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Die Super Micro Computer-Aktie steht vor einem Desaster. Während der Kurs kurzfristig um einige Prozent zulegt, verkaufen Firmenchefs massiv ihre Anteile. CEO Charles Liang trennte sich von Aktien im Wert von 12 Millionen US-Dollar, CFO David Weigand und weitere Vorstände stießen ebenfalls hunderttausende Aktien ab. Gleichzeitig verfehlte das Unternehmen zum fünften Mal in Folge die Gewinnerwartungen. Analysten wie Bernstein zweifeln mittlerweile offen an der Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells. Goldman Sachs vergab sogar ein Verkaufs-Rating. Die Bank of America sieht die Aktie bei nur noch 35 US-Dollar. Institutionelle Anleger wie Diligent Investors reduzierten ihre Positionen um über 50 Prozent. Der Konsens der Wall Street lautet inzwischen nur noch "Halten" - ein Warnsignal für jeden Investor.
Führungskräfte verkaufen
Die Insider-Verkäufe sprechen Bände. Wenn die eigenen Firmenchefs nicht mehr an ihr Unternehmen glauben, sollten Anleger aufhorchen. CEO Charles Liang verkaufte am 15. September 200.000 Aktien. Direktorin Liang Chiu-Chu Sara Liu stieß ebenfalls 200.000 Anteile ab. CFO David Weigand trennte sich von 25.000 Aktien. Diese koordinierte Verkaufswelle durch die gesamte Unternehmensführung wirft ernste Fragen auf. Wer könnte die Aussichten besser einschätzen als diejenigen, die täglich die Geschäfte lenken? Die Antwort scheint klar: Sie rechnen mit weiteren Rückschlägen. Sie erfolgten kurz nach der Veröffentlichung enttäuschender Quartalszahlen im August. Der Gewinn je Aktie lag mit 0,31 US-Dollar deutlich unter dem Vorjahreswert. Auch die Bruttomarge sank auf nur noch 9,5 Prozent. Der Wettbewerbsdruck nimmt zu, die Kosten steigen. Super Micro verliert seine Profitabilität. Gleichzeitig musste das Management die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr von ambitionierten 40 Milliarden US-Dollar auf nur noch 33 Milliarden US-Dollar senken. Das ist ein Eingeständnis des Scheiterns. Wenn selbst die Insider ihr Vertrauen verlieren, sollten Kleinanleger vorsichtig werden.
Analysten werden immer skeptischer
Die Stimmung an der Wall Street dreht sich gegen Super Micro. Von 18 analysierten Research-Firmen empfehlen nur noch wenige den Kauf. Neun raten zum Halten, zwei sogar zum Verkauf. Die Bank of America startete ihre Bewertung gleich mit "Underperform" und einem Kursziel von nur 35 US-Dollar. Das wäre ein Rückgang von über 30 Prozent vom aktuellen Niveau. Goldman Sachs vergab sogar ein direktes Verkaufs-Rating. J.P. Morgan senkte ebenfalls die Kursziele. Die Investmentbank Bernstein äußerte öffentlich Zweifel an der Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells. Besonders problematisch erscheint die starke Abhängigkeit vom KI-Boom. Rund 75 Prozent der Umsätze stammen aus KI-bezogenen Servern. Diese Fokussierung wird nun zur Schwäche. Zwar begann Super Micro im September mit der Auslieferung von Servern auf Basis der neuen Nvidia Blackwell-Architektur. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Andere Anbieter holen auf. Die Partnerschaften mit Nokia und Lambda klingen vielversprechend, ändern aber nichts an den grundlegenden Problemen. Das Unternehmen verfehlte bereits zum fünften Mal in Folge die Konsensschätzungen. Das zerstört Vertrauen. Auch institutionelle Investoren ziehen sich zurück. Diligent Investors LLC reduzierte seine Position um über 50 Prozent. Das ist ein deutliches Misstrauensvotum.
Charttechnik
Die charttechnische Lage der Aktie verschlechtert sich zusehends. Nach dem Absturz von über 66,35 US-Dollar im Februar auf zeitweise unter 30 US-Dollar zeigt der Chart ein Bild der Schwäche. Zwar gab es kurzfristig eine Erholung auf knapp 60 US-Dollar, doch das 12-Monatshoch bleibt unerreichbar. Die 50-Tage-Linie liegt unterhalb des aktuellen Kurses, genauso wie der 200er SMA. Das 52-Wochen-Tief bei 17,25 US-Dollar vom November 2024 könnte, wenn alles schief geht, wieder in Reichweite rücken. Die Unterstützung bei 50 US-Dollar wurde mehrfach getestet und könnte bald brechen. Dann droht ein schneller Rutsch Richtung 40 US-Dollar. Dort verläuft eine weitere wichtige Unterstützungszone. Sollte auch diese nicht halten, wäre der Weg frei bis 35 US-Dollar oder tiefer. Die Volatilität bleibt hoch, was die Aktie zu einem gefährlichen Investment macht. Nur ein nachhaltiger Ausbruch über 60 US-Dollar würde das Chartbild aufhellen. Davon ist Super Micro derzeit aber noch entfernt.
Was tun?
Die Faktenlage spricht gegen ein Investment in Super Micro Computer. Die fundamentalen Zahlen enttäuschen seit Monaten. Fünf Quartale in Folge verfehlte das Unternehmen die Erwartungen. Die Profitabilität sinkt, die Margen brechen ein. Die Umsatzprognose musste deutlich gesenkt werden. Gleichzeitig verkaufen Insider ihre Anteile. Das ist ein alarmierendes Signal. Wenn die eigene Führung nicht an die Zukunft glaubt, warum sollten es Kleinanleger tun? Auch die charttechnische Situation gibt wenig Hoffnung. Wichtige Unterstützungen drohen zu brechen. Das Kursziel von 35 US-Dollar der Bank of America erscheint realistisch. Selbst 30 US-Dollar sind nicht ausgeschlossen. Die Analystenmeinungen werden immer negativer. Der Konsens lautet bestenfalls "Halten", viele raten zum Verkauf. Institutionelle Investoren ziehen sich zurück. Die Kombination aus schlechten Zahlen, Insider-Verkäufen und negativer Analystenstimmung ist toxisch. Anleger sollten sich ernsthaft Gedanken machen, ob sie die Aktie unbedingt kaufen wollen, oder vielleicht besser die Finger von dieser Aktie lassen oder bestehende Positionen reduzieren. Das Risiko weiterer Kursverluste überwiegt derzeit deutlich die Chance auf eine Erholung. Super Micro Computer bleibt eher ein Verkaufskandidat.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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