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Die Aktie des dänischen Pharmakonzerns steckt in der tiefsten Krise seit Jahren. Nach einem Kurssturz von knapp 50 Prozent in diesem Jahr warnen Analysten vor weiterem Ungemach. Morgan Stanley hat das niedrigste Kursziel aller Zeiten ausgegeben und stuft die Aktie auf Verkaufen ab. Die Probleme häufen sich. Nachlassende Verschreibungen in den USA, zunehmende Konkurrenz durch billigere Nachahmer und eine drohende Sammelklage. Bricht die Aktie unter die psychologisch wichtige Marke von 40 Euro, könnte ein Rutsch in Richtung 30 Euro oder noch tiefer folgen. Die einst als unangreifbar geltende Erfolgsgeschichte wird zum Albtraum für Anleger. Was ist da bloß passiert?
Das große bzw. böse Erwachen
Novo Nordisk galt lange als sicherer Hafen im Pharmasektor. Die Blockbuster Wegovy und Ozempic schienen dem Unternehmen goldene Zeiten zu bescheren. Doch die Realität hat das Management brutal eingeholt. Ende Juli kam der Schock: Die Jahresprognose für 2025 wurde drastisch zusammengestrichen. Sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn musste der Konzern seine Erwartungen nach unten korrigieren. Der Grund liegt auf der Hand. Der amerikanische Markt für Abnehmmedikamente wächst viel langsamer als erhofft. Die Verschreibungszahlen für Wegovy, Ozempic und Rybelsus gehen merklich zurück. Das macht den Analysten Sorgen. Morgan Stanley hat die Reißleine gezogen und die Aktie von Halten auf Verkaufen abgestuft. Das Kursziel wurde von 380 auf 300 Kronen gekappt. Das sind umgerechnet nur noch 40 Euro. Die Begründung der Experten klingt vernichtend. Dem Unternehmen steht ein harter Weg bevor. Die Konkurrenz durch billige Nachahmerprodukte nimmt zu. Auch Innovatoren wie Eli Lilly machen Novo Nordisk das Leben schwer. Der amerikanische Rivale hat eine Abnehmpille entwickelt, die nicht nur einfacher einzunehmen ist als eine Spritze. Sie soll auch Cholesterin und Blutdruckwerte verbessern. Zudem ist sie billiger in der Herstellung. Das setzt Novo Nordisk unter massiven Preisdruck.
Die Klagen türmen sich auf
Als wäre die operative Misere nicht genug, droht nun auch juristischer Ärger. Bis zum 30. September konnten sich Anleger einer Sammelklage anschließen. Betroffen sind alle, die zwischen Mai und Juli 2025 Aktien des Unternehmens hielten. Den Führungskräften wird vorgeworfen, die Auswirkungen der Konkurrenz durch Nachahmerprodukte systematisch heruntergespielt zu haben. Angeblich wurden die langfristigen Wachstumschancen geschönt und Investoren in die Irre geführt. Die Vorwürfe lauten auf Wertpapierbetrug und illegale Geschäftspraktiken. Eine erfolgreiche Klage könnte weitere finanzielle Belastungen nach sich ziehen.
Charttechnik
Charttechnisch gesehen befindet sich die Aktie in einem gefährlichen Bereich. Die Unterstützungen sind zwar vorhanden, doch die Aufwärtsbewegung ist ins Stocken geraten. Das Papier notiert aktuell bei 47,25 Euro. Die psychologisch wichtige Marke von 40 Euro rückt bedrohlich nah. Ein Durchbruch nach unten hätte fatale Folgen. Dann wäre der Weg frei für einen weiteren Absturz in Richtung 30 Euro oder noch tiefer. Die technischen Indikatoren zeigen keine Trendwende an. Im Gegenteil. Die Verkäufer haben das Heft fest in der Hand. Jeder Versuch einer Erholung wird sofort abverkauft. Die Nervosität am Markt nimmt zu. Anleger fragen sich, wo bzw. wann der Boden erreicht ist. Eine klare Antwort gibt es nicht. Solange keine positiven Studienergebnisse oder klare Differenzierungsmerkmale gegenüber der Konkurrenz vorgelegt werden, bleibt die Lage angespannt. Morgan Stanley rechnet im kommenden Jahr nur noch mit einem Wachstum von fünf Prozent. Das ist bescheiden für einen einstigen Highflyer. Die Bank unterstellt der Aktie ein KGV von elf für 2028. Das liegt auf dem Niveau von Unternehmen, die mit dem Ablauf von Patenten kämpfen. Der RSI ist mit einem Wert von 41 noch nicht am Boden angelangt. Da ist noch Platz nach unten vorhanden.
Was tun?
Die Faktenlage spricht eine klare Sprache. Die operativen Probleme sind real und werden nicht so schnell verschwinden. Die Konkurrenz wird stärker, die Preise geraten unter Druck. Die Verschreibungszahlen in den USA lassen nach. Dazu kommt die juristische Unsicherheit durch die Sammelklage. Die Unternehmenszahlen geben keinen Anlass zur Hoffnung. Die Prognose für 2025 wurde bereits kassiert. Fundamental steht das Unternehmen vor großen Herausforderungen. Charttechnisch droht ein Durchbruch unter 40 Euro. Das würde weiteres Abwärtspotenzial bis 30 Euro oder tiefer eröffnen. Wer noch investiert ist, sollte vielleicht jetzt ernsthaft über einen Ausstieg nachdenken. Ein Stopp bei 40 Euro könnte größere Verluste begrenzen. Neue Investoren sollten vorerst an der Seitenlinie bleiben. Erst wenn sich die Lage fundamental verbessert und die Aktie einen stabilen Boden gefunden hat, wäre ein Wiedereinstieg zu erwägen. Bis dahin bleibt das Risiko einfach zu groß.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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