
© Foto: Bild von Innova Labs auf Pixabay
Die SAP-Aktie taumelt. Trotz großspuriger KI-Ankündigungen und einer millionenschweren Partnerschaft mit Snowflake zeigt die Börse dem Walldorfer Konzern die kalte Schulter.
Was zunächst wie ein kurzer Rücksetzer aussah, entwickelt sich zu einem Crash auf Raten. Der Titel notiert bereits über 20 Prozent unter seinem Jahreshoch und kämpft aktuell im Bereich zwischen 200 und 220 Euro um Stabilität. Doch selbst wenn dort kurzfristig ein Rebound gelingt, sollten sich Anleger nicht täuschen lassen. Die fundamentalen Probleme sind nicht gelöst, die Skepsis der Investoren wächst. Spätestens bei Kursen zwischen 230 und 250 Euro dürfte die nächste Verkaufswelle rollen. Dann sind auch Notierungen um 160 bis 180 Euro möglich in der nächsten abwärts gerichteten Welle. Die vermeintliche Zukunftsvision entpuppt sich immer mehr als teures Versprechen ohne Substanz.
Snowflake-Deal: Großes Versprechen, aber….
SAP und Snowflake haben eine gemeinsame Lösung auf den Weg gebracht. Zero-Copy heißt das Zauberwort. Geschäftsdaten aus SAP-Systemen sollen direkt in Snowflake nutzbar sein, ohne dass man sie doppelt ablegen muss. Klingt praktisch. Unternehmen bekommen Echtzeit-Zugriff und die Datenverwaltung bleibt zentral. Kommendes Jahr soll das Ganze auf den Markt kommen. Zu Wochenbeginn legte die Aktie kurz zu, aber es blieb nur ein Strohfeuer. Die Oktober-Verluste sind längst nicht aufgeholt. Das eigentliche Problem liegt tiefer: Wann bringt diese Partnerschaft tatsächlich Geld? Die Technik mag funktionieren, aber wo sind die konkreten Umsatznachweise? SAP verspricht eine Revolution der Datennutzung. Schön und gut. Nur wollen Investoren endlich Beweise sehen statt immer neue Visionen. Die Frage nach der Profitabilität bleibt im Raum stehen. Das Management redet viel über Innovationen und Zukunftsthemen, aber konkrete Zahlen? Fehlanzeige. Genau diese Ungewissheit macht nervös.
KI-Offensive läuft ins Leere
Bei einer Konferenz, die vor kurzem erst stattfand, stellte der Walldorfer Konzern mehrere neue KI-Werkzeuge vor. Die Plattform SAP Build wurde aufgerüstet. Das Management spricht von einer Revolution, Entwickler sollen zu Architekten intelligenter Unternehmen werden. Beeindruckend formuliert. Die Börse sieht das aber zunehmend anders. Nach den Ankündigungen verlor die Aktie sogar an Wert. Am Freitag ging es über zwei Prozent runter, Schlusskurs 215,65 Euro. Auf Monatssicht steht ein Minus von rund sechs Prozent Die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit wächst zunehmend - und drei zentrale Fragen stehen weiterhin im Raum: 1, Wann werden erstmals spürbare Umsätze erzielt? 2. Wie schnell rechnen sich die Entwicklungskosten? 3. Was macht SAP besser als Microsoft, Oracle oder Salesforce? Das Management druckst herum, gibt keine klaren Antworten. Die Geduld der Anleger ist immer mehr aufgebraucht. Man will Ergebnisse sehen, keine Powerpoint-Präsentationen. Die dritte Annäherung an die Unterstützungszone zwischen 215 und 220 Euro läuft gerade. Bisher hielt dieser Bereich, aber ewig geht das nicht gut. Zweimal hat es gerebounded, beim dritten Mal könnte es durchbrechen. Eins ist klar: Nichts hält ewig an der Börse.

Charttechnik
Das Jahreshoch lag im Februar bei 283,50 Euro. Seitdem zeigt der Kurs eine deutliche Abwärtstendenz. Sowohl die 50- als auch die 200-Tage-Linie wurden unterschritten - ein klares Warnsignal. Aktuell bewegt sich die Aktie im Bereich zwischen 215 und 220 Euro, was bereits die dritte Annäherung an diese Unterstützungszone darstellt. Der RSI steht bei ca. 30, also kurz vor dem überverkauften Bereich. Dies könnte auf einen Rebound hindeuten, allerdings bei weiterer Schwäche wäre dies ein Warnsignal für Kurse unterhalb von 200, oder gar unterhalb von 180 Euro. Die Volatilität ist gestiegen, das zeigt die höhere Nervosität. Sollte die Aktie kurzfristig dennoch hochgehen, wird es im Bereich 230 bis 250 Euro eng. Dort türmen sich mehrere Widerstände auf. Die durchzubrechen wird schwer. Fällt hingegen die 215-Euro-Marke, ist der Weg frei nach unten. Das 52-Wochen-Tief steht bei knapp 208 Euro. Fällt auch diese Marke, sind Kurse zwischen 160 und 180 Euro dann möglich und durchaus auch realistisch. Die Technik spricht eindeutig gegen den Titel.
Was tun?
SAP steckt in der Klemme. Die letzten Zahlen zeigten zwar operatives Wachstum, aber das Cloudgeschäft enttäuschte mit nur knapp über 20 Prozent Plus. Die gesenkte Prognose sorgte für zusätzlichen Druck. Das Kernproblem: SAP pumpt Milliarden in KI und Partnerschaften, aber wo bleibt der Profit? Ankündigungen gibt es genug, Ergebnisse kaum. Die Charttechnik zeigt einen klaren Abwärtstrend. Mehrfach wurde die Unterstützung getestet. Die Snowflake-Kooperation und die KI-Offensive verpufften wirkungslos, die Börse reagierte negativ. Für Anleger ist die Lage eindeutig. Wer noch drin ist, könnte Anstiege Richtung 230 bis 250 Euro zum Ausstieg nutzen. Das Risiko weiterer Verluste bis 160 oder 180 Euro ist real. SAP muss liefern, nicht nur reden. Bis dahin bleibt die Aktie eher ein Verkaufskandidat.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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