
© Foto: Mit freundlicher Genehmigung der BASF SE
Der Chemiekonzern aus Ludwigshafen versucht sich mit einer Biotechnologie-Partnerschaft neu zu erfinden.
Doch die strahlenden Pressemitteilungen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Aktie gefährlich nah an einem Abgrund steht. Die jüngste Erholung hat lediglich das offene Gap bei 47,50 Euro geschlossen. Jetzt droht der freie Fall. Rutscht der Kurs unter die 40-Euro-Marke, ist das 52-Wochen-Tief die letzte Station vor dem kompletten Absturz. Danach gibt es kein Halten mehr. Kurse von 30 oder sogar 25 Euro sind keine Spinnerei mehr, sondern ein mögliches Szenario. Die Quartalszahlen am 29. Oktober könnten den Startschuss für die Talfahrt geben.
Die verzweifelte Flucht nach vorn
BASF macht jetzt gemeinsame Sache mit dem US-Konzern IFF. Es geht um Enzyme und biobasierte Polymere für Waschmittel und Körperpflegeprodukte. Das klingt innovativ. Das klingt nach Zukunft. Aber ehrlich gesagt riecht es eher nach Verzweiflung. Der Chemiegigant versucht krampfhaft, sich ein neues Mäntelchen umzuhängen. Die klassische Chemie läuft nicht mehr. Die Energiepreise fressen die Margen auf. Die Nachfrage aus China schwächelt. Europa ist kein Wachstumsmarkt mehr. Also muss etwas Neues her. Die Partnerschaft mit IFF soll die Lösung bringen. BASF steuert die Chemie-Kompetenz bei, IFF das Biotechnologie-Wissen. Zusammen wollen sie den Markt revolutionieren. Schön wäre es. Aber solche Forschungsprojekte verschlingen Unsummen und brauchen Jahre bis zur Marktreife. Wenn überhaupt jemals etwas Verwertbares dabei herauskommt. Die Aktie hat auf die Ankündigung jedenfalls nicht reagiert. Der Markt kauft diese Geschichte nicht ab. Zu Recht. Gleichzeitig verkauft BASF alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Die lukrative Lacksparte geht für 7,7 Milliarden Euro an Carlyle. Die brasilianische Farbensparte bringt nochmal 1,15 Milliarden Dollar. Das Management nennt es strategische Neuausrichtung. In Wahrheit ist es ein Notverkauf. Der Konzern braucht Cash und muss sich von profitablen Geschäften trennen. Das ist kein Zeichen von Stärke, sondern von Schwäche.
Analysten im Panikmodus
Die Experten wissen auch nicht mehr weiter. Die Kursziele liegen irgendwo zwischen 37 und 52 Euro. Eine Spanne von 15 Euro. Das ist grotesk. Die Citigroup bleibt optimistisch und sieht die Aktie bei 52 Euro. Die Deutsche Bank nickt brav mit und nennt 51 Euro als Ziel. Warburg Research hat aber offensichtlich die Nerven verloren und das Kursziel auf 43 Euro gesenkt. Die Empfehlung wurde auf Hold herabgestuft. Berenberg geht noch weiter und rät zum Verkauf. Kursziel 37 Euro. Wenn nicht mal die Analysten wissen, wo die Reise hingeht, wie sollen es dann die Anleger wissen? Die Wahrheit ist, dass niemand mehr an die Geschichte glaubt. Der Konsens liegt zwar bei 51,83 Euro, aber das ist nur Augenwischerei. Die Aktie dümpelt bei 43 Euro herum. Sie bewegt sich nicht. Der Markt wartet ab. Alle starren auf den 29. Oktober. Dann kommen die Zahlen für das dritte Quartal. Dann wird sich zeigen, ob BASF noch eine Zukunft hat oder ob die Transformation schon jetzt gescheitert ist. Der Markt insgesamt steuert von Allzeithoch zu Allzeithoch und BASF dümpelt vor sich hin. Das ist kein gutes Zeichen. Was passiert dann erst, wenn der Markt mal zu kippen anfängt mit BASF?
Charttechnik
Das Chartbild ist ein einziges Desaster. Die letzte Erholung war nur ein technisches Aufbäumen. Das offene Gap bei 47,50 Euro wurde geschlossen. Das war es dann auch schon. Seitdem geht es seitwärts/abwärts. Die Aktie notiert 20 Prozent unter dem Jahreshoch. Die Unterstützung bei 43 Euro ist dünn wie Papier. Darunter kommt nichts mehr. Die 40-Euro-Marke ist psychologisch wichtig, aber technisch bedeutungslos. Wenn sie fällt, geht es direkt zum 52-Wochen-Tief. Und dann wird es richtig hässlich. Weder die Käufer noch die Verkäufer trauen sich aus der Deckung. Alle warten auf die Quartalszahlen. Aber die Richtung ist scheinbar vorgegeben. Nach unten. Die SMAs zeigen nach unten. Der RSI dümpelt im neutralen Bereich bei 47 herum. Es gibt keinen, bzw. vielleicht kaum einen einzigen technischen Indikator, der für steigende Kurse spricht. Die Charttechnik schreit förmlich nach Verkauf. Fällt die Aktie unter 40 Euro, gibt es kein Halten mehr. Dann werden die Stop-Loss-Marken gerissen. Dann kommt Panik auf. Dann geht es möglicherweise runter bis 30 Euro. Vielleicht sogar bis 25 Euro. Die Quartalszahlen könnten der Auslöser sein. Oder die nächste Gewinnwarnung. Oder einfach die Erkenntnis, dass die Transformation nicht funktioniert.
Was tun?
Die BASF-Aktie ist aus unserer Sicht aktuell eher ein Verkauf. Das sagen nicht nur die Bären von Berenberg. Das sagt die Charttechnik. Das sagt der gesunde Menschenverstand. Die fundamentale Entwicklung gibt nichts her. Die Margen schrumpfen. Die Absatzmengen gehen zurück. Die Transformation frisst Geld ohne erkennbare Erfolge. Die Biotechnologie-Partnerschaft mit IFF ist ein Strohhalm, an den sich das Management klammert. Aber Strohhalme tragen nicht. Die letzten Unternehmenszahlen waren enttäuschend. Die nächsten werden es auch sein. Der Ausblick wird vorsichtig formuliert sein. Das Management wird von Herausforderungen sprechen und von notwendigen Anpassungen. Die Wahrheit ist, dass BASF in einer strukturellen Krise steckt. Die Chemie in Europa hat keine Zukunft mehr. Die Energiekosten sind zu hoch. Die Konkurrenz aus Asien ist zu stark. Der Heimatmarkt schrumpft. Wer jetzt noch in der Aktie investiert ist, sollte überlegen die Reißleine zu ziehen. Bei 43 Euro bekommt man noch einen halbwegs vernünftigen Preis. Die Dividende ist kein Argument mehr. Sie wird gekürzt werden müssen, so glauben wir. Das ist nur eine Frage der Zeit. BASF ist kein Investment, sondern ein Risiko. Ein Risiko, das man nicht eingehen sollte.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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