
Ein Kursfeuerwerk an der Nasdaq: Die Aktie von Check-Cap schoss Montag zeitweise um mehr als 300 Prozent nach oben. Auslöser war die Fusion mit dem KI-Unternehmen MBody AI. Entsteht hier etwas ganz Großes?
Auf den ersten Blick haben beide Unternehmen nicht viel gemeinsam. Check-Cap ist ein Medizintechnikunternehmen mit Sitz in Israel, das sich auf innovative Diagnoseverfahren zur Früherkennung von Darmkrebs spezialisiert hat. Das Unternehmen entwickelte eine Kapsel zur nicht-invasiven Kolonuntersuchung, die ohne Abführmittel auskommt und Patientenkomfort erhöhen soll.
Trotz technischer Fortschritte gelang es Check-Cap bislang nicht, den Sprung in die breite Kommerzialisierung zu schaffen. In den vergangenen Jahren war die finanzielle Lage angespannt, weshalb das Unternehmen 2023 eine strategische Überprüfung einleitete. Diese ergab jetzt eine Fusion mit Mbody, die auf den ersten Blick kaum einen Sinn ergibt.
Die Zukunft der Robotik? - Lernen durch Sprache und Demonstration
MBody AI ist ein aufstrebendes Start-up aus dem Bereich Künstliche Intelligenz, das eine proprietäre Plattform für sogenannte "Embodied AI" entwickelt. Das Unternehmen beschreibt seine Technologie als "Gehirn der Autonomie", das intelligente Systeme in die Lage versetzt, in Echtzeit zu lernen und sich an wechselnde Umgebungen anzupassen.
Damit verfolgt MBody in der Welt der industriellen Robotik einen ganz neuern Ansatz, der den traditionellen, stark programmierten Maschinen einen Schritt voraus sein könnte. Das Start-up setzt auf eine revolutionäre Technologie, bei der Roboter nicht nur statisch programmiert, sondern dynamisch durch Sprache und Demonstration lernen - ähnlich wie der Mensch.
Die kleine Gemeinsamkeit
Erste Anwendungen testet MBody AI im Gastgewerbe, wo Roboter und autonome Systeme Prozesse unterstützen sollen. Dazu passt, dass Check-Cap am 3. September 2025 exklusive Ghost-Kitchen-Franchise-Rechte in New Jersey erworben hat, um vom wachsenden Markt für digitale Küchen zu profitieren. Dieses Asset-Purchase-Agreement mit Parea LLC ist Teil der Strategie des Unternehmens, neue Einnahmequellen zu erschließen und sein Geschäft im Bereich der Gastronomie zu diversifizieren.
Ansonsten finden Anleger keine Gemeinsamkeiten, die zusammenpassen oder Synergieeffekte auslösen würden. Was die Zukunft angeht, sind die Rollen klar verteilt. Mbody AI ist das Herzstück des neuen Unternehmens und das wird auch in der Vereinbarung zum Zusammenschluss klar deutlich.
MBody gibt den Ton an
Gemäß den Bedingungen der Vereinbarung übernehmen die aktuellen Anteilseigner von MBody AI rund 90 Prozent des fusionierten Unternehmens, während die bisherigen Aktionäre von Check-Cap die restlichen 10 Prozent halten. Der Sitz des Unternehmens bleibt bestehen, künftig wird es jedoch unter dem Namen "MBody AI Ltd." firmieren.
"Wir freuen uns sehr, eine endgültige Fusionsvereinbarung mit MBody AI abzuschließen", sagte David Lontini, Vorstandsvorsitzender und Interims-CEO von Check-Cap. "Es war ein langer Weg für Check-Cap, seit wir 2023 eine Überprüfung strategischer Alternativen angekündigt haben. Wir sind überzeugt, den richtigen umsatzgenerierenden Fusionspartner gefunden zu haben, der uns den Eintritt in eine wachstumsstarke Branche ermöglicht, während wir uns weiterhin auf unser Bestandsgeschäft konzentrieren können."
Auf gut deutsch: MBody AI sichert den Fortbestand von Check-Cap. Geht man von der ersten Reaktion der Anleger aus, dann scheint der Plan zu funktionieren. Die Aktie von Check-Cap schoss zu Wochenbeginn in der Spitze über 300 Prozent in die Höhe.
Mein Tipp: Interessant und Beobachtungswert.
Auch auf den zweiten Blick ist der Zusammenschluss von Check-Cap und MBody AI genau das, was man vermutet. Eine Zweckgemeinschaft, die für zwei Parteien, die eigentlich gar nicht miteinander am Hut haben, Vorteile bringt. Check-Cap bekommt im Windschatten von MBody AI genügend ab, um weiterhin zu versuchen seine Vorsogeprodukte gegen Darmkrebs zu kommerzialisieren und im Gegenzug muss der Spezialist für "Embodied AI" keinen teuren Börsengang aufs Parkett legen und eröffnet sich neue Chancen am Kapitalmarkt. Schlägt die Technik von MBody AI ein, dann könnte es für beide Seiten eine Win-Win-Situation sein.
