
© Foto: KI-gestützte Grafik
Der Biokraftstoff-Produzent Verbio erlebt schwere Zeiten. Nach einem dramatischen Gewinneinbruch und herben Abschreibungen kämpft das Unternehmen ums Vertrauen der Anleger.
Doch während die Fundamentaldaten düster aussehen, zeigt die Charttechnik erste positive Signale. Ein Golden Cross zwischen dem 50er und 200er SMA könnte die Wende einläuten. Die psychologisch wichtige 10-Euro-Schwelle fungiert dabei als kritische Unterstützung. Kann sich Verbio von diesem operativen Rückschlag erholen? Neue EU-Regularien und günstige US-Rahmenbedingungen wecken vorsichtige Hoffnungen. Anleger stehen vor einer schwierigen Entscheidung: Ist das der Tiefpunkt und jetzt geht's bergauf? Oder drohen weitere Verluste?
Wenn 66 Millionen Euro einfach verschwinden
Die Zahlen von Verbio für das Geschäftsjahr 2024/2025 sprechen eine brutale Sprache. Statt des versprochenen mittleren zweistelligen Millionenbetrags landete das EBITDA bei mageren 14 Millionen Euro. Das Management hatte die Erwartungen bereits während des Jahres nach unten korrigiert, doch diese Dimension schockierte selbst pessimistische Beobachter. Der größte Brocken entfällt auf eine nicht zahlungswirksame Wertminderung von 66 Millionen Euro. Hauptleidtragende ist die Strohbiomethan-Anlage in Iowa. Veränderte Marktbedingungen für zellulosebasierte Kraftstoffe und explodierende Investitionskosten während Corona machten die amerikanischen Pläne zunichte. Zusätzlich belasteten Wertberichtigungen bei Lagerbeständen das Ergebnis. Die erhoffte Erholung der THG-Quotenpreise blieb aus. Ohne diese Sondereffekte hätte Verbio immerhin 31 Millionen Euro EBITDA erwirtschaftet. Die Bilanzstruktur bleibt trotz der Verluste solide. Mit einer Eigenkapitalquote von über 50 Prozent und einer Nettofinanzverschuldung von über 160 Millionen Euro steht das Unternehmen nicht vor dem Kollaps.
Charttechnik
Während die Fundamentaldaten düster aussehen, entwickelt sich die technische Situation interessanter. Nach dem Kurseinbruch im April auf deutlich unter 10 Euro stabilisierte sich die Aktie an dieser psychologisch wichtigen Marke. Diese Unterstützung hat sich in den vergangenen Wochen als robust erwiesen. Besonders bemerkenswert ist das kürzlich aufgetretene Golden Cross. Der 50-Tage-Durchschnitt schnitt den 200-Tage-Durchschnitt von unten nach oben. Dieses technische Signal gilt als bullisches Zeichen und deutet auf eine mögliche Trendwende hin. Zwar bewegt sich der Kurs noch immer in einem übergeordneten Abwärtstrend, doch die Dynamik scheint sich zu verlangsamen. Sollte die 10-Euro-Marke nachhaltig verteidigt werden, könnte eine technische Gegenbewegung in Richtung 12 bis 13 Euro folgen. Eventuell fliegt die Aktie dann ja sogar in Richtung 16-18 Euro. Ein Bruch der 10 Euro hingegen würde weiteres Abwärtspotenzial bis zur nächsten Unterstützung bei 8,50 Euro oder gar darunter eröffnen.
Neue Impulse durch RED III
Die schwierige Gegenwart überschattet durchaus vorhandene Zukunftschancen. Die EU-Richtlinie RED III soll dem europäischen Biokraftstoffmarkt neue Impulse verleihen. Auch der US-amerikanische Inflation Reduction Act bietet weiterhin steuerliche Anreize für Biotreibstoffe. Diese regulatorischen Unterstützungen könnten mittelfristig zu einer Marktbelebung führen. Verbios diversifizierte Produktpalette zeigt unterschiedliche Perspektiven. Während zellulosebasierte Kraftstoffe aktuell unter Druck stehen, entwickelt sich das Schlempe-Biomethan positiv. Das Unternehmen arbeitet zudem an innovativen Projekten wie der weltweit ersten großtechnischen Ethenolyse-Anlage, die Biodiesel in Chemierohstoffe umwandeln soll.
Was tun?
Verbio könnte steigen. Die aktuellen Fundamentaldaten sind zwar ernüchternd, doch der Kurs spiegelt bereits recht viel Pessimismus wider. Die charttechnische Entwicklung mit dem Golden Cross und der stabilen 10-Euro-Unterstützung deutet auf eine mögliche Bodenbildung hin. Regulatorische Unterstützung und innovative Projekte bieten langfristige Perspektiven. Für risikofreudige Anleger bietet sich eine spekulative Position an. Ein Einstieg nahe der 10-Euro-Marke mit einem Stop-Loss bei 8,40 Euro begrenzt das Verlustrisiko. Kurzfristige Kursziele liegen bei 12 bis 13 Euro. Insgesamt ist die Aktie auf dem aktuellen Niveau hoch interessant!
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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