LONDON (dpa-AFX) - BP hat im zweiten Quartal wie die Konkurrenz wegen des schwachen Ölpreises weniger als vor einem Jahr verdient. In den drei Monaten bis Ende Juni sei der um Sondereffekte bereinigte Gewinn um fast 15 Prozent auf 2,35 Milliarden Dollar (rund zwei Mrd Euro) gefallen, teilte das im Stoxx 50 notierte Unternehmen am Dienstag in London mit. Allerdings fiel das Ergebnis des Öl- und Gaskonzerns deutlich besser aus als von Experten erwartet. Im ersten Quartal hatte BP operativ lediglich knapp 1,4 Milliarden Dollar verdient. Die Aktie legte zuletzt im Stoxx Europe 50 um rund 1,5 Prozent zu.
Im Quartalsvergleich profitierte der Konzern unter anderem von Sparmaßnahmen. Fortschritte machte BP auch beim Schuldenabbau. Zudem bestätigte der Konzern sein Vorhaben, pro Quartal eigene Aktien für 750 Millionen Dollar zurückzukaufen.
Um wieder profitabler zu werden, will der designierte Aufsichtsratschef Albert Manifold das komplette Unternehmen auf Möglichkeiten für Kosteneinsparungen prüfen, wie Unternehmenschef Murray Auchincloss am Dienstag bei Vorlage der Quartalszahlen sagte. Der ehemalige Chef des irischen Baustoffkonzerns CRH Manifold wird den Posten vom Norweger Helge Lund Anfang Oktober übernehmen. Der Ölkonzern steht unter zunehmendem Druck, wieder eine bessere Geschäftsentwicklung zu liefern.
BP fokussiert sich wieder stärker auf das Kerngeschäft und möchte jährlich rund 10 Milliarden US-Dollar in die Geschäfte rund um Öl und Gas investieren. Die Ölproduktion soll bis 2030 auf 2,3 bis 2,5 Millionen Barrel Rohöleinheiten pro Tag steigen. Derweil sollen die jährlichen Investitionen in Alternative Energien deutlich auf 1,5 bis 2 Milliarden Dollar sinken. Außerdem sollen bis Ende 2027 Vermögenswerte von rund 20 Milliarden Dollar verkauft werden, um die Verschuldung zu reduzieren. So steht beispielsweise und wie erwartet die Schmierstoffsparte Castrol auf dem Prüfstand.
BP-Chef Auchincloss vollzieht damit eine 180-Grad-Wende, nachdem sein Vorgänger Bernard Looney die Alternativen Energien noch stark ausbauen wollte. Der Schwenk dürfte auch mit dem US-Hedgefonds Elliott Management zusammenhängen, der mittlerweile eine größere Aktienposition an BP erworben hat und stärkere Kostensenkungen fordert. Zudem will der US-Hedgefonds, dass der Konzern weitere Unternehmensteile veräußert und mehr Barmittel anhäuft.
Derweil hat BP eine Reihe von neuen Öl- und Gasprojekten angekündigt sowie Entdeckungen auf der ganzen Welt bekanntgegeben, mit denen das Unternehmen das Wachstum in der Förderung ankurbeln will. Erst am Montag teilte der britische Ölkonzern mit, das größte Öl- und Gasvorkommen seit 25 Jahren vor der Küste Brasiliens entdeckt zu haben. Das Vorkommen liegt im sogenannten Bumerang-Block im Santos-Becken, etwa 400 Kilometer von Rio de Janeiro entfernt. Das Ölfeld ist dem Unternehmen zufolge die zehnte Entdeckung im laufenden Jahr. Zuvor hatte der Ölkonzern unter anderem Erfolge bei Untersuchungen in Trinidad, Ägypten und Libyen gemeldet./mne/zb/men/he