen die besten Wachstumschancen für unser neu geschaffenes Moulded Glass Powerhouse außerhalb der Gerresheimer Gruppe", sagte Konzernchef Dietmar Siemssen. Gerresheimer hatte bereits mit der Integration der übernommenen Bormioli Pharma in damit begonnen, das gemeinsame Moulded-Glass-Geschäft als eigenständige Einheit aufzustellen.
Jetzt soll die Trennung beginnen, bevor der Konzern einen Verkaufsprozess startet. Genaueres dazu will Gerresheimer auf seinem Kapitalmarkttag am 15. Oktober bekannt geben. Künftig will sich das Unternehmen auf Lösungen für die Pharma- und Biotech-Branche konzentrieren - mit Primärverpackungen und Verabreichungssystemen aus Spezialglas und Kunststoff für Medikamente.
Die Entscheidung kommt nicht unerwartet. So hatte Gerresheimer im vergangenen Jahr eine strategische Überprüfung seines Moulded-Glass-Geschäftes angekündigt. So sollten Optionen für die besten Wachstumsaussichten und Wettbewerbsfähigkeit der Sparte geprüft werden. Für Fantasie sorgte zudem die Neuaufstellung des Behälterglasgeschäfts im Zuge der Bormioli-Übernahme.
Die gesamte Sparte umfasst dem Unternehmen zufolge acht Produktionswerke in Deutschland, Belgien, Italien, USA und Indien mit rund 3.700 Beschäftigten. Sie bietet alle Arten von Glasverpackungen für die Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittel- und Getränkeindustrie wie Flaschen, Behälter, Tiegel und Flakons. Zuletzt kam der Geschäftsbereich auf einen Jahresumsatz von rund 735 Millionen Euro und eine bereinigte operative Marge (Ebitda) von rund 20 Prozent.
Analyst Alexander Galitsa von Hauck Aufhäuser Investment Banking hatte im Juni geschrieben, dass ein Verkauf des Behälterglasgeschäfts deutliche Werte freisetzen würde. Der Verkaufserlös könne 780 bis 900 Millionen Euro erreichen und Gerresheimers Verschuldung verringern. Zudem würde das Geschäft des Konzerns transparenter und weniger kapitalintensiv./stw/mis/zb