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Die RWE-Aktie hat in den vergangenen Wochen einen stolzen Anstieg hingelegt. Aktuell liegt sie in Reichweite zum 52-Wochen-Hoch.
Doch genau diese große Euphorie könnte sich als gefährliche Falle entpuppen. Technische Analysten sehen massive Widerstandszonen im aktuellen Kursbereich, die einen weiteren Aufwärtstrend nahezu unmöglich machen. Besonders brisant: Der rasante Kursanstieg erfolgte ohne jede nennenswerte Korrektur. Solche Bewegungen enden an der Börse meistens schmerzhaft. Die Aktie steht bei 41 Euro und wirkt überhitzt. Experten warnen bereits vor einem Rückfall in Richtung 37 Euro, manche sehen sogar die 35-Euro-Marke wieder in greifbarer Nähe. Die Kombination aus schwachen Quartalszahlen, enttäuschenden Umsatzrückgängen und einer charttechnisch völlig überkauften Situation macht die RWE-Aktie zu einem heißen Kandidaten für Short-Spekulationen. Wer jetzt noch kauft, könnte teuer bezahlen.
Fundamentale Schwachstellen trotz Drohnen-Show
RWE versucht mit Schlagzeilen über Transportdrohnen zu Offshore-Windparks von den eigentlichen Problemen abzulenken. Die Zahlen sprechen nämlich eine andere Sprache. Der Umsatz brach im letzten Quartal um satte 20 Prozent ein. Von 4,59 Milliarden Euro ging es runter auf nur noch 3,67 Milliarden Euro. Das ist kein Ausrutscher, sondern ein klarer Abwärtstrend. Beim Gewinn sieht es noch schlimmer aus. Gerade mal 0,91 Euro pro Aktie standen am Ende, während es im Vorjahr noch stolze 2,81 Euro waren. Ein Einbruch von fast 70 Prozent. Die Dividende soll zwar von 1,10 auf 1,19 Euro steigen. Aber das ist Kosmetik und ändert nichts an der Grundproblematik. RWE kämpft mit normalisierten Energiepreisen, die nicht mehr die Rekordgewinne der Vergangenheit zurückbringen. Das Management versucht mit einem 1,5-Milliarden-Rückkaufprogramm gegenzusteuern. Doch auch das wirkt eher wie ein Verzweiflungsakt. Die Reduzierung der Nettoinvestitionen auf 7 Milliarden Euro signalisiert zudem Zurückhaltung statt Wachstumsfantasie.
Charttechnik
Die technische Situation der RWE-Aktie ist hochbrisant. Nach dem Tief bei 27,76 Euro im Dezember 2024 schoss der Kurs in einer nahezu vertikalen Bewegung nach oben. Mehr als 30 Prozent Plus ohne substanzielle Verschnaufpause, außer einer kleinen von Juli bis August.. Solche Bewegungen sind an der Börse selten nachhaltig. Im Bereich zwischen 40, 42 und 43,50 Euro türmen sich jetzt mehrere horizontale Widerstandslinien auf, aber auch schon darunter. Das 52-Wochen-Hoch bei knapp über 41,50 Euro wirkt wie eine unsichtbare Mauer. Jeder Versuch, darüber auszubrechen, wird vom Markt abgewehrt. Die fehlende Konsolidierung auf dem Weg nach oben ist das größte Warnsignal. Gesunde Aufwärtstrends brauchen Pausen, in denen sich neue Käufer formieren. Die RWE-Aktie hatte nur eine einzige, beim letzten Anstieg gar keine. Das bedeutet: Es gibt kaum Unterstützungszonen auf dem Weg nach unten. Wenn die Verkaufswelle erst mal losrollt, droht ein nahezu freier Fall. Die erste Anlaufstelle wäre die 37-Euro-Marke, wo zumindest psychologisch Halt zu erwarten ist. Aber auch die 35 Euro sind nicht aus der Welt. Wer die Volatilität des Energiesektors kennt, weiß dass solche Bewegungen innerhalb weniger Wochen ablaufen können. Die Indikatoren zeigen eindeutig überkaufte Verhältnisse. Ein Short-Einstieg auf diesem Niveau bietet ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis, zumal auch der RSI im übergekauften Bereich notiert.
Was tun?
Die RWE-Aktie vereint derzeit alle Faktoren, die erfahrene Anleger vorsichtig werden lassen sollten. Fundamental eher gemischte bis schwache Quartalszahlen mit Umsatz- und Gewinneinbrüchen treffen auf eine charttechnisch völlig überhitzte Situation. Der Kurs hat sich von den fundamentalen Daten abgekoppelt und schwebt in gefährlicher Höhe. Die vielen Widerstandslinien im aktuellen Bereich machen einen Ausbruch nach oben extrem unwahrscheinlich. Stattdessen droht eine schmerzhafte Korrektur, die schnell 10 bis 15 oder auch mehr Prozent erreichen kann. Die Nachrichten über Drohneneinsätze und Aktienrückkäufe wirken wie Ablenkungsmanöver von den wirklichen Problemen. Normalisierte Energiepreise, sinkende Margen und reduzierte Investitionsplanung zeichnen das Bild eines Unternehmens im Abwehrmodus. Auch die Analystenmeinungen mit Kurszielen um 42 Euro bieten kaum Aufwärtspotenzial vom aktuellen Niveau. Das Risiko eines Kursrutsches Richtung 37 oder gar 35 Euro überwiegt derzeit die minimalen Gewinnchancen. Anleger sollten über legen, Gewinne mitzunehmen oder sogar Short-Positionen in Erwägung ziehen. Die Aktie steht vor einer überfälligen Korrektur, die jederzeit einsetzen kann.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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