
© Foto: Plug Power Inc.
Die Aktie von Plug Power ist in einem sensationellen Hype. Binnen weniger Tage/Wochen hat sich der Kurs mehr als verdoppelt. Doch hinter dem scheinbaren "Triumph" steckt eine gefährliche Wette auf die Zukunft. Die fundamentalen Probleme des Wasserstoffspezialisten sind keineswegs gelöst. Das Unternehmen kämpft seit Jahren mit massiven Verlusten und einem dramatischen Kapitalbedarf. Jetzt wurde das Kursziel einer einzigen Bank auf 7 US-Dollar angehoben und plötzlich scheint alles möglich. Shorties werden gegrillt mit ihren Leerverkaufspositionen. Die Euphorie hat einen Namen: H.C. Wainwright. Doch die Mehrheit der Analysten bleibt skeptisch und sieht die Aktie bereits als überbewertet an. Warum ein Einstieg auf diesem Niveau brandgefährlich werden kann.
Eine einzelne Analystenstimme entfacht das Feuer
Die jüngste Kursexplosion bei Plug Power hat einen konkreten Auslöser. Die US-Investmentbank H.C. Wainwright erhöhte ihr Kursziel von 3 auf 7 US-Dollar. Das ist mehr als eine Verdoppelung. Analyst Amit Dayal begründete seinen Optimismus mit steigenden Strompreisen und zunehmender Wettbewerbsfähigkeit von grünem Wasserstoff. Die Aktie schoss daraufhin an einem einzigen Tag um mehr als 30 Prozent nach oben. Innerhalb von drei Handelstagen summierte sich das Plus auf deutlich über 50 Prozent. Seit Anfang September hat sich der Kurs sogar mehr als verdoppelt. Doch die Euphorie steht auf wackeligen Beinen. Von 26 Analysten raten laut Bloomberg gerade einmal sieben zum Kauf. Sechs empfehlen sogar den Verkauf. Die Mehrheit sieht die Aktie lediglich als Halteposition. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei nur 2,37 US-Dollar. Das bedeutet ein deutliches Abwärtspotenzial zum aktuellen Kursniveau. Die Einschätzung von H.C. Wainwright ist also eine absolute Ausnahme. Der Kurs hat sich in kurzer Zeit derart stark von den fundamentalen Daten entfernt, dass eine Korrektur nur eine Frage der Zeit sein dürfte. Hinzu kommt ein weiterer Faktor: ein massiver Short Squeeze. Rund 30 bis 40 Prozent aller Aktien sind derzeit leerverkauft. Steigt der Kurs schnell, müssen sich die Leerverkäufer hastig mit Papieren eindecken. Das treibt den Preis künstlich weiter nach oben. Solche Bewegungen haben jedoch nichts mit der tatsächlichen Qualität des Unternehmens zu tun. Wer jetzt einsteigt, kauft nicht in ein solides Geschäftsmodell, sondern spekuliert auf eine Fortsetzung der Übertreibung.
Die fundamentalen Probleme bleiben ungelöst
Die Begeisterung an der Börse lässt die enormen Schwächen von Plug Power fast vergessen. Dabei sind die Zahlen alarmierend. Das Unternehmen macht seit Jahrzehnten Verluste. In 2023 und 2024 machte Plug jeweils über eine Milliarde US-Dollar operativen Verlust. Im letzten Jahr ist der Umsatz sogar um 30 Prozent eingestürzt. Die Hoffnung auf schnelle Besserung erscheint unrealistisch. Besonders dramatisch ist der Kapitalbedarf. In den vergangenen drei Jahren hat Plug Power unfassbare 4 Milliarden US-Dollar verbrannt. Das Unternehmen musste sich immer wieder frisches Kapital beschaffen. Das geschah durch Ausgabe neuer Aktien, was zu massiver Verwässerung führte. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Kapitalerhöhung ansteht. Dann dürfte der Kurs erneut unter Druck geraten. Die Technologie von Plug Power basiert auf Protonenaustauschmembranen. Diese Methode gilt als etabliert, ist jedoch teuer und materialintensiv. Die Membranen benötigen Edelmetallkatalysatoren wie Platin oder Iridium. Das treibt die Produktionskosten in die Höhe. Zudem sind die Wirkungsgrade oft niedriger als bei Konkurrenztechnologien. Plug Power steht also auch technologisch unter Innovationsdruck. Gleichzeitig hat das Unternehmen Personal abgebaut. Das mag kurzfristig die Bilanz entlasten. Langfristig schwächt es aber die Fähigkeit, in Forschung und Entwicklung zu investieren.
Charttechnik
Die Aktie befindet sich aktuell in einem steilen Aufwärtstrend. Alle wichtigen gleitenden Durchschnitte wurden nach oben durchbrochen. Das signalisiert zunächst Stärke. Doch die Geschwindigkeit der Bewegung ist extrem. Innerhalb von nur vier Wochen hat sich der Kurs extrem erhöht. Solche Anstiege sind nicht nachhaltig. Sie enden fast immer in scharfen Korrekturen. Der Relative-Strength-Index liegt mit einem Wert von 91 deutlich im überkauften Bereich. Das ist ein klassisches Warnsignal. Die Aktie ist heiß gelaufen. Der nächste charttechnische Widerstand liegt erst bei 4,70 US-Dollar. Theoretisch wäre also noch Luft nach oben bis etwa 5 Euro. Doch je höher der Kurs steigt, desto gefährlicher wird die Lage. Das Chance-Risiko-Verhältnis ist extrem ungünstig. Die aktuelle Rallye ist gemessen an dem vorangegangenen Absturz von über 20 US-Dollar Ende 2022 nur eine kleine Gegenbewegung. Wer jetzt einsteigt, setzt darauf, dass die Übertreibung weitergeht. Sobald die Euphorie abebbt, droht ein schneller Rückfall in Richtung 2 Euro.
Was tun?
Die Plug-Power-Aktie ist ein Paradebeispiel für eine gefährliche Spekulation. Das Unternehmen macht seit Jahren massive Verluste, wächst kaum noch und verbrennt Milliarden an Cash. Die Technologie ist teuer und steht unter Innovationsdruck. Der Umsatz schrumpfte 2024 deutlich. Die Profitabilität bleibt in weiter Ferne. Die Charttechnik zeigt zwar einen steilen Aufwärtstrend, doch dieser ist massiv überhitzt. Der RSI signalisiert, dass die Aktie deutlich überkauft ist. Die Rally wurde von einem Short Squeeze befeuert, nicht von verbesserter Substanz. Ein Einstieg auf dem aktuellen Niveau ist hochriskant. Zwar könnte die Aktie noch bis 5 Euro laufen. Doch dann ist sie bereits weit oben. Das Risiko eines Rückfalls Richtung 2 Euro überwiegt deutlich. Die letzten Nachrichten wie die Auslieferung eines Elektrolyseurs nach Portugal sind Selbstverständlichkeiten, keine Sensationen. Die Mehrheit der Analysten hält die Aktie für überbewertet. Das durchschnittliche Kursziel liegt deutlich unter dem aktuellen Kurs. Wer jetzt kauft, hofft auf die Fortsetzung einer Übertreibung. Das ist keine Investition, sondern Zockerei.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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