
© Foto: SAP SE / Norbert Steinhauser
Während Analysten noch von Kurszielen bis 310 Euro träumen, zeigt die Charttechnik ein ganz anderes Bild. Der Softwareriese kämpft mit EU-Kartellermittlungen, und technisch könnte eine Erholung zur 250-Euro-Marke zur perfekten Bullenfalle werden. Was viele Anleger jetzt übersehen. Nach einem möglichen Anlauf an den 200-Tage-Durchschnitt droht der Aktie ein heftiger Rückschlag. Die Gefahr eines Absturzes in Richtung 200 oder gar 180 Euro ist real.
Oberflächlich hui, aber….
Oberflächlich betrachtet läuft bei SAP vieles richtig. KI-Partnerschaften mit OpenAI, Milliardenaufträge von der US-Armee und positive Analystenstimmen dominieren die Schlagzeilen. Doch hinter der glänzenden Fassade lauern erhebliche Risiken. Die EU-Kommission hat ein Kartellverfahren gegen den Konzern eingeleitet. Der Vorwurf: Missbrauch der Marktmacht bei Support-Dienstleistungen. Solche Verfahren ziehen sich oft über Jahre hin und enden nicht selten mit Milliardenbußen. Die Unsicherheit belastet die Aktie spürbar. Trotz aller positiven Meldungen notiert der Titel fast 20 Prozent unter seinem Jahreshoch von 283,95 Euro.
Charttechnik
Die Charttechnik zeichnet ein eher beunruhigendes Bild. Nach dem Absturz vom Februarhoch bei über 280 Euro hat sich die Aktie bei rund 230 Euro ein wenig stabilisiert. Viele Anleger hoffen jetzt auf eine Erholung. Tatsächlich könnte der Kurs nochmal an die psychologisch wichtige 250-Euro-Marke heranlaufen. Genau dort verläuft der 200-Tage-Durchschnitt, eine entscheidende technische Unterstützung. Doch was nach einer Chance aussieht, könnte sich als Falle entpuppen. An dieser Marke dürfte massiver Verkaufsdruck einsetzen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Aktie dort abprallt und wieder nach unten dreht. Das nächste Ziel wäre dann die 200-Euro-Marke. Im schlimmsten Fall könnte es sogar bis 180 Euro hinuntergehen. Der Relative-Stärke-Index liegt aktuell bei 42 und zeigt keine klare Richtung. Die fehlende Dynamik spricht gegen eine nachhaltige Erholung. Zumal müsste die Aktie zunächst einmal den 50er SMA überwinden, der knapp über dem aktuellen Kurs notiert.
Fundamentale Sorgen trotz guter Zahlen
Fundamental präsentiert sich SAP zwar solide. Das Cloud-Geschäft wuchs im dritten Quartal um fast 30 Prozent auf 4,35 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis legte ebenfalls um fast 30 Prozent zu. Auch der freie Cashflow sprang um über 40 Prozent nach oben. Doch diese Zahlen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Markt dem Titel misstraut. Die Bewertung bleibt sportlich. Bei einem aktuellen Kurs von 230 Euro und angesichts der regulatorischen Risiken durch das EU-Verfahren erscheint die Aktie nicht mehr so günstig. Hinzu kommt die allgemeine Schwäche im Technologiesektor. Konjunktursorgen belasten die gesamte Branche. SAP wird davon nicht verschont bleiben. Die strategischen Partnerschaften mit OpenAI und Microsoft klingen vielversprechend, sind aber noch lange nicht in Umsätze umgesetzt. Bis die Delos Cloud für deutsche Behörden wirklich Geld einbringt, kann noch viel Zeit vergehen.
Was tun?
Angesichts der Gesamtsituation sollten Anleger, eher über einen Verkauf, bzw. über einen Absicherungsstopp nachdenken. Die fundamentalen Zahlen sind zwar ordentlich, aber die regulatorischen Risiken durch das EU-Kartellverfahren sind erheblich. Charttechnisch droht nach einem möglichen Anstieg zur 250-Euro-Marke ein deutlicher Rücksetzer. Die Gefahr eines Absturzes in Richtung 200 Euro oder sogar 180 Euro ist real. Die jüngsten positiven Nachrichten über KI-Kooperationen ändern nichts daran, dass der Titel in einer Konsolidierungsphase steckt und die Marktstimmung im Technologiesektor fragil bleibt. Wer Gewinne mitnehmen kann, könnte dies jetzt überlegen zu tun. Für Neueinsteiger ist der aktuelle Zeitpunkt denkbar ungünstig. Besser abwarten, bis sich die technische Lage geklärt hat und das Kartellverfahren absehbarer wird.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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