(neu: Schlusskurse, weitere Stimmen, Börse Kopenhagen)
KOPENHAGEN (dpa-AFX) - Die Ankündigung einer Kapitalerhöhung hat am Montag die Anleger von Orsted geschockt. Die Aktien des Windenergie-Unternehmens sackten bis auf gut 210 dänische Kronen ab - ein Rekordtief. Zum Handelsende notierten sie mit knapp über 217 Kronen rund 30 Prozent unter ihrem Freitagsschluss.
Die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump zur Begrenzung des Ausbaus der Windkraft auf See bringt den dänischen Energiekonzern in finanzielle Bedrängnis. Das Unternehmen blies einen geplanten Teilverkauf seines US-Windparkprojekts Sunrise vor der Küste New Yorks ab. Dies führt zu einer massiven Finanzierungslücke.
Orsted will nun über eine Kapitalerhöhung in Höhe von 60 Milliarden Kronen (rund 8 Mrd Euro) frisches Geld einsammeln. Analysten betrachten dies als schmerzhaft, aber als "notwendigen Schritt" für das angeschlagene Unternehmen. Das frische Geld könnte den Dänen bei ihren Sanierungsbemühungen etwas Luft verschaffen. Alexander Wheeler von der kanadischen Bank RBC glaubt jedoch, dass ein Großteil der Einnahmen aus der Kapitalerhöhung in das Sunrise-Projekt fließen dürfte, für das die Renditeerwartungen bereits stark zurückgegangen seien.
Laut Analyst Werner Eisenmann von der DZ Bank reiht sich die Kapitalerhöhung in eine lange Kette von Enttäuschungen ein. Der Vertrauensverlust lasse sich nur langsam wieder aufbauen. Der Experte verwies auf ein erhöhtes Risikoprofil mit Blick auf Offshore und USA, Zölle und Restrukturierung. Zudem stehe ein großes Fragezeichen hinter dem mittelfristigen Gewinnwachstum und es gebe keine oder nur unterdurchschnittliche Ausschüttungen. Eisenmann kürzte zunächst den fairen Wert je Aktie von 240 auf 190 Kronen und rät weiter zum "Verkaufen".
Die Nachricht komme wegen der sich verschlechternden Bilanz von Orsted nicht "völlige überraschend", schrieb hingegen Analystin Jenny Ping von der US-Bank Citigroup. Schon eine Kapitalerhöhung um 5 Milliarden Euro hätte ausgereicht, um den Finanzierungsbedarf des Unternehmens zu decken und Luft für weitere Maßnahmen zu schaffen. Die Expertin geht davon aus, dass die dänische Regierung ihren Anteil von 50,1 Prozent an Orsted behalten wird und der norwegische Ölkonzern Equinor seinen prozentualen Anteil ebenfalls sichern will. Damit dürften beide an der Bezugsrechtsemission teilnehmen.
Der Orsted-Kursrutsch belastete die in diesem Jahr ohnehin schwache dänische Börse zum Wochenbeginn einmal mehr. Der 25 Werte umfassende Index OMX Copenhagen 25 verlor rund 1,3 Prozent und hat in diesem Jahr bereits mehr als 7 Prozent eingebüßt. Unter den Börsenindizes etablierter Märkte ist er damit mit der schlechteste. In den vergangenen Wochen hatte das Barometer bereits unter hohen Kursverlusten der Aktien des Pharmakonzerns Novo Nordisk gelitten./ajx/la/mis/stk/he