BERLIN (dpa-AFX) - Der starke Euro macht dem Kochboxenversender Hellofresh einen Strich durch die Jahresrechnung: Das Unternehmen senkte seine Ergebnisprognose für 2025. Zudem läuft es bei den Fertiggerichten bislang nicht so, wie das Management sich das vorgestellt hat. Auch die Umsatzaussichten trübten sich demzufolge ein. Unternehmenschef Dominik Richter verwies auf das laufende Sparprogramm, bei dem der MDax-Konzern schneller vorankomme als erwartet. Aber auch ein aufgestocktes Aktienrückkaufprogramm konnte die Enttäuschung der Anleger kaum lindern: Die Aktie fiel am Donnerstag deutlich.
Das Papier sackte nach dem Handelsbeginn um rund 15 Prozent auf 7,43 Euro ab. Seit Jahresbeginn hat der Kurs bereits fast 40 Prozent an Wert eingebüßt. Auf längere Sicht ist das Bild noch düsterer: In der Hochphase der Corona-Pandemie war die Aktie Ende 2021 fast 100 Euro wert. Damals war das Unternehmen an der Börse rund 16 Milliarden Euro unterwegs und das Papier war im deutschen Leitindex Dax notiert. Inzwischen liegt die Marktkapitalisierung nur noch bei 1,2 Milliarden Euro.
UBS-Experte Jo Barnet-Lamb sprach davon, dass der vorläufige Umsatz im zweiten Quartal erneut die Erwartungen verfehlt habe. Als Ergebnis davon sei der Ausblick über alle wichtigen Kennziffern hinweg gesenkt worden. Marcus Diebel von JPMorgan schrieb, dass die Umsatzentwicklung wohl Fragen aufwerfe hinsichtlich der Verfassung des Geschäftsmodells. Er geht von sinkenden Markterwartungen für das operative Ergebnis (Ebitda) in diesem Jahr aus.
Hellofresh peilt für das laufende Jahr noch ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 415 Millionen bis 465 Millionen Euro an, wie die Berliner bereits am Mittwoch nach Börsenschluss mitteilten. Zuvor hatte das Unternehmen 450 bis 500 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Die Analystenschätzungen lagen im Schnitt vorher am oberen Ende der neuen Bandbreite.
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sowie vor Wertminderungen soll nun noch 175 bis 225 Millionen Euro erreichen, anstelle 200 bis 250 Millionen Euro. Neben dem US-Dollar hätten auch australischer und kanadischer Dollar zum Euro an Wert verloren, hieß es. Währungsbereinigt habe sich die Ertragslage in den ersten sechs Monaten etwas besser dargestellt als die Basis, auf der die bisherige Prognose abgegeben worden sei.
Auch beim Umsatz geht Hellofresh für 2025 nun von einem größeren Rückgang aus. Hauptgrund dafür sei das geringer als ursprünglich geplante währungsbereinigte Erlöswachstum bei Fertiggerichten. Diese hätten im ersten Halbjahr währungsbereinigt um 3,6 Prozent zugelegt. Hellofresh erwartet hier erst wieder gegen Ende des Geschäftsjahres ein stärkeres Wachstum. Im Konzern dürften die Erlöse daher 2025 währungsbereinigt um sechs bis acht Prozent sinken. Bislang hatte das Unternehmen im besten Fall einen Rückgang von drei Prozent in Aussicht gestellt.
Im zweiten Quartal sank der Umsatz von 1,9 auf 1,7 Milliarden Euro, wie HelloFresh weiter mitteilte. Der währungsbereinigte Umsatzrückgang lag mit 9,5 Prozent etwas höher als von Analysten erwartet. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) stieg hingegen dank des laufenden Effizienzprogramms von 146,4 Millionen auf 158,5 Millionen Euro. Unter dem Strich stand ein Anstieg des auf die Aktionäre entfallenden Nettogewinns von 9,1 auf 13,3 Millionen Euro.
Außerdem kündigte der Kochboxenversender die Erhöhung seines laufenden Aktienrückkaufprogramms um 100 Millionen auf bis zu 175 Millionen Euro an./men/nas/lew/zb