
Der Kurs von Fiserv ist nach schwachen Quartalszahlen und einer Prognosesenkung um mehr als 30% eingebrochen. Eine umfassende Führungs- und Strategiereform soll die Wende bringen - doch der Weg wird lang und steinig.
Der einstige Fintech-Darling Fiserv hat Anleger mit einem Doppel-Schock getroffen: enttäuschende Zahlen und eine überraschende Neuordnung an der Spitze. Das Unternehmen verfehlte im dritten Quartal 2025 sowohl beim Gewinn als auch beim Umsatz die Erwartungen deutlich und senkte zugleich die Jahresprognose auf breiter Front.
Der bereinigte Gewinn pro Aktie fiel im Quartal auf 2,04 US-Dollar, während Analysten im Schnitt mit 2,65 US-Dollar gerechnet hatten. Auch die Erlöse blieben mit 4,92 Milliarden US-Dollar klar unter dem Konsens von 5,35 Milliarden US-Dollar. Das Wachstum verlangsamte sich insbesondere im Clover-Geschäft, der wichtigen Plattform für Kassensysteme und Händlerlösungen - ein Segment, das seit Monaten als Sorgenkind gilt.

Prognose-Crash sorgt für Panik am Markt
Noch schwerer als die Quartalszahlen wiegt die neue Jahresprognose: Fiserv erwartet für 2025 nur noch ein organisches Umsatzwachstum von 3,5 bis 4 Prozent (zuvor etwa 10%) und einen bereinigten Gewinn je Aktie von 8,50 bis 8,60 US-Dollar, statt bisher 10,15 bis 10,30 US-Dollar.
Damit liegt das Unternehmen weit unter den Erwartungen der Wall Street. "Das Ausmaß der Verfehlung im dritten Quartal sowie die Kürzung der Prognose sind schwer nachzuvollziehen", kommentierte Jefferies und warnte vor einem weiteren Kursrutsch.
Neuer Kurs mit neuen Köpfen
Um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen, setzt Fiserv auf einen radikalen Führungsumbau. Ab dem 1. Dezember übernehmen Takis Georgakopoulos und Dhivya Suryadevara als Co-Presidenten das operative Ruder. Der neue CFO Paul Todd, zuvor bei Global Payments, tritt bereits Ende Oktober an.
Auch im Aufsichtsrat werden zum Jahreswechsel mehrere Posten neu besetzt: Gordon Nixon wird unabhängiger Vorsitzender, während Céline Dufétel und Gary Shedlin ebenfalls in das Gremium einziehen.
"Unsere aktuelle Performance entspricht weder unseren eigenen Erwartungen noch denen unserer Stakeholder", räumte CEO Mike Lyons ein, der selbst erst seit kurzem im Amt ist und nun die Wende schaffen muss.
Strategische Neuausrichtung und Börsenwechsel
Parallel zum Umbau kündigte Fiserv an, seine Aktien künftig an der Nasdaq statt an der New York Stock Exchange zu listen. Der Wechsel soll am 11. November 2025 erfolgen. Ein symbolischer Neustart, der die technologische Ausrichtung des Unternehmens betonen soll.
Branchenumfeld bleibt schwierig
Auch Wettbewerber wie PayPal berichten von nachlassender Konsumfreude und geringeren Warenkörben. Ein Hinweis, dass der Druck im Zahlungssektor strukturell zunimmt. Für Fiserv kommt das in einer Phase, in der das Unternehmen ohnehin an Glaubwürdigkeit verloren hat.
Mein Tipp: Finger weg!
Die Fiserv-Aktie ist nach dem Schockquartal ein klarer Verlierer und der Absturz um mehr als 30 Prozent dürfte erst der Anfang eines längeren Konsolidierungsprozesses sein. Die neue Führungsriege muss nun beweisen, dass sie Wachstum und Profitabilität zurückbringen kann.
Anleger sollten den Titel vorerst meiden: Es ist zu früh, den Rücksetzer als Chance zu interpretieren. Erst wenn sich zeigt, dass das neue Management das Ruder wirklich herumreißen kann, dürfte Fiserv wieder Vertrauen am Markt gewinnen.

Markus Weingran, Chefredakteur wallstreetONLINE Börsenlounge
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