
Wegweisende Kooperation? Der KI-Chip-Marktführer Nvidia steigt mit 5 Milliarden US-Dollar bei seinem Rivalen Intel ein. Die beiden Tech-Giganten planen Chips für Rechenzentren und PCs zu entwickeln.
Der Deal zwischen Nvidia und Intel, der am Donnerstag bekannt gegeben wurde, markiert einen potenziellen Wendepunkt in der Halbleiterindustrie. Nvidia, dessen Chips den globalen KI-Boom antreiben, gibt damit ein bedeutendes Votum des Vertrauens für den traditionsreichen, aber in den letzten Jahren angeschlagenen US-Chiphersteller ab. Die Investition von 5 Milliarden Dollar erfolgt zu einem Preis von 23,28 Dollar pro Intel-Stammaktie - ein Preis, der unter dem Mittwochsschlusskurs lag, aber über dem Preis, den die US-Regierung für ihre eigene Beteiligung im vergangenen Monat gezahlt hatte.
Mit dieser Transaktion steigt Nvidia zu einem der größten Anteilseigner von Intel auf und wird nach Ausgabe neuer Aktien voraussichtlich 4 Prozent oder mehr des Unternehmens halten. Dies verschafft Intel ein dringend benötigtes Kapitalpolster, das zu den jüngsten Investitionen von Softbank und der US-Regierung hinzukommt.
Im Kern der Vereinbarung steht die gemeinsame Entwicklung von Chips für die Märkte für Rechenzentren und PCs. Dabei werden die beiden Unternehmen die führende künstliche Intelligenz und beschleunigte Rechenleistung von Nvidias NVLink-Technologie und CUDA-Architektur mit Intels dominanter x86-Architektur kombinieren. Für den Rechenzentrumsmarkt wird Intel kundenspezifische x86-CPUs entwickeln, die mit Nvidias KI-Chips (GPUs) gebündelt werden. Diese schnellen Verbindungen sind entscheidend für KI-Anwendungen, da sie eine nahtlose Datenverarbeitung zwischen den Chips ermöglichen.
Für den Endverbrauchermarkt wird Intel einen maßgeschneiderten Grafikchip von Nvidia in seine eigenen PC-Prozessoren integrieren. Diese strategische Verbindung könnte Intels Position gegenüber Rivalen wie AMD stärken und die Innovationsgeschwindigkeit im PC-Markt beschleunigen.
Strategische Auswirkungen und Marktdynamik
Die Zusammenarbeit ist nicht ohne Risiken für andere Branchenteilnehmer. Für AMD, das mit Intel um die Rechenzentrumslieferungen konkurriert, könnte die neue Allianz von Nvidia und Intel den Marktanteil schmälern. Zudem gerät der taiwanesische Auftragsfertiger TSMC unter Druck, da die Vereinbarung die Möglichkeit eröffnet, dass Nvidia in Zukunft Auftragsfertigungen seiner Flaggschiff-Prozessoren auch an Intel vergeben könnte, anstatt diese ausschließlich bei TSMC herstellen zu lassen.
Obwohl die Vereinbarung noch keinen konkreten Fertigungsauftrag für Intels Foundry-Geschäft (Auftragsfertigung) vorsieht, gilt die Partnerschaft als entscheidender Schritt für die Zukunft beider Unternehmen.
"Diese historische Zusammenarbeit verbindet Nvidias KI- und Beschleuniger-Stack eng mit Intels CPUs und dem umfangreichen x86-Ökosystem - eine Fusion zweier Weltklasse-Plattformen", sagte Nvidia-CEO Jensen Huang in einer Erklärung. Er fügte hinzu: "Gemeinsam werden wir unsere Ökosysteme ausbauen und das Fundament für die nächste Ära des Computings legen."
Auch Intel-CEO Lip-Bu Tan betonte die Synergien: "Intels führende Rechenzentrums- und Client-Computing-Plattformen, kombiniert mit unserer Prozesstechnologie, Fertigung und unseren fortschrittlichen Packaging-Kompetenzen, ergänzen Nvidias führende Position im Bereich KI und beschleunigtes Computing und ermöglichen der Branche neue Durchbrüche."
Die beiden Unternehmen machten keine Angaben zu den finanziellen Details der technischen Zusammenarbeit, betonten jedoch, dass sie "mehrere Generationen" zukünftiger Produkte gemeinsam entwickeln werden.
Mein Tipp: Intel ist übern Berg
Der Einstieg und die Zusammenarbeit zwischen Nvidia und Intel ist wirklich ein Paukenschlag. Nachdem sich schon die US-Regierung an Intel beteiligt hat, dürfte Intel das Gröbste überstanden haben.
Auf einen Schlag hat sich die Zukunft für Intel deutlich verbessert. Die Anleger reagieren zu Recht euphorisch und schicken die Aktie rund 30 Prozent ins Plus. Der steile Anstieg könnte aber erst der Beginn einer starken Erholung des Kurses sein.
Das Allzeithoch von Intel liegt bei 84,50 US-Dollar und stammt aus dem Jahr 1998. Mit dem heutigen Kurssprung hat Intel auf einen Schlag selbst das optimistischste Kursziel der Analysten deutlich geknackt. Es lag bei 28 US-Dollar.
Jetzt sind die Analysten an der Reihe, den Deal einzuordnen und es werden wahrscheinlich die meisten ihr Kursziel deutlich nach oben anpassen, was den Kurs weiter in die Höhe treiben könnte. Zudem hat Nvidia noch nichts bei Intel in Auftrag gegeben. Flattern die ersten Bestellungen rein, dürfte das ebenfalls den Kurs in die Höhe schieben.
Anleger sollten eine kurze Beruhigung im Kurs abwarten und dann bei Intel einsteigen. Das Nvidia sowieso ins Depot gehört, braucht an dieser Stelle wohl nicht erwähnt werden.
Markus Weingran, Chefredakteur wallstreetONLINE Börsenlounge
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