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Nach monatelanger Talfahrt hat sich die Evotec-Aktie stabilisiert und sammelt Kraft für einen möglichen Befreiungsschlag. Die entscheidende Frage lautet: Schafft es der Titel, die psychologisch und charttechnisch wichtige 7-Euro-Marke nachhaltig zu überwinden? Einige Marktteilnehmer trauen dem Papier ein Kurspotenzial von bis zu 40 Prozent zu. Gleichzeitig kursieren hartnäckige Übernahmegerüchte, die dem Kurs zusätzlichen Schwung verleihen könnten. Die aktuelle Bewertung von nur 1,2 Milliarden Euro macht das Unternehmen für strategische Investoren höchst attraktiv. Doch es gibt auch Schattenseiten: Die Deutsche Bank warnt vor schwachen Quartalszahlen und sieht die Jahresziele in Gefahr. Dennoch überwiegen derzeit die Chancen. Die charttechnische Ausgangslage verbessert sich zusehends, und das Unternehmen profitiert von Megatrends wie der KI-Revolution in der Pharmaindustrie.
Übernahme-Fantasie treibt den Kurs
Die Spekulationen um einen möglichen Verkauf bzw. eine Übernahme von Evotec nehmen zu. Große Pharmakonzerne stehen unter enormem Druck. Ihre Blockbuster-Medikamente verlieren den Patentschutz, während die eigenen Entwicklungspipelines oft zu dünn besetzt sind. Gleichzeitig explodiert die Nachfrage nach Medikamenten gegen Volkskrankheiten wie Diabetes und Adipositas. Wer hier mithalten will, braucht innovative Technologien und bewährte Partnerschaften. Genau das bietet Evotec. Das Hamburger Unternehmen arbeitet mit über 800 Biotech-Firmen, großen Pharmakonzernen und akademischen Institutionen zusammen. Diese Vernetzung macht es für potenzielle Käufer besonders wertvoll. Ein Aufkäufer würde sofort Zugang zu einem riesigen Netzwerk erhalten. Die vergleichsweise moderate Bewertung von 1,2 Milliarden Euro steht in starkem Kontrast zur strategischen Bedeutung, die Evotec in der Pharmabranche einnimmt. Der Zeitpunkt für Übernahmeaktivitäten könnte kaum günstiger sein.
Charttechnik
Die technische Ausgangslage bei der Evotec-Aktie verbessert sich schrittweise. Nach dem Absturz auf das Jahrestief bei 5,06 Euro konnte sich der Titel bei 5,70 bis 5,90 Euro stabilisieren. Von dort aus startete eine Erholung, die den Kurs zwischenzeitlich bis an die 7-Euro-Marke führte. Genau hier liegt der Knackpunkt. Gelingt der Ausbruch über die 200-Tage-Linie bei 7,03 Euro, eröffnet sich enormes Potenzial. Dann wäre der Weg frei bis zur nächsten größeren Hürdenstrecke zwischen 7,80 und 8 Euro. Wird auch diese gemeistert, rückt das 52-Wochen-Hoch bei über 10 Euro in greifbare Nähe. Das würden Kursgewinne von deutlich über 40 Prozent bedeuten. Die Indikatoren zeigen erste positive Signale. Der RSI lag zeitweise im überverkauften Bereich, aktuell bei 52, und signalisiert nun immer noch Erholungspotenzial. Die 50-Tage-Linie wurde überschritten und wirkt somit positiv. Auf der Unterseite bildet die Zone zwischen 5,70 und 6,10 Euro einen soliden Boden.
Was tun?
Evotec befindet sich in einer durchaus herausfordernden Phase. Die Halbjahreszahlen zeigten einen Umsatzrückgang, und die Jahresprognose musste ebenfalls gesenkt werden. Die Deutsche Bank erwartet schwache Zahlen für das dritte Quartal. Das sind klare Warnsignale. Dennoch überwiegen derzeit die Chancen - alleine auch schon aus charttechnischer Sicht. Das Geschäft mit Just Evotec Biologics wuchs im ersten Halbjahr prozentual zweistellig. Die strategischen Kooperationen mit Bristol Myers Squibb in den Bereichen Proteinabbau-Therapien und Neurowissenschaften könnten mittelfristig für Stabilisierung sorgen. Hinzu kommen die Übernahme-Fantasien und die Positionierung im Zukunftsmarkt KI-gestützte Wirkstoffentwicklung. Wie schon erwähnt, steht die Aktie vor einem möglichen charttechnischen Befreiungsschlag. Wer auf einen erfolgreichen Turnaround setzt und Schwankungen aushalten kann, findet bei Evotec eine interessante Spekulation mit attraktivem Chance-Risiko-Profil. Konservative Anleger warten den Ausbruch über 7,03 Euro ab. Mutige können bereits auf dem aktuellen Niveau zwischen 6,50 und 6,70 Euro schrittweise Positionen aufbauen. Ein Stopp-Loss unter 5,60 Euro würde das Risiko begrenzen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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