FRANKFURT (dpa-AFX) - Continental ist bei der Neuaufstellung des Konzerns einen guten Schritt vorangekommen: Die Abspaltung der bisherigen Tochter Aumovio ist mit dem reinen Spin-Off an der Börse vom Donnerstag vollzogen. Der Dax-Konzern hakt damit einen weiteren Punkt des laufenden Großumbaus ab - am Ende soll nur noch die Reifensparte übrigbleiben.
Der erste Kurs des Autozulieferers Aumovio an der Börse betrug 35 Euro, bevor zuletzt dann 34,70 Euro bezahlt wurden. Conti-Anteilsscheine notierten bei 58,28 Euro. Aus Sicht der Anleger ging es damit im Vergleich mit dem Vortagesschluss wertmäßig spürbar nach oben: Beide Aktien im Verhältnis kombiniert, lag der vergleichbare Kurs zuletzt bei 75,63 Euro und damit 3,6 Prozent über dem Xetra-Schlusskurs vom Vortag, der 72,98 Euro betragen hatte. Je Conti-Papier bekamen die Aktionäre eine halbe Aumovio-Aktie automatisch ins Depot gebucht. Anleger hielten daher zunächst Anteile von beiden Unternehmen.
Als Auswirkung der Abspaltung hatte der Dax am Donnerstag kurzzeitig 41 statt 40 Mitglieder. Damit soll die Abbildbarkeit des Dax für Anleger gewährleistet werden. Mit Handelsschluss wird Aumovio dann wieder aus dem Dax genommen.
Im Angebot hat das neue Unternehmen Aumovio mit Sitz in Frankfurt unter anderem Bremsen, Fahrwerke, Fahrzeugelektronik, Infotainment-Lösungen, Sensoren sowie Komponenten für das assistierte und automatisierte Fahren. Bislang zählt der Bereich rund 92.000 Beschäftigte - fast die Hälfte der Conti-Beschäftigten. Der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei 19,4 Milliarden Euro.
Der Börsengang von Aumovio reiht sich ein in den tiefgreifenden Umbau von Continental. Auch von der Kunststofftechniksparte Contitech will sich der Konzern trennen. Sie soll verkauft werden. 2021 hatten die Hannoveraner bereits die Antriebssparte Vitesco abgespalten, die mittlerweile im Schaeffler-Konzern aufgegangen ist. Letztlich soll nur das Reifengeschäft bei Conti bleiben - es steuerte bisher auch den Löwenanteil des Gewinns bei.
Conti-Chef Nikolai Setzer spricht von der "bisher tiefgreifendsten Neuaufstellung" in der Unternehmensgeschichte. So sollen "neue Kräfte" freigesetzt werden. Das lukrative Reifengeschäft muss dann auch nicht mehr die schwächere Autozulieferung stützen. Großinvestoren könnten den getrennten Konzernteilen daher auch mehr Wert beimessen, so die Hoffnung in Hannover. Großaktionär ist bei beiden Konzernen zunächst weiter mit je 46 Prozent der Anteile die Industriellenfamilie Schaeffler.
Contis Autozuliefergeschäft schrieb in den vergangenen Jahren immer wieder rote Zahlen. Zuletzt hatte der nach Umsatz ehemals größte Konzernteil aber etwas mehr verdient. Der Umsatz sackte im zweiten Quartal wegen der stockenden weltweiten Autoproduktion zwar um fünf Prozent ab, doch blieb davon mehr als Gewinn hängen.
Zu verdanken ist das unter anderem Kostensenkungen und Preiserhöhungen. Der Sparkurs wurde zuletzt noch einmal verschärft. Mehr als 10.000 Stellen fallen weg, jeweils rund zur Hälfte in der Verwaltung sowie in Forschung und Entwicklung./tih/hgo/men