
© Foto: fn Symbolbild
Die Novo Nordisk-Aktie steckt immer noch tief in der Krise. Seit Jahresbeginn hat das Papier stark verloren. Jetzt kämpft der dänische Pharmakonzern um eine wichtige Kursmarke bei 38 Euro. Hält diese Unterstützung, könnte es wieder aufwärts bis 60 Euro gehen. Bricht sie, drohen Kurse um 20 Euro. Die jüngsten Quartalszahlen waren wieder miserabel, zum vierten Mal musste das Management die Jahresziele senken. Die Kassenschlager Wegovy und Ozempic gegen Diabetes und Übergewicht laufen nicht mehr rund. Der Wettbewerb wird härter, billige Nachahmer kommen auf den Markt. Obendrein hat Trump persönlich die Preise gedrückt. Diese schlechte News könnte langfristig aber auch Chancen bieten. Aus charttechnischer Sicht steht die Aktie vor einer Weichenstellung. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob der Absturz gestoppt ist oder noch weitergeht.
Die Zahlen waren wieder schwach
Das dritte Quartal war ein Reinfall. Der Umsatz legte nur gering zu. Klingt nach Wachstum, ist aber viel zu wenig. Beim Gewinn wurde es richtig übel. Ein Minus von 27 Prozent stand unterm Strich. Schuld waren Umbaukosten von 9 Milliarden Kronen. Eine sehr große Anzahl an Stellen wird gestrichen, fast jeder neunte Job. Aufgrund der schwachen Zahlen senkte das Management wieder die Prognose. Beim Umsatz werden jetzt nur noch 8 bis 11 Prozent Wachstum erwartet. Zuvor waren es bis zu 14 Prozent. Beim Gewinn wurde die obere Spanne auf 7 Prozent gekappt. Das ist schon die vierte Korrektur nach unten in diesem Jahr. Kein Wunder, dass die Anleger das Vertrauen verlieren. Der neue Chef Mike Doustdar versucht gegenzusteuern. Er setzt auf Effizienz und neue Medikamente in der Pipeline. Wegovy wurde gerade für eine Lebererkrankung zugelassen, das erweitert die Einsatzmöglichkeiten. Gleichzeitig kauft der Konzern fleißig Firmen ein. Akero Therapeutics wurde geschluckt, im Bieterkampf mit Pfizer gewann Novo Nordisk mit 10 Milliarden Dollar das Biotech-Unternehmen Metsera. Die Strategie ist klar: breiter aufstellen, nicht mehr nur auf zwei Produkte setzen. Ob das die Anleger überzeugt, ist fraglich.
Trump drückt die Preise
Anfang November verkündete Trump einen Deal. Ozempic und Wegovy sollen künftig für 245 US-Dollar pro Monat an staatliche Programme gehen. Vorher waren es bis zu 1.350 US-Dollar. Verbraucher bekommen die Medikamente sogar für 149 US-Dollar. Das ist ein brutaler Preisschnitt. Dafür gibt es keine neuen Zölle und schnellere Zulassungen bei der FDA. Die Börse reagierte verhalten. Niedrigere Preise bedeuten weniger Gewinn pro Dosis. Andererseits können sich jetzt viel mehr Menschen die Medikamente leisten. Mehr Verschreibungen könnten die niedrigeren Margen ausgleichen. Die Analysten streiten sich. J.P. Morgan bleibt optimistisch, Bernstein auch. Die UBS ist skeptischer, Jefferies rät sogar vom Kauf ab. Die Meinungen gehen weit auseinander. Das zeigt, wie unsicher die Lage ist.
Charttechnik
Das Chartbild sieht aus wie ein Tannenbaum. Nach dem Allzeithoch im Juni 2024 ging es steil bergab. Über 70 Prozent Verlust bis zum Tief im August. Typisch für eine Hype-Aktie. Erst hoch, dann runter. Die Frage ist nun, ob der Fall gestoppt ist. Die Marke bei rund 38 Euro ist entscheidend. Bricht diese Unterstützung, sind 20 Euro nicht abwegig, sondern möglicherweise realistisch. Hält sie, könnte es bis 60 Euro hochgehen. Interessant war die Reaktion auf die Quartalszahlen. Erst runter, dann wieder hoch - ein umgekehrter Tannenbaum. Die schlechten News waren wohl schon großteils eingepreist. Viele Anleger sitzen auf Verlusten. Fast jeder, der seit März 2022 gekauft hat, liegt im Minus. Bei jeder Erholung könnten sie verkaufen. Das macht eine Trendwende schwierig. Klare Kaufsignale fehlen noch. Beide wichtigen SMAs (200er und 50er) notieren derzeit oberhalb des Kurses. Der RSI liegt allerdings bei 31 und damit kurz vor der Überverkauftzone. Dies würde einen Rebound befeuern, aber die SMAs deuten auf einen noch intakten klaren Abwärtstrend hin.

Was tun?
Novo Nordisk hat gerade richtige Probleme. Die Geschäfte laufen schlecht, der Wettbewerb wird härter, die Erwartungen wurden immer wieder verfehlt. Der Trump-Deal könnte langfristig helfen, kurzfristig drückt er aber die Margen. Analysten sind sich uneins. Die Übernahmen zeigen wenigstens, dass das Management was tut. Ob es reicht, weiß keiner. Charttechnisch steht die Aktie kurz vor dem Abgrund. Die 38-Euro-Marke ist jetzt wichtig. Für langfristige Anleger wird es erst interessant, wenn sich ein Boden bildet. Bis dahin ist die Aktie riskant. Wer schon drin ist, sollte die 38 Euro genau beobachten. Neueinstieg? Lieber noch warten und auf die Watchlist setzen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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