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Spekulationen um eine mögliche Newmont-Offerte befeuern die Barrick-Aktie, doch die technische Lage bereitet Sorgen. Der Chart zeigt deutliche Überhitzungstendenzen, während gleichzeitig der CEO-Wechsel und die Mali-Krise das Unternehmen belasten. Anleger bewegen sich auf dünnem Eis. Einerseits drohen Rückschläge bei enttäuschten Übernahmeerwartungen, andererseits könnte ein tatsächliches Angebot die Kurse nach oben katapultieren. Die Führungskrise verschärft die Situation zusätzlich. Der überraschende Abgang von Mark Bristow im September hinterlässt ein gefährliches Vakuum. Ausgerechnet jetzt, wo milliardenschwere Projekte wie Reko Diq in Pakistan vorangetrieben werden müssen, fehlt die stabile Hand an der Spitze. Eine vertrackte Gemengelage für jeden Investor.
Nevada-Deal elektrisiert die Märkte
Die Gerüchteküche brodelt heftig. Newmont soll angeblich verschiedene Szenarien durchspielen, um die Kontrolle über das Nevada Gold Mines Joint Venture zu übernehmen. Derzeit hält Barrick dort 61,5 Prozent, Newmont kommt auf 38,5 Prozent. Was Bloomberg da Ende Oktober berichtet hat, klingt nach einem echten Paukenschlag. Newmont könnte direkt Barricks Mehrheitsanteil übernehmen oder gleich den ganzen Konzern schlucken und anschließend die ungeliebten afrikanischen und pakistanischen Assets abstoßen. Das Nevada-Geschäft gilt als Kronjuwel, politisch stabil und operativ erstklassig. Beim aktuellen Rekordgoldpreis von über 4.100 Dollar je Unze wäre der Zeitpunkt günstig. Beide Unternehmen haben gerade erst ihre Führungsetagen umgebaut, was solche strategischen Großmanöver oft erleichtert. Bei Barrick übernahm Mark Hill interimistisch nach Bristows überraschendem Rücktritt, bei Newmont steht der CEO-Wechsel zum Jahresende an. Ob aus den Überlegungen wirklich ein konkretes Angebot wird, steht komplett in den Sternen. Die Unternehmen schweigen eisern.
Führungschaos und geopolitische Risiken
Mark Bristows Abgang im September kam wie ein Schlag ins Gesicht. Gerade hatte er noch verkündet, bis 2028 bleiben zu wollen, dann war er plötzlich weg. Mark Hill sitzt jetzt als Interims-Chef im Führungsstuhl, während der Aufsichtsrat nach einem dauerhaften Nachfolger sucht. Das dauert erfahrungsgemäß Monate. Ausgerechnet jetzt fehlt die klare Linie. Dazu kommt das Mali-Debakel. Seit Oktober 2024 wirft die Regierung Barrick Vertragsverstöße vor und blockiert Goldexporte aus dem Loulo-Gounkoto-Komplex. Eine Zahlung von 84 Millionen Dollar hat nichts gebracht, die Restriktionen bleiben. Westafrika zeigt sich mal wieder von seiner unberechenbaren Seite. Immerhin verkauft Barrick gerade kräftig Assets. Die Hemlo Gold Mine ging für bis zu 1,09 Milliarden Dollar an Carcetti Capital, die Tongon-Beteiligung an Atlantic Group. Beide Deals sollen noch im vierten Quartal 2025 abgeschlossen werden. Das Geld will man in Kernprojekte stecken und die Bilanz aufhübschen. Aber reicht das aus, um die Investoren bei Laune zu halten?
Charttechnik
Der Chart der Barrick-Aktie sieht alles andere als entspannt aus. Nach dem rasanten Goldpreis-Anstieg bis auf über 4.300 US-Dollar zeigt sich die Aktie deutlich überhitzt. Die Euphorie hat ihren Preis. Zwar liegt die Aktie fast Ende Oktober an der NYSE bei rund 32 US-Dollar, aber vorher war sie schon mal im Hoch bis auf 36,40 US-Dollar geklettert. Die technische Struktur schreit geradezu nach Korrektur. Eine längere Seitwärtsphase oder sogar ein Rücksetzer erscheinen sehr wahrscheinlich. Der übergeordnete Trend mag bullisch sein, aber kurzfristig drohen herbe Enttäuschungen. Alle wichtigen SMAs (200er und 50er) liegen noch unterhalb des aktuellen Kurses, dennoch könnte jetzt die Devise sein: wer jetzt einsteigt, kauft vermutlich zu teuer. Die Volatilität wird hoch bleiben, solange die Übernahmespekulationen nicht geklärt sind. Fällt das erhoffte Newmont-Angebot aus, könnte die Aktie aber auch schnell mehrere Prozentpunkte verlieren. Kommt dagegen tatsächlich ein konkretes Gebot, würde das natürlich alles ändern. Dann wären höhere Kurse möglich. Aber darauf zu spekulieren ist reine Zockerei.

Was tun?
Fundamental steht Barrick recht solide da. Der operative Cashflow erreichte zuletzt 1,4 Milliarden Dollar. Die Quartalsdividende bleibt stabil, und es gibt ein neues Aktienrückkaufprogramm über eine Milliarde Dollar. Klingt solide. Aber die aktuelle Gemengelage ist einfach recht riskant. Die Führungskrise schwächt das Unternehmen genau dann, wenn Stabilität nötig wäre. Die Mali-Probleme belasten operativ und politisch. Der Chart zeigt klare Überhitzungssignale und deutet auf bevorstehende Korrekturen hin. Die Übernahmespekulationen sind ein zweischneidiges Schwert. Falls Newmont wirklich ein Angebot vorlegt, könnten die Kurse explodieren. Aber das ist hochspekulativ. Für konservative Anleger überwiegen die Risiken eindeutig. Die Quartalszahlen am 10. November werden zeigen, ob das Management zu den Übernahmegerüchten Stellung bezieht. Bis dahin bleibt es sicherlich gefährlich volatil.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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