
Der chinesische Spielwarenkonzern Pop Mart begeistert Sammler rund um den Globus und meldet Rekordzahlen. Anleger stehen vor der Frage, ob die Aktie mehr ist als ein kurzfristiger Hype.
Der Aufstieg von Pop Mart International Group ist atemberaubend. Vor gerade einmal 14 Jahren gründete Wang Ning in Peking das Unternehmen, inspieriert von den Spielzeugautomaten in Hongkong. Heute ist Pop Mart der wohl spektakulärste Newcomer an der Hongkonger Börse - mit einer Marktkapitalisierung von rund 48 Milliarden Dollar, einer Kooperation mit Disney, über 570 eigenen Läden weltweit und einer Fangemeinde, die den Kultcharakter der Figuren stetig befeuert.
Das Geschäftsmodell ist ebenso einfach wie wirksam: Pop Mart kontrolliert die gesamte Wertschöpfungskette: Von der Entwicklung der Figuren über die Produktion bis hin zum Vertrieb über Automaten, Flagship-Stores und eine E-Commerce-Plattform, die regelmäßig ausverkauft ist. Im Zentrum stehen Sammelfiguren in einer "Blind-Box", bei denen Käufer erst nach dem Kauf erfahren, welche Figur sich in der Verpackung befindet. Das Prinzip löst bei Fans dieselben Reflexe aus wie bei Glücksspielautomaten und macht Pop Mart zu einem der profitabelsten Spielzeughersteller der Welt.
Labubu macht den Unterschied
Der Star im Portfolio ist die Figur Labubu aus der Serie "The Monsters". Halb liebenswert, halb furchteinflößend, hat sie sich zum Symbol einer ganzen Konsumgeneration entwickelt. Im ersten Halbjahr 2025 steuerte Labubu allein 670 Millionen Dollar zum Umsatz bei - mehr als ein Drittel der Gesamterlöse. Hinzu kommen vier weitere Eigenmarken, die jeweils mehr als 140 Millionen Dollar pro Quartal erwirtschaften.
Finanzzahlen unterstreichen den Boom
Pop Mart meldete für das erste Halbjahr 2025 einen Umsatzsprung von 204 Prozent auf 13,9 Milliarden Yuan. Der zurechenbare Gewinn kletterte um 397 Prozent auf 4,57 Milliarden Yuan, während der Gewinn je Aktie von 0,6922 Yuan auf 3,4295 Yuan anstieg. Analysten führen die Dynamik nicht nur auf die starke Nachfrage in China zurück, sondern zunehmend auf die internationale Expansion. Die Auslandsumsätze stiegen im Halbjahr um 440 Prozent und machen inzwischen 40 Prozent der Gesamterlöse aus.
Nächste Wachstumswelle steht bereits bevor
Nach Angaben der South China Morning Post plant Pop Mart die Markteinführung einer kleineren Version der erfolgreichen Labubu-Plüschfiguren. Gründer Wang Ning sieht dadurch die Möglichkeit, den Umsatz 2025 auf bis zu 30 Milliarden Yuan zu steigern - mehr als eine Verdopplung gegenüber dem Rekordjahr 2024, als 13 Milliarden Yuan erlöst wurden.
Model nicht unumstritten in China
Doch der Erfolg bringt auch Herausforderungen. In China kritisierte das Parteiorgan "Volksblatt" jüngst die Suchtmechanik der Überraschungsboxen. Pop Mart reagierte mit stärkerem Fokus auf Auslandsmärkte, wo die Figuren nicht nur begehrter, sondern auch deutlich teurer sind. In den USA und Europa, den derzeit am schnellsten wachsenden Märkten, erzielen Labubu-Figuren Höchstpreise.
Mein Tipp: Trend ist im vollen Gange
Für Anleger bleibt Pop Mart ein zweischneidiges Investment. Auf der einen Seite locken beeindruckende Wachstumsraten, eine loyale Fangemeinde und die Aussicht, dass Auslandsumsätze den Heimatmarkt schon Ende 2025 überholen könnten. Auf der anderen Seite steht die Frage, ob das Unternehmen den Balanceakt zwischen Verfügbarkeit und Exklusivität meistert. Dazu kommt die Frage: Wie lange hält der Hype um Labubu und Co. an.
Fest steht: Mit 45 Prozent der Anteile bleibt Gründer Wang Ning eng an Bord, was Investoren Sicherheit gibt. Die Aktie ist jedoch bereits ambitioniert bewertet. Wer investiert, setzt darauf, dass Pop Mart nicht nur ein kurzfristiges Phänomen bleibt, sondern sich als globale Lifestyle- und Entertainmentmarke etabliert und den Sprung aus der Spielzeugnische dauerhaft schafft.
Dabei ist aber zu bedenken, dass wir solche Phänomene schon öfter gesehen haben. Hier wäre zum Beispiel der Hype um die Pokemons anzuführen, der die Aktie von Nintendo für eine längere Zeit in die Höhe schießen ließ.
Da wären auch noch die Loom-Armbänder, die eine Zeit lang stark angesagt waren und die jetzt kaum noch einer kennt. So ähnlich könnte es auch für Labubu und seine flauschigen Freunde kommen. Irgendwann wird der Hype abebben.
Aktuell ist das aber noch nicht abzusehen, da die süßen Kuschelmonster gerade erst dazu aufbrechen, die Welt zu erobern. Daher dürften die Wachstumsraten noch hoch bleiben und die sportliche Bewertung der Aktie gerade noch so rechtfertigen.
Anleger können zwar noch auf den Trend aufspringen, sollten die Entwicklung bei Pop Mart allerdings genau verfolgen. Der chinesische Konzern muss weitere Spielzeuge auf den Markt bringen, da der Hype um Labubu und seine Kollegen mit Sicherheit nicht ewig anhalten wird.
Gelingt es Gründer Wang Ning nicht, weitere interessante Neuheiten für den Markt zu entwickeln, dann dürften Labubu & Co. ein One-Hit-Wonder werden und der Kurs dürfte genauso schnell absacken, wie Labubu in der Ecke landet.
Für langfristige Anleger ist die Aktie daher nicht geeignet. Für kurzfristige Investoren, welche die Entwicklung von Pop Mart jederzeit im Auge haben, jedoch schon.
Markus Weingran, Chefredakteur wallstreetONLINE Börsenlounge
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