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Die RWE-Aktie steht vor einer wichtigen Kursmarke. Während der Energiekonzern mit cleveren Finanzierungsstrategien und milliardenschweren Green Bonds punktet, entscheidet die kritische Marke von 37 Euro über das weitere Schicksal des Papiers.
Experten sehen nach oben ein Kursziel von bis zu 48 Euro - doch was passiert, wenn der Ausbruch scheitert? Dann droht ein Absturz auf 30 Euro. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob RWE die Energiewende-Fantasie in bare Münze verwandeln kann oder ob die Aktie weiter abrutscht. Ein Blick auf die aktuellen Entwicklungen zeigt: Hier geht es um vieles, vielleicht sogar um alles oder nichts.
Finanzierungsstrategie mit doppeltem Boden
RWE überrascht derzeit mit einer Doppelstrategie am Kapitalmarkt. Der Konzern sammelt einerseits über Green Bonds sage und schreibe 2 Milliarden US-Dollar für grüne Projekte ein. Gleichzeitig läuft das Aktienrückkaufprogramm auf Hochtouren. Zuletzt wanderten über 536.000 eigene Aktien zurück in die Unternehmenskasse. Das klingt auf den ersten Blick widersprüchlich. Warum Geld aufnehmen und gleichzeitig Aktien zurückkaufen? Die Antwort ist durchaus schlau: Die Green Bonds finanzieren gezielt den Ausbau erneuerbarer Energien, während die Rückkäufe den Kurs stützen sollen. Diese Kapitalallokation spricht verschiedene Anlegergruppen gleichzeitig an und die Nachfrage nach den grünen Anleihen war überwältigend. Das Orderbuch war mehr als fünffach überzeichnet. Die Konditionen fielen sogar besser aus als im Vorjahr. Das zeigt: Die Kapitalmärkte honorieren RWEs strategische Neuausrichtung mit günstigeren Finanzierungsbedingungen. Seit Juni hat der Konzern bereits deutlich über 4 Millionen Aktien zurückgekauft. Ein Signal, dass man auch so interpretieren könnte, dass das Management die eigene Aktie für unterbewertet hält.
Energiewende als Milliardengeschäft
Goldman Sachs malt ein interessantes Bild der europäischen Energiezukunft. Nach 15 Jahren rückläufigen Stromverbrauchs steigt die Nachfrage wieder deutlich an. Gleichzeitig wurden Investitionen in neue Kapazitäten chronisch vernachlässigt. Die Lösung? Massive Investitionen von 3 Billionen Euro über die nächsten zehn Jahre. RWE könnte als einer der Hauptprofiteure dieser Investitionsoffensive gelten. Der Konzern hat eine führende Position im lukrativen Offshore-Wind-Segment aufgebaut. Dazu kommen ein starkes Portfolio aus Onshore-Wind und Solaranlagen sowie flexible Erzeugungskapazitäten als Backup-Lösung. Die US-Investmentbank bekräftigt ihre Kaufempfehlung und hält am Kursziel von 44,50 Euro fest. Das impliziert ein Aufwärtspotenzial von fast 30 Prozent gegenüber den aktuellen Notierungen. Auch der Immobilienverkauf am Tagebau Garzweiler zeigt: RWE gestaltet den Übergang von der Braunkohle-Ära aktiv mit und positioniert sich für die Zukunft.
Charttechnik
Aus charttechnischer Sicht steht RWE vor einer entscheidenden Weichenstellung, denn die Aktie notiert aktuell bei rund 35,40 Euro und kämpft eventuell schon in Kürze mit dem Widerstand bei 37 Euro. Diese Marke hat in der Vergangenheit mehrfach als Deckel fungiert. Ein nachhaltiger Durchbruch darüber würde das Tor zu deutlich höheren Kursen öffnen. Bei einem erfolgreichen Ausbruch über 37 Euro dürfte die Aktie schnell in Richtung der psychologisch wichtigen 40-Euro-Marke laufen. Darüber hinaus wären sogar Kurse von 46 bis 48 Euro möglich. Dann würden überspitzt gesagt der Bär steppen und die Kuh fliegen. Die Aufwärtsdynamik könnte sich schnell beschleunigen. Scheitert jedoch der Ausbruch und fällt RWE unter die Unterstützung bei 34 Euro, droht eine bearishe Entwicklung. In diesem Szenario wäre ein Rückfall auf 30 Euro durchaus denkbar. Die Volatilität der vergangenen Wochen zeigt: Hier entscheiden oft wenige Euro über Wohl und Wehe der Aktionäre.
Was tun?
RWE präsentiert sich fundamental gut aufgestellt für die Energiewende. Die jüngsten Halbjahreszahlen waren zwar von schwachen Windbedingungen geprägt, doch die langfristigen Aussichten bleiben intakt. Der erfolgreiche Kapitalmarktzugang über Green Bonds und die aktive Kapitalpolitik via Aktienrückkäufe sprechen für ein selbstbewusstes Management. Die fundamentalen Daten stimmen: RWE profitiert vom Megatrend Energiewende und hat sich strategisch klug positioniert. Goldman Sachs prognostiziert 3 Billionen Euro Investitionsbedarf im europäischen Strommarkt. Das ist ein gigantisches Marktpotenzial. Über 37 Euro ist RWE unserer Meinung nach ein Kauf mit Kurszielen von 46 bis 48 Euro. Unter dieser kritischen Marke sollten Anleger jedoch vorsichtig bleiben. Dann droht möglicherweise ein Absturz auf 30 Euro, und die Aktie wird zum Verkaufskandidat.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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