Roboter lernen wie Menschen
MBody AI hat eine Plattform entwickelt, die Roboter mit der Fähigkeit ausstattet, auf gesprochene Anweisungen und demonstrierte Aufgaben zu reagieren. Im Gegensatz zu traditionellen Robotiksystemen, die auf strenge, vorab programmierte Algorithmen angewiesen sind, kann die Technologie von MBody AI den Roboter dazu befähigen, neue Aufgaben zu erlernen, indem ein Bediener ihm einfach zeigt, wie die Aufgabe auszuführen ist. Diese Methode des "Demonstrationslernens" könnte für die Industrie ein Gamechanger werden, da sie den Aufwand für die manuelle Programmierung minimiert und gleichzeitig die Flexibilität erhöht.
MBody AI setzt dabei auf eine modulare Architektur, die es ermöglicht, ihre Technologie nahtlos in bereits bestehende Robotiksysteme zu integrieren. Das Unternehmen verfolgt die Vision, dass Maschinen kontinuierlich lernen und sich an veränderte Bedingungen und Umgebungen anpassen, ohne dass eine umfassende Neuprogrammierung erforderlich ist. Dies könnte die Effizienz in einer Vielzahl von Industrien, von der Fertigung bis zur Logistik, erheblich steigern.
Breite Anwendungsmöglichkeiten
Die Technologie von MBody AI hat das Potenzial, sich in verschiedenen Sektoren zu etablieren. Ein Anwendungsbereich ist zum Beispiel die Industrieautomation, wo Roboter und Maschinen zunehmend in komplexe Prozesse integriert werden. Doch auch in Bereichen wie Lagerlogistik, Gastgewerbe, Büroverwaltung und sogar im Gesundheitswesen könnten die flexiblen Lernfähigkeiten von MBody AI-gestützten Systemen zum Einsatz kommen.
Noch ein langer Weg
Obwohl sich die Technologie von MBody AI vielversprechend anhört, steht das Unternehmen noch vor einigen Herausforderungen. Was sich in der Theorie so einfach anhört, kann in der Praxis zu großen Problemen führen. Dazu gehört etwa die Frage, wie zuverlässig Roboter in dynamischen, nicht vorhersehbaren Umgebungen funktionieren werden. Während die kontinuierliche Lernfähigkeit ein großer Vorteil ist, könnte es in komplexen, sich ständig ändernden Produktionsumfeldern zu unerwarteten Problemen kommen. Ebenso stellt sich die Frage, wie gut Roboter mit unterschiedlichen kulturellen Kontexten oder spezifischen Kundenanforderungen umgehen können - insbesondere in Bereichen wie dem Gastgewerbe.
Eine neue Ära für die Robotik?
Klappt alles so wie MBody AI sich das vorstellt, dann könnte das Unternehmen an der Spitze einer möglichen Revolution in der Robotik stehen. Durch den Einsatz von natürlicher Sprachsteuerung und Demonstrationslernen bietet das Unternehmen eine Technologie, die nicht nur effizienter und flexibler ist, sondern auch die Art und Weise, wie Roboter in verschiedenen Branchen eingesetzt werden, fundamental verändert. Wenn MBody AI seine Visionen realisiert, könnte es die Produktivität und Flexibilität in der Industrie entscheidend verbessern und dabei helfen, die nächste Generation autonomer Arbeitskräfte zu entwickeln.
Ein kleiner Haken besteht allerdings. Wenn die Vision von MBody AI sich bewahrheiten sollte, warum haben dann nicht schon längst Konzerne wie Siemens & Co ihre Fühler nach dem Spezialisten ausgestreckt? Daher sind Anleger erst einmal gut beraten, wenn sie die Aktie auf die Watchlist setzen und das Geschehen von außen betrachten.
So wie die Lage aussieht, wird der neue Konzern "MBody AI Ltd." mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weiteres Kapital für seine Pläne benötigen. Daher ist es nur eine Frage der Zeit, bis eine erste Kapitalerhöhung kommen wird. Die sollten Anleger auf jeden Fall abwarten und schauen, wie das ganze Szenario im Anschluss aussieht.
Zuvor müssen auch noch die Aktionäre zustimmen. Das Einverständnis soll auf der für den 17. Oktober 2025 angesetzten Hauptversammlung eingeholt werden.
Markus Weingran, Chefredakteur wallstreetONLINE Börsenlounge
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