
Amazon, Apple oder Nvidia haben es zum Teil nicht nur einmal getan: Ihre Aktien gesplittet. Bei Rheinmetall kamen die Rufe nach einem Aktiensplit schon bei 1.000 € auf. Jetzt ist die 2.000 € geknackt. Kommt er jetzt?
Der Rüstungs- und Technologiekonzern Rheinmetall hat zu Wochenbeginn ein neues Kapitel seiner beispiellosen Rally geschrieben. Angetrieben durch die Ankündigung eines Großauftrags durch die US-Regierung zur Lieferung von Artilleriemunition an einen osteuropäischen Kunden - mit einem Gesamtwert von 444 Millionen Euro - übersprang die Aktie kurzzeitig die symbolträchtige 2.000-Euro-Marke.
Die Lieferungen sollen zwischen 2026 und Juni 2027 erfolgen. Dieser Meilenstein unterstreicht die historisch einmalige Entwicklung des DAX-Mitglieds: Seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine hat sich das Papier angesichts der notwendigen Verteidigungsinvestitionen in Europa und der Welt fast verzwanzigfacht und Rheinmetall zum sechstwertvollsten deutschen Unternehmen gemacht.
Die Frage des Aktiensplits: Deutsche Zurückhaltung versus US-Dynamik
Angesichts solch rasanter Kursanstiege drängt sich die Frage auf, ob Rheinmetall bald dem Beispiel internationaler Tech-Giganten folgen wird. Unternehmen wie Nvidia, Apple oder Amazon haben in den USA, getrieben durch massive Kurszuwächse, in der Vergangenheit mehrfach Aktiensplits durchgeführt, um ihre Papiere optisch günstiger und damit für Kleinanleger attraktiver zu machen.
Die positiven Effekte sind statistisch belegt: Auf der Grundlage von Bloomberg Corporate Action-Daten seit 1980 zeigten S&P 500-Aktien, die Splits ankündigten, eine deutliche Outperformance. Sie legten in den zwölf Monaten nach der Ankündigung im Durchschnitt um 25 Prozent zu, während der breite Index nur um 9 Prozent stieg.
Ein Teil dieser Stärke ist laut Experten der Bank of America zwar auf das bereits existierende positive Kurs-Momentum der Split-Kandidaten zurückzuführen, doch zieht die optische Verbilligung nach dem vollzogenen Split erfahrungsgemäß neue Anleger an.
Kulturelle Gründe für die Seltenheit im DAX
In Deutschland ist die Situation jedoch traditionell anders. Die oberste deutsche Börsenliga bleibt ihrer Zurückhaltung treu: Der letzte Aktiensplit im DAX liegt mit dem Eon-Split im August 2008 (Verhältnis 1:3) bereits lange zurück. Zuvor hatten nur SAP (1998 und 2001) und Siemens diesen Schritt vollzogen.
Die Gründe für die hierzulande seltene Praxis sind vor allem kultureller und struktureller Natur: Die Kursdynamik deutscher Unternehmen ist insgesamt moderater, das hiesige Aktionärsbild ist konservativer geprägt, und extrem wachstumsstarke Tech-Konzerne mit rasanten Kurssteigerungen sind seltener.
Hinzu kommt, dass viele deutsche Investoren traditionell größeren Wert auf stabile Dividendenrenditen als auf steile Kursfantasien legen, was den Druck zur optischen Kurskorrektur minimiert. Die Rufe nach einem Aktiensplit bei Rheinmetall waren bereits bei Kursen von deutlich über 1.000 Euro vorhanden: Auf der diesjährigen Hauptversammlung war der Punkt, trotz des explosiven Kursverlaufs, aber kein Thema.
Mein Tipp: Kursfantasie bleibt - auch ohne Split
Auch wenn die Rheinmetall-Aktie nun kurzzeitig die 2.000-Euro-Marke überschritten hat, wird ein Aktiensplit in Deutschland nicht automatisch wahrscheinlicher. Für das weitere Kurspotenzial dürfte das Ausbleiben eines Splits jedoch kaum ins Gewicht fallen, da die fundamentalen Wachstumsaussichten des Rüstungskonzerns weiterhin intakt sind.
Analysten sehen die Aktie noch nicht am Ende der Fahnenstange angekommen: Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt laut MarketScreener aktuell bei 2.137,78 Euro. Das höchste vergebene Kursziel beträgt sogar 2.500 Euro, was ausgehend vom aktuellen Niveau (rund 1.990 Euro) ein weiteres Potenzial von fast 28 Prozent in Aussicht stellt. Rheinmetall reitet weiterhin auf einer geopolitisch getriebenen Wachstumswelle, welche die Kursfantasie beflügelt.
Markus Weingran, Chefredakteur wallstreetONLINE Börsenlounge
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