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Auf den ersten Blick sieht alles gut aus bei BMW. Die Verkaufszahlen steigen, die Marken laufen, sogar Rolls-Royce meldet ein Plus.
Doch hinter der glänzenden Fassade bröckelt es gewaltig. Der Aktienkurs stürzt ab, die Gewinnprognosen werden zusammengestrichen und aus China kommen nur noch Hiobsbotschaften. Was zunächst nach einer kleinen Delle aussah, entpuppt sich als handfeste Krise. Die Anleger haben das Vertrauen verloren und stimmen mit den Füßen ab. Der Wochen-Chart zeigte zuletzt ein dramatisches Bild: Von 90 Euro im Wochenhoch ging es im freien Fall bis deutlich unter 80 Euro zum Wochenschluss. Und das bei massivem Handelsvolumen. Der Verkaufsdruck war enorm und lässt nichts Gutes erahnen. Zwar konsolidierte es die vergangenen beiden Wochen auf niedrigem Niveau um die 81 Euro. Aber der freie Fall könnte schon bald weitergehen!
China wird zum Alptraum für den Münchner Konzern
Die Zahlen lügen nicht. BMW kämpft in seinem wichtigsten Markt ums Überleben. China, einst die Cashcow des Konzerns, entwickelt sich zum Albtraum. Die Nachfrage bricht ein, lokale Wettbewerber machen den Münchnern das Leben schwer. Besonders bitter: BMW muss seine eigenen Händler im Reich der Mitte mit frischem Geld stützen, damit diese nicht pleite gehen. Die Profitabilität ist im Keller. Und als wäre das nicht genug, verzögern sich auch noch die erhofften Zollrückerstattungen aus dem US-EU-Handelsstreit. Mehrere hundert Millionen Euro, auf die BMW dringend gewartet hatte, kommen erst 2026. Der freie Cashflow ist deshalb mehr als halbiert worden. Statt der ursprünglich geplanten fünf Milliarden Euro bleiben nur noch magere 2,5 Milliarden übrig. Die EBIT-Marge im Automobilbereich wurde von 5 bis 7 Prozent auf 5 bis 6 Prozent zusammengestutzt. Auch die Kapitalrendite sackt ab.
Politische Rettung aus Brüssel kommt zu spät
Mitten in dieser Misere kam dann tatsächlich eine gute Nachricht aus Brüssel. Die EU hat ihre rigiden CO2-Vorgaben entschärft. Ab sofort dürfen die Emissionswerte über drei Jahre gemittelt werden. Für BMW bedeutet das: Keine Milliarden-Strafzahlungen mehr für verfehlte Klimaziele im Jahr 2025. Die regulatorische Erleichterung verschafft dem Konzern tatsächlich etwas Luft zum Atmen. Doch diese politische Rettung wirkt wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Sie ändert nichts an den strukturellen Problemen. Das China-Geschäft bleibt ein Desaster. Die Margen bleiben unter Druck. Und jetzt droht auch noch neues Ungemach durch eine Chip-Krise beim Zulieferer Nexperia. Die Produktion könnte ins Stocken geraten. Während BMW versucht, mit Technologieoffenheit zu punkten und ab 2028 neue Verbrenner mit synthetischen E-Fuels anbieten will, rauscht das Tagesgeschäft in den Keller.

Charttechnik
Der Wochenchart zeigt das ganze Elend in einem einzigen Candlestick. Das Hoch lag bei 90 Euro, dann ging es steil bergab. Zum Wochenschluss notierte die Aktie deutlich unter 80 Euro. Der massive Verkaufsdruck ist nicht zu übersehen. Das Handelsvolumen war dabei außergewöhnlich hoch, was die Ernsthaftigkeit der Bewegung unterstreicht. Die 200-Tage-Linie, die bei rund 80,54 Euro verläuft, ist aktuell wieder erneut in akuter Gefahr. Wird diese wichtige Unterstützung durchbrochen, droht weiteres Ungemach. Aktuell dümpelt der Kurs bei etwa 81 - 81,50 Euro vor sich hin. Das ist satte deutlich unter dem 52-Wochen-Hoch von 91,42 Euro. Die technischen Indikatoren gehäuft nach unten.
Was tun?
Die BMW-Aktie steht fundamental und charttechnisch unter enormem Druck. Die operativen Zahlen sind nicht so toll, gelinde gesagt. Der freie Cashflow wurde halbiert, die Margen schrumpfen, China entwickelt sich zum Fiasko. Zwar verschafft die EU-Entscheidung bei den CO2-Vorgaben eine gewisse Atempause, doch diese kann die strukturellen Probleme nicht lösen. Charttechnisch sieht es nicht besser aus. Der Verkaufsdruck ist massiv, wichtige Unterstützungen wackeln. Anleger sollten ihre Positionen überdenken und Verluste begrenzen. Wer noch nicht investiert ist, wartet besser ab, bis sich die Lage deutlich gebessert hat. Die nächsten Quartalszahlen am 5. November könnten weitere Enttäuschungen bringen. Bis dahin dürfte die Aktie möglicherweise weiter unter Druck bleiben. Vielleicht bringen sie aber auch den Befreiungsschlag?
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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