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Ein durchwachsener Start in den September für den Pharmakonzern aus Leverkusen: Während die Vericiguat-Studie herbe Enttäuschungen bringt und die Aktie ins Minus drückte, sorgen positive Signale aus den USA für Hoffnung.
Medienberichten zufolge rudert US-Gesundheitsminister Kennedy bei seinem Kreuzzug gegen Glyphosat zurück. Das könnte ein Befreiungsschlag für Bayer werden. Die Märkte reagieren noch verhalten, doch Experten sehen erste Anzeichen einer möglichen Trendwende. Nach monatelangem Kampf gegen Rechtsstreitigkeiten und regulatorische Unsicherheiten könnte sich das Blatt jetzt endlich wenden. Sollten Anleger nun auf den deutschen Chemie- und Pharmagiganten setzen?
Herber Rückschlag bei Herzinsuffizienz-Therapie
Der September begann für Bayer-Aktionäre mit schlechten Nachrichten. Das Herzinsuffizienz-Medikament Vericiguat hat in der entscheidenden Phase-3-Studie VICTOR versagt. Der Wirkstoff, der gemeinsam mit dem US-Partner Merck entwickelt wird, verfehlte das primäre Studienziel deutlich. Die Enttäuschung ist besonders bitter, weil die schlechten Ergebnisse auf einem wichtigen Herz-Kongress in Europa vorgestellt wurden. Die Studie sollte zeigen, dass Vericiguat bei Herzpatienten besser hilft als ein Scheinmedikament. Das Ergebnis war ernüchternd: Die statistische Signifikanz wurde klar verfehlt. Besonders bitter für Bayer, da eine erfolgreiche Studie die Marktchancen für das bereits in der EU zugelassene Medikament erheblich erweitert hätte. Die Börse reagierte sofort und die Aktie rutschte auf 27,80 Euro. Dennoch relativiert Bayer den Rückschlag. Das Unternehmen betont, dass das positive Nutzen-Risiko-Profil von Vericiguat in seiner bereits zugelassenen Indikation unverändert bleibt. Die ursprüngliche Zulassung basiert auf der erfolgreichen VICTORIA-Studie und ist nicht gefährdet.
Glyphosat - Unerwartete Wende aus Washington
Während die Pipeline-Nachrichten enttäuschen, kommt aus den USA überraschend gute Post. Medienberichten zufolge macht US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy bei seinem Feldzug gegen Glyphosat eine Kehrtwende. Der Minister, der zu Jahresbeginn noch schärfste Regulierungen und sogar Verbote des Unkrautvernichters forderte, soll nun deutlich zurückrudern. Das Handelsblatt berichtet unter Berufung auf Insider, dass weder Neuregulierungen noch Verbotsfantasien weiter verfolgt werden sollen. Diese Entwicklung überrascht, da Kennedy zunächst voll auf die Linie der "Make America Healthy Again"-Bewegung eingestiegen war. Experten vermuten, dass möglicherweise ein Machtwort von Präsident Trump den Ausschlag gab. Die Gründe für den Kurswechsel sind nachvollziehbar, denn Amerikas Landwirte, eine wichtige Wählergruppe Trumps, sind auf Glyphosat angewiesen. Ohne das Mittel würden Ernteerträge einbrechen. Bayer hatte bereits gedroht, die Produktion komplett einzustellen, sollte es keine regulatorische Sicherheit geben. Als Alternative kämen dann nur noch chinesische Anbieter in Frage. Das ist eine Vorstellung, die Washington nicht behagt.
Charttechnik
Aus charttechnischer Sicht zeigt die Bayer-Aktie zuletzt, trotz des aktuellen Rückschlags, eine bemerkenswerte Entwicklung. Nach dem dramatischen Absturz auf 18,64 Euro Anfang April hat sich das Papier deutlich erholt und kämpfte sich zurück in den knapp unter 30-Euro-Bereich. Zwar gab es im August nochmal einen Dämpfer Richtung 25,50 Euro, aber wichtig dabei: Der zwischenzeitliche Fall unter die 50-Tage-Linie im August und den 200er SMA im April erwies sich als klassische Bärenfalle. Mittlerweile liegen wieder alle relevanten gleitenden Durchschnitte unter dem aktuellen Kursniveau. Das ist ein positives Signal für die technische Verfassung der Aktie. Allerdings wartet nun eine breite Widerstandszone zwischen 29,80 und 31,00 Euro, das in etwa dem markanten Jahreshoch aus 2024 entsrpricht. Ein Ausbruch darüber würde ein starkes Kaufsignal setzen und die Bodenbildung bei 18,37 Euro endgültig bestätigen. Kursziel wäre für diesen Fall die Marke bei 40 Euro. Sollten die Kurse hingegen unter 27,10 Euro fallen, wären kleinere Verkaufssignale zu befürchten. Unterstützung findet sich um 26 Euro, und darunter noch bei 25 Euro. Der RSI liegt bei leicht positiven 58 Punkten.
Was tun?
Der Vericiguat-Rückschlag zeigt einmal mehr, wie schnell sich bei Pharmaaktien das Blatt wenden kann. Andererseits könnte die entspannte Glyphosat-Situation einen wichtigen Belastungsfaktor eliminieren. Immerhin stehen noch rund 60.000 Verfahren im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichter an. Fundamental ist Bayer dennoch weiter angeschlagen. Die hohe Nettofinanzschuld lässt wenig Spielraum für Investitionen, währungsbedingte Belastungen drücken das Ergebnis. Dennoch zeigen die "neuen Produkte" wie Nubeqa und Kerendia starke Zuwachsraten. Das Unternehmen arbeitet intensiv daran, bis 2026 Rechtssicherheit beim Glyphosat-Thema zu schaffen. Charttechnisch befindet sich die Aktie in einer Erholungsphase. Gelingt es die Hürde bei 30 und auch bei 31 Euro zu nehmen, dann winkt das Kursziel 40 Euro.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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