08.08.2025 -
In den vergangenen Wochen hat sich der politische Druck auf den Vorsitzenden der US-Notenbank deutlich erhöht. Die jüngsten schwachen US-Arbeitsmarktdaten verstärken diesen Trend. Zwar wurde das Gerücht einer möglichen Entlassung des Fed-Chefs Mitte Juli rasch dementiert, doch die Marktreaktionen waren unübersehbar: Der US-Dollar und die kurzfristigen Zinsen gaben nach, während die Kapitalmarktzinsen - insbesondere am langen Ende - merklich anzogen.
Ausländische Investoren verlangen in einem Umfeld, in dem die Unabhängigkeit der Notenbank infrage gestellt wird, eine höhere Laufzeitprämie. Die Parallelen zu den 1970er Jahren sind unverkennbar, als politische Einflussnahme auf die Geldpolitik, kombiniert mit exogenen Schocks, zu zweistelligen Inflationsraten und einer ausgeprägten Lohn-Preis-Spirale führte. Heute könnten demografische Trends, verschärfte Migrationspolitik und protektionistische Maßnahmen ähnliche Effekte entfalten.
Hinzu kommt, dass weltweit die Haushaltsdefizite steigen und zunehmend kurzfristig finanziert werden - ein Nährboden für fiskalische Dominanz. Personalentscheidungen in den Notenbanken werden so zu einem marktrelevanten Faktor. Die bevorstehenden Neubesetzungen in wichtigen geldpolitischen Institutionen sowie Veränderungen in der Datenerhebung verstärken Unsicherheiten. Die Märkte dürften dafür eine Risikoprämie verlangen.
Wir erwarten daher eine fortgesetzte Versteilerung der Zinsstrukturkurven und haben die Duration moderat reduziert. Gleichzeitig rechnen wir weiterhin mit einer erneuten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank um 25 Basispunkte. Bei Unternehmensanleihen sehen wir nach der jüngsten Einengung der Spreads kaum weiteres Potenzial, gehen jedoch auch nicht von einer kräftigen Ausweitung der Risikoaufschläge bei Investment Grade-Anleihen aus.