BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Der Krankenhausbetreiber und Arzneimittelkonzern Fresenius hat sich im zweiten Quartal dank guter Geschäfte in seinen beiden Sparten erfolgreich gegen das schwierige Umfeld gestemmt. Vorstandschef Michael Sen hob nun seine Jahresprognose für das Wachstum aus eigener Kraft an. Die Gewinnprognose bestätigte der Manager, denn der Dax-Konzern verdiente auch dank weiterer Einsparungen deutlich mehr als von Analysten erwartet - trotz des Wegfalls der staatlichen Energiehilfen für seine Kliniken und anderer Belastungen. Für die Börsianer waren das erfreuliche Nachrichten.
Das Papier kletterte am Vormittag um rund ein Prozent. Damit setzt die Aktie ihre starke Erholung fort. Das Jahresplus ist inzwischen auf fast ein Viertel angeschwollen. Seit dem im Oktober 2022 markierten Elf-Jahres-Tief bei 19,69 Euro hat das Papier sich im Wert mehr als verdoppelt. Treiber der guten Kursentwicklung war vor allem das bisher sehr erfolgreiche Sparprogramm von Konzernchef Sen, durch das Fresenius nach schwierigen Pandemiezeiten wieder Fahrt aufnimmt.
Auch mit der jüngsten Geschäftsentwicklung zeigte sich der Manager sehr zufrieden. "Fresenius bleibt auf Kurs und behält die positive Dynamik bei", sagte Sen am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Journalisten anlässlich der Zahlenvorlage.
Laut der neuen Prognose soll der Umsatz nun in diesem Jahr organisch, also Währungs- und Portfolioeffekte herausgerechnet, um fünf bis sieben Prozent anziehen - statt wie bisher angepeilt um vier bis sechs Prozent. Aktuelle geopolitische Risiken und auch Zölle, soweit bekannt, seien in der Prognose berücksichtigt, hieß es dazu. "Es gibt aber noch viele offene Fragen", sagte Sen mit Blick auf den zuletzt ausgehandelten Zoll-Deal zwischen den USA und der Europäischen Union (EU).
Im vergangenen Quartal lag das organische Umsatzplus fünf Prozent. Nominal stieg der Erlös auch wegen dämpfender Währungseffekte um drei Prozent auf 5,57 Milliarden Euro. Zum organischen Wachstum trugen beide Sparten bei. Während die Generika- und Medizintechniktochter Kabi vor allem von einem starken Wachstum im Pharmageschäft profitierte, gaben eine gute Auslastung und günstige Preiseffekte den deutschen Kliniken Schub. In den Krankenhäusern in Spanien machte sich dagegen der Ostertermin negativ bemerkbar, zu dem generell weniger behandelt wird, auch war das Vorjahr dort stark ausgefallen.
Konzernweit sank das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) um ein Prozent auf 654 Millionen Euro, weil unter anderem die im Vorjahr noch gezahlten staatlichen Energiehilfen für die Kliniken weggefallen waren. Zudem belastete Kabi der weggefallene Beitrag eines klinischen Ernährungsprodukts in China. Währungsbereinigt blieb der operative Gewinn des Konzerns aber nahezu stabil.
Damit schlug sich Fresenius im Tagesgeschäft deutlich besser als von Analysten befürchtet. Fresenius-Lenker Sen bestätigte denn auch seine Jahresprognose, die für den operativen Gewinn einen währungsbereinigten Zuwachs von drei bis sieben Prozent vorsieht.
Unter dem Strich verdiente Fresenius im fortgeführten Geschäft im vergangenen Quartal sogar mehr als vor einem Jahr, das bereinigte Konzernergebnis stieg von zuvor 388 auf 412 Millionen Euro. Dabei profitierte der Konzern den eigenen Angaben zufolge auch von geringeren Zinsaufwendungen.
Konzernchef Michael Sen, der Fresenius seit Oktober 2022 führt, hat den Konzern samt Sparprogramm bisher erfolgreich umgebaut. Die Bad Homburger konzentrieren sich mittlerweile nur noch auf Kabi und das Klinikgeschäft, nachdem sie sich von Randgeschäften und der Dienstleistungstochter Vamed getrennt haben. Die frühere Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) wird zudem nur noch als Beteiligung geführt. Aktuell hält Fresenius 28,6 Prozent.
Um diesen Anteil stabil zu halten, will Fresenius im Zuge des von FMC geplanten Aktienrückkaufs weitere eigene Aktien verkaufen. Fresenius bekräftigte aber, perspektivisch aktiver Aktionär mit einem FMC-Anteil von mindestens 25 Prozent plus einer Aktie bleiben zu wollen./tav/mne/mis