Gut ein Jahr nach dem überraschenden Einstieg der italienischen Unicredit bei der Commerzbank gleicht die Causa einem Übernahme-Krimi mit immer neuen Überraschungen. Das jüngste Kapitel: Ein bislang nicht bekanntes Treffen zwischen Unicredit-Chef Andrea Orcel und dem damaligen Commerzbank-CEO Manfred Knof am Starnberger See - nur wenige Tage nach dem Einstieg der Italiener. "Dass sich Bank-CEOs einfach so zufällig treffen - da ist einiges an Skepsis angesagt", kommentiert FINANCE-Chefredakteur Markus Dentz die Begegnung im Gespräch bei FINANCE-TV. Auch die Personalie des ehemaligen Finanzministers, der nun bei einem Kommunikationsberater der Unicredit anheuerte, werfe zumindest Fragen auf. Derzeit hält Unicredit rund 26 Prozent der Anteile an Deutschlands zweitgrößter Geschäftsbank sowie weitere gut 3,5 Prozent in Finanzinstrumenten. Mit einer schnellen Übernahme rechnet Markus Dentz dennoch nicht - nicht zuletzt aufgrund des aktuell hohen Kurses der Commerzbank-Aktie. "Was vielleicht vor einem Jahr noch wie ein Schnäppchen aussah, ist es momentan nicht mehr", so Dentz. Ein weiteres Hemmnis: Die Bundesregierung hält strategisch wichtige Anteile. "Ich glaube, diese 12 Prozent sind ein starkes Unterpfand", so Dentz. Orcel müsse auf Berlin zugehen und "werben, dass die Fusion nicht schlecht für Deutschland ist". Langfristig sei eine "deutsche Lösung" nach dem Vorbild der Hypovereinsbank-Übernahme durchaus denkbar - wenn Orcel "den langen Atem hat durchzuhalten". Besonders skeptisch blicken Mittelständler auf die mögliche Fusion. FINANCE-Umfragen zeigen: Vor allem Maschinenbauer und Autozulieferer fürchten um ihre Kreditlinien. "Das sind Unternehmen, die gar nicht so einfach Kredit bekommen und auch nicht einfach ihre Banken austauschen können", sagt Dentz. Seine persönliche Prognose für den Übernahmekampf? "50:50" - langfristig könne er sich eine Fusion "schon vorstellen". Warum das so ist und was dies für die Firmenkunden beider Häuser bedeuten könnte, erläutert er im Gespräch mit FINANCE-TV.



