BAGSVAERD (dpa-AFX) - Seine unverändert schwierigen Geschäfte mit Diabetesmitteln und Gewichtssenkern lassen den Pharmakonzern Novo Nordisk noch vorsichtiger auf das Jahr blicken. Die Dänen senkten zur Vorlage ihrer Zahlen am Mittwoch für das dritte Quartal ein weiteres Mal ihre Umsatz- und Gewinnziele. Zudem kürzte das Management um den erst seit Anfang August amtierenden Chef Maziar Mike Doustdar die Investitionspläne für das Jahr von zuvor 65 Milliarden auf 60 Milliarden Kronen. An der Börse sorgten die Nachrichten für einen weiteren Kurssturz.
Das im Stoxx-50 notierte Novo-Papier rutschte zunächst mit fast fünf Prozent Abschlag auf den tiefsten Stand seit Anfang August ab, konnte sich dann aber schnell fangen. Am frühen Nachmittag notierte die Aktie ein Prozent höher. Seit Jahresbeginn hat der Kurs des zwischenzeitig sogar wertvollsten Konzerns in Europa fast die Hälfte eingebüßt. Und im Vergleich zum Rekordhoch von Mitte 2024, als die Aktie mehr als 1000 dänische Kronen gekostet hatte, sind rund 70 Prozent dahin. Aktuell wird ein Anteilsschein für knapp 320 Kronen verkauft.
Die Kursschwäche ist das Resultat der zuletzt enttäuschenden Entwicklung beim Konzern. Novo, ursprünglich Pionier auf dem Gebiet der Gewichtssenker, kämpft seit geraumer Zeit mit der zunehmenden Konkurrenz durch den US-Hersteller Lilly. Auf dem wichtigen US-Markt machen den Dänen zudem von Apotheken hergestellte billige Kopien das Leben schwer. Wegen der Probleme musste bereits der frühere Chef Lars Fruergaard Jorgensen gehen.
Der neue Chef Maziar Mike Doustdar geht jetzt entschieden vor. Im September - nur wenige Wochen nach seinem Amtsantritt - kündigte er den Abbau von weltweit 9000 Stellen an, die Mehrzahl davon im Heimatland. Dass der Manager nun gleich bei seiner ersten Bilanzvorlage auch die Ziele seines Vorgängers kappe, sei zwar kein idealer Start, merkte Derren Nathan von Hargreaves Lansdown an. Es sei aber sicherlich besser, jetzt zu kürzen, solange Doustdar noch auf Altlasten verweisen könne.
Der Kontrast der Quartalsergebnisse zu den "hervorragenden Zahlen" des Erzrivalen Eli Lilly verdeutliche, "wie groß die Aufgabe für den neuen Kapitän ist, das Schiff wieder auf Kurs zu bringen", ergänzte der Branchenbeobachter. Lilly hatte Ende Oktober überraschend gute Resultate für das dritte Quartal vorgelegt und seine Jahresziele ein weiteres Mal angehoben.
Novo-Chef Doustdar hingegen peilt nun für 2025 zu konstanten Wechselkursen ein Umsatzplus von acht bis elf Prozent an - zuvor war noch ein Zuwachs von 14 Prozent das Maximalziel gewesen. Die Bandbreite für den bereinigten operativen Gewinn kappte der Manager ebenfalls am oberen Ende um drei Prozentpunkte und stellt nun währungsbereinigt einen Zuwachs von vier bis sieben Prozent in Aussicht. Bereits Vorgänger Jorgensen hatte seine Umsatz- und Gewinnziele in diesem Jahr schon mehrfach gekürzt, weil es für den Konzern schlecht lief.
Im dritten Quartal verfehlte Novo Nordisk die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten einmal mehr. Auch die beiden wichtigsten Kassenschlager Wegovy und Ozempic enttäuschten etwas.
Nach neun Monaten steht nun konzernweit ein Umsatzplus von zwölf Prozent auf knapp 230 Milliarden dänischen Kronen (ca 7,5 Mrd Euro) zu Buche, wie der Konzern weiter mitteilte. Der operative Gewinn stieg im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent auf knapp 96 Milliarden Kronen. Unter dem Strich ergibt sich für die ersten drei Quartale ein Konzerngewinn von gut 75,5 Milliarden Kronen, ein Plus von 4 Prozent. Im dritten Quartal schrieb Novo Nordisk - wie bereits vor Wochen angekündigt - 9 Milliarden Kronen im Zusammenhang mit dem Konzernabbau ab.
Unterdessen liefert sich Novo Nordisk derzeit einen Bieterstreit mit dem US-Pharmakonzern Pfizer um das US-Unternehmen Metsera. Die Amerikaner hatten eigentlich bereits eine Übernahme ausgemacht und wollten mit Metsera in den lukrativen Markt für die Gewichtssenker einsteigen. Doch Novo grätschte mit einer eigenen Offerte dazwischen. Inzwischen haben beide Konzerne ihr Angebot erhöht.
Wie Metsera am Vortag mitteilte, bietet Novo insgesamt 10 Milliarden US-Dollar (8,7 Mrd Euro), Pfizer kommt auf 8,1 Milliarden Dollar Gesamtwert. Zwar will Metsera vorerst weiter an der Abmachung mit Pfizer festhalten, zugleich aber mit dem Konzern noch zwei Tage lang nachverhandeln. Für den Fall aber, dass der eigene Verwaltungsrat auch danach Novos Offerte als überlegen einstuft, behält sich Metsera vor, den Vertrag mit Pfizer aufzukündigen. Pfizer wiederum hat inzwischen Klage gegen die Dänen eingereicht, mit dem Vorwurf, den Wettbewerb behindern zu wollen. Eine Richterin in Delaware wies aber bereits Pfizer Anliegen zurück, und erklärte, sich nicht in einen laufenden Bieterprozess einmischen zu wollen./tav/mne/stk



