
Gibt es tatsächlich Aktionäre, die mehr wissen? Ohne erkennbaren Grund ist der Kurs der deutschen Pfandbriefbank Montag unter Druck gekommen. Zeitweise war der Handel sogar unterbrochen. Wer verkauft da und warum?
Ein plötzlicher Kurseinbruch hat am Montagnachmittag für Aufsehen an der Frankfurter Börse gesorgt: Die Aktie der Deutschen Pfandbriefbank (PBB) stürzte zeitweise um bis zu 17 Prozent auf 3,788 Euro ab, bevor der Handel kurzzeitig ausgesetzt wurde. Damit rückte das Rekordtief von 3,668 Euro aus dem Februar 2024 bedrohlich nahe. Kurz vor Handelsschluss lag das Minus noch bei rund 11 Prozent.
Sowohl Analysten als auch Marktteilnehmer zeigten sich überrascht. Laut Bloomberg gab die Pfandbriefbank selbst keine Erklärung für den plötzlichen Kursrutsch ab. "Es gab keine neuen Nachrichten, keine ad-hoc-Meldung - das kam völlig aus dem Nichts" hieß es aus Händlerkreisen.

Altlasten aus den USA belasten weiter
Hintergrund der anhaltenden Skepsis sind die Belastungen aus dem US-Geschäft mit Gewerbeimmobilien, das die PBB im Sommer zum Teil aufgegeben hatte. Das Institut musste hohe Abschreibungen auf Kredite vornehmen, nachdem die Marktwerte für US-Büroimmobilien infolge steigender Zinsen und sinkender Nachfrage eingebrochen waren. Viele Schuldner konnten ihre Verpflichtungen nicht mehr bedienen.
Die Folgen waren gravierend: Das Vertrauen der Investoren in das Geschäftsmodell der Pfandbriefbank, das auf der Finanzierung gewerblicher Immobilienprojekte basiert, erlitt schweren Schaden.
Management setzt auf Stabilisierung im zweiten Halbjahr
Vor den jüngsten Turbulenzen hatte das Management das Ziel ausgegeben, im zweiten Halbjahr bei stabilen operativen Erträgen wieder einen deutlich positiven Vorsteuergewinn zu erzielen. Die Bank erklärte dabei, dass die laufende Restrukturierung und der Rückzug aus riskanten Engagements schrittweise Wirkung zeigen sollten.
Mein Tipp: Vor den Zahlen nicht dagegenhalten
Die Pfandbriefbank bleibt ein Sorgenkind der deutschen Finanzbranche. Nach den massiven Problemen im US-Gewerbeimmobilienmarkt kämpft das Institut mit Vertrauensverlust und schwankender Marktstimmung. Der abrupte Kurssturz zeigt, wie empfindlich der Markt auf jede Unsicherheit reagiert - selbst ohne neue Nachrichten.
Daher sollten Anleger jetzt Vorsicht walten lassen und vor den Zahlen, die am 13. November veröffentlicht werden sollen, nicht bei der Aktie zugreifen. Vielleicht wissen hier ja wiklich einige etwas, das andere nicht wissen. Aufschluss darüber wird es aber erst mit den Zahlen geben.
Sollte das Management im zweiten Halbjahr jedoch tatsächlich wieder in die Gewinnzone zurückkehren, dürfte sich hier eine Chance ergeben.

Markus Weingran, Chefredakteur wallstreetONLINE Börsenlounge
Die wallstreetONLINE Börsenlounge ist ein beliebtes YouTube-Format, das sich auf das Thema Börse und Finanzen spezialisiert hat. Die Börsenlounge wird von der online-Finanzplattform wallstreetONLINE produziert und bietet den Zuschauern eine informative und unterhaltsame Show, die sich mit aktuellen Marktentwicklungen, Investitionstipps und Finanzthemen befasst. Täglich um 12 Uhr @wallstreetonlineTV
Übrigens: Zum Musterdepot der Börsenlounge geht es hier lang!
Enthaltene Werte: DE0008019001



