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Die Infineon-Aktie kommt einfach nicht vom Fleck. Trotz neuer Technologien und grüner Energie-Deals bleibt der Kurs bei mageren 32,50 Euro hängen. Das ist kaum mehr als zu Jahresbeginn - und weit entfernt vom Rekordhoch von vor 4 Jahren. Während US-Chipriesen längst wieder Fahrt aufnehmen, tritt der Münchner Halbleiter-Konzern auf der Stelle. Analysten bleiben zwar optimistisch und sehen Kursziele bis 48 Euro. Doch die Realität sieht anders aus: Die Branche schwächelt, die Auftragslage bleibt dürftig und die Quartalszahlen enttäuschen. Wenn die erhofften Impulse ausbleiben, könnte die Aktie schnell wieder in Richtung 25 Euro abrutschen. Wann kommt die nächste Korrektur?
Schwache Zahlen, trübe Aussichten
Die jüngsten Geschäftszahlen von Infineon lesen sich ernüchternd. Im dritten Quartal 2025 erzielte der Konzern einen Umsatz von 3,7 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr rechnet Infineon mit etwa 14,6 Milliarden Euro Umsatz. Das wäre sogar ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Der Gewinn je Aktie schrumpfte im letzten Quartal auf magere 0,23 Euro. Das ist keine Wachstumsstory mehr. Die Hoffnung auf 2026 wirkt da fast schon verzweifelt. Analysten von Jefferies warnen bereits vor einer schwachen Auftragslage im dritten Quartal. Trotz aller Hype-Themen rund um KI bleibt der Ausblick auf das kommende Jahr unsicher. Das Branchentempo schwankt heftig und niemand weiß wirklich, wohin die Reise geht. Die Deutsche Bank mag zwar die technologische Stärke von Infineon loben, doch starke Technologie allein zählt nicht, wenn die Kunden fehlen.
Charttechnik
Seit dem Spätsommer dieses Jahres kämpft die Infineon-Aktie mit einem kleinen Abwärtstrend. Das Papier notiert derzeit bei 32,67 Euro. Damit ist sie deutlich unter dem 52-Wochen-Hoch von 39,07 Euro. Das 52-Wochen-Tief wurde bei 23,50 Euro markiert und dieser Bereich, bzw. knapp darüber könnte schnell wieder in Reichweite kommen. Die Aktie zeigt deutliche Schwäche gegenüber dem US-Halbleiterindex SOX. Während amerikanische Chipwerte bereits wieder anziehen, dümpelt Infineon vor sich hin. Selbst positive Branchenimpulse von ASML konnten nur ein kurzes Aufflackern bringen. Das wirkt eher wie eine technische Gegenbewegung als wie eine echte Trendwende. Die wichtige Marke bei 33 Euro konnte nicht nachhaltig zurückerobert werden. Sollte der Kurs unter 32 Euro fallen, wäre der Weg weiter nach unten frei. Dann rückt schnell die psychologisch wichtige 30-Euro-Marke in den Fokus - und danach wird es richtig ungemütlich. Die beiden wichtigen SMAs (200er und 50er) jedenfalls sind oberhalb des Kurses. Auch ein sogenanntes Todeskreuz der beiden SMAs droht durch Schneiden des 50er durch den 200er von oben nach unten.
Grüne Energie-Deals als Alibi
Infineon versucht sich als Nachhaltigkeitspionier zu positionieren. Der Konzern hat langfristige Stromlieferverträge über insgesamt 770 Gigawattstunden abgeschlossen. Die Partner PNE AG und Statkraft sollen die deutschen Standorte in Dresden, Regensburg, Warstein und München mit Grünstrom versorgen. Bis 2030 will Infineon bei direkten und indirekten Emissionen CO2-neutral werden. Das klingt toll, hilft aber dem Aktienkurs wenig. Solche Deals schaffen zwar Planungssicherheit und polieren das Image auf. Doch am Ende zählt nur das operative Geschäft. Und da sieht es eben nicht rosig aus. Die Nachhaltigkeits-Offensive wirkt fast wie ein Ablenkungsmanöver von den eigentlichen Problemen. Kunden interessiert in erster Linie, ob die Produkte konkurrenzfähig sind und pünktlich geliefert werden. Grüne Energie ist nett, löst aber keine strukturellen Herausforderungen.
Was tun?
Die fundamentalen Daten sprechen eine klare Sprache: Umsatzrückgang, schrumpfende Gewinne und eine dürre Auftragslage. Die Charttechnik zeigt einen intakten Abwärtstrend ohne erkennbare Bodenbildung. Das Todeskreuz droht! Selbst die optimistischen Kursziele der Analysten bis 48 Euro wirken angesichts der Realität realitätsfern. Die nächsten Quartalszahlen am 13. November 2025 werden zeigen, ob Infineon die eigenen Prognosen überhaupt erreicht hat. Doch selbst wenn das gelingt, dürfte der Ausblick auf 2026 ernüchternd ausfallen. Die gesamte Branche kämpft mit Gegenwinden und Infineon hinkt der US-Konkurrenz deutlich hinterher. Das Rückschlagspotenzial in Richtung 25 Euro ist real und sollte nicht unterschätzt werden. Anleger könnten gut daran tun, Gewinne mitzunehmen oder Positionen deutlich zu reduzieren. Wer auf bessere Einstiegskurse wartet, könnte in einigen Monaten eventuell günstiger zugreifen. Infineon braucht mehr als Grüne-Energie-Deals und Auszeichnungen von Bosch, um die Anleger zu überzeugen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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