BASEL (dpa-AFX) - Der Pharmakonzern Novartis will sein Angebot im Bereich Neurologie durch eine Übernahme ausbauen. Die Schweizer planen die Übernahme der US-Biotechfirma Avidity Biosciences, wie Novartis am Sonntag mitteilte. Davon erhofft sich das Unternehmen Zugang zu neuen Therapien und mittelfristig viel Wachstum. Die Novartis-Aktie gab am Montag nach.
Gegen Mittag stand sie an der Schweizer Börse über 1 Prozent im Minus und fand sich damit unter den größten Verlierern im schweizerischen Leitindex SMI . Ein Händler erklärte das Kursminus mit der kurzfristigen Gewinnverwässerung durch den Zukauf. Dies scheine die Gemüter etwas zu belasten. Zugleich legten die Papiere von Avidity Bioscience im vorbörslichen US-Handel über 40 Prozent zu.
Analysten hoben in ihren Kommentaren hervor, dass der Pharmakonzern durch den Zukauf seine Pipeline strategisch sinnvoll ergänze. Laut Novartis stärkt die Transaktion das Neurogeschäft mit drei Programmen in der späten Entwicklungsphase. Diese befassten sich mit genetisch bedingten neuromuskulären Erkrankungen. Die drei Kandidaten von Avidity passten gut ins Novartis-Portfolio, kommentierten Marktexperten. Novartis baue seine RNA-Therapieplattform weiter konsequent aus.
Novartis ist bereit, rund 12 Milliarden US-Dollar in bar zu bezahlen. Vor Abschluss der Transaktion soll Avidity seine frühen kardiologischen Programme in ein neues Unternehmen (SpinCo) ausgliedern. Der Abschluss der Transaktion ist laut Mitteilung für das erste Halbjahr 2026 geplant.
Marktchancen in Milliardenhöhe
Von der Übernahme verspricht sich Novartis Marktchancen in Milliardenhöhe durch geplante Produkteinführungen vor 2030, wie es weiter heißt. Damit steige das erwartete jährliche Wachstum des Unternehmens für die Periode zwischen 2024 und 2029 auf 6 von 5 Prozent. Langfristig dürfte das Wachstum im mittleren einstelligen Bereich steigen.
"Das Team von Avidity hat starke Programme mit branchenführender Verabreichung von RNA-Therapeutika an Muskelgewebe aufgebaut", wird Novartis-Chef Vas Narasimhan in der Mitteilung zitiert. "Wir freuen uns darauf, diese Programme weiterzuentwickeln, um den Krankheitsverlauf für Patienten entscheidend zu verändern."
Laut den Experten von Vontobel hat Konzernchef Narasimhan von Anfang an darauf gesetzt, Unternehmen mit innovativen Plattformtechnologien zu kaufen, die kurz davor stünden, Umsätze zu generieren. Das zu übernehmende Unternehmen sollte außerdem eine klinische Studie in der späten Phase durchführen, was kurzfristig Umsätze ermöglichen würde. "Die Übernahme von Avidity erfüllt all diese Voraussetzungen", schrieb Analyst Stefan Schneider.
Die Übernahme, die von den Verwaltungsräten beider Unternehmen einstimmig gebilligt wurde, steht unter dem Vorbehalt behördlicher Genehmigungen und der Zustimmung der Avidity-Aktionäre, denen eine Prämie von 46 Prozent geboten wird. Bis zum Vollzug bleiben beide Unternehmen unabhängig.
Avidity hat den Hauptsitz in San Diego und verfügt über eine Produktpipeline im frühen und mittleren klinischen Untersuchungsstadium. Das Unternehmen ist auf die Erforschung und Entwicklung von Medikamenten gegen seltene genetische Krankheiten wie etwa der Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) oder andere muskuläre Krankheiten spezialisiert./ls/rw/AWP/lew/err/mis



