(mehr Details, aktuelle Kurse)
NEW YORK (dpa-AFX) - Der Einstieg des Technologiekonzerns Softbank hat die Intel-Aktie am Dienstag auf den höchsten Stand seit Februar getrieben. Dass die Japaner Aktien des kriselnden US-Chipherstellers im Wert von zwei Milliarden US-Dollar kaufen, sorgte nach einem Kursrücksetzer am Vortag nun erneut für gute Laune unter den Anlegern.
Das Intel-Papier sprang kurz nach dem Börsenstart zeitweise prozentual zweistellig bis auf 26,53 US-Dollar hoch. Zuletzt bröckelten die Gewinne dann aber wieder etwas ab und die Aktie legte noch um 7,6 Prozent auf 25,46 Dollar zu. Seit Jahresbeginn steht damit aktuell ein Plus von 27 Prozent zu Buche. Das ist zwar deutlich mehr als beim technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100, der um knapp 12 Prozent gestiegen ist, aber immer noch weniger als bei Branchenkollegen wie Micron und AMD, die seither um mehr als 40 Prozent zugelegt haben. Der KI-Chip-Spezialist Nvidia kommt derzeit auf ein Jahresplus von 33 Prozent.
Ein Börsianer sieht in dem überraschenden Schritt der Japaner gleich zwei Interessen vereint: Einerseits würden sie so ihre US-Aktivitäten mithilfe eines angeschlagenen Unternehmens ausbauen und andererseits könnten sie damit auch die eigenen Chip-Ambitionen vorantreiben.
Am vergangenen Donnerstag und Freitag hatten Gerüchte über eine mögliche Staatsbeteiligung den Intel-Kurs bereits um insgesamt bis zu 12 Prozent nach oben katapultiert. Spekulationen zum Wochenstart, dass die USA über eine Beteiligung von etwa zehn Prozent verhandelten, dabei aber unter anderem die Umwandlung einiger oder aller bislang erhaltenen staatlichen Zuschüsse aus dem sogenannten "Chips Act" in Eigenkapital erwogen werde, hatten zu Gewinnmitnahmen von knapp 4 Prozent geführt. Denn das bedeutet nichts anderes, als dass Intel der Regierung Aktien als Gegenleistung für die milliardenschweren Subventionen zur Verfügung stellen solle, die dem Unternehmen unter dem ehemaligen US-Präsident Joe Biden zugesagt worden waren. Berichtet hatte darüber am Montag die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf einen Beamten des Weißen Hauses und andere mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Intel kommt nach dem damaligen US-Gesetz zur Unterstützung der Chip-Industrie auf Zusagen von rund acht Milliarden Dollar. Zusammen mit militärischen Projekten wären es knapp elf Milliarden Dollar. Dies entspräche etwas mehr als zehn Prozent des aktuellen Börsenwertes.
Die Intel-Altaktionäre wären wohl nicht gerade glücklich über eine Verwässerung ihrer Anteile, kommentierte UBS-Analyst Timothy Arcuri die Details über den angeblichen staatlichen Einstieg. Allerdings gebe es in den USA Präzedenzfälle für Unternehmensbeteiligungen der US-Regierung. Jüngstes Beispiel sei die Beteiligung des US-Verteidigungsministeriums mit rund 15 Prozent an MP Materials, um eine "nationale" Seltene-Erden-Politik zu verfolgen.
Zudem sieht Arcuri ein positives Szenario für Intel, falls die US-Regierung Unternehmen wie Apple, Broadcom oder Nvidia stärker dazu drängt, Intel als Auftragsfertiger zu beschäftigen. Der UBS-Experte bleibt aber dennoch für Intel neutral gestimmt und verweist auf die mangelnde Dynamik des Ergebnisses je Aktie.
Kritisch äußerte sich auch Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets zu einem möglichen Staatseinstieg. "Die von (US-Präsident Donald) Trump gelebte Vermischung von Staat und Wirtschaft schreitet also weiter voran und könnte im Fall der Halbleiterindustrie strategische Gründe haben, die Anleger bei ihrer Aktienauswahl auf dem Zettel haben sollten", gab der Kapitalmarktstratege zu bedenken./ck/gl/he