
© Foto: BASF 2025
Der Ludwigshafener Chemiekonzern steht an einem Scheideweg. Analysten streichen ihre Kursziele zusammen, die Branche hat mit handfesten Problemen zu kämpfen.
Trotzdem geht das Management in die Offensive. Mit einem Aktienrückkaufprogramm will man Vertrauen zurückgewinnen. Parallel dazu startet das größte Investment der Firmengeschichte in China. Die Marktteilnehmer streiten sich, ob das gut oder schlecht ist. Aus charttechnischen Gesichtspunkten könnte die Aktie bis auf 30 Euro fallen, wenn die Unterstützung bei 39-40 Euro nachgibt. Aber die Sache hat auch eine andere Seite: Läuft es gut, sind 60 Euro drin. Beim aktuellen Kurs um 44 Euro steckt also beides in der Aktie. Was sollte man jetzt tun? Wir klären auf und beschäftigen uns intensiv mit der Frage und auch der Antwort darauf.
China-Offensive als Gamechanger?!
BASF-Chef Markus Kamieth sagt es ganz klar. Ohne China läuft nichts mit Wachstum. Der neue Verbundstandort in Zhanjiang produziert seit Anfang November. Es ist das größte Einzelinvestment, das der Konzern je gestemmt hat. "Local for local" nennen sie die Strategie. Man fertigt dort, wo die Kunden sitzen. Hört sich vernünftig an. Aber die Sache hat ihre Haken. China ist zwar der größte Markt für Chemikalien weltweit. Stimmt schon. Aber wie es wirtschaftlich weitergeht, weiß da keiner so genau. Die lokalen Konkurrenten haben Überkapazitäten aufgebaut, das drückt die Preise. Und dann sind da noch die politischen Spannungen. BASF hält trotzdem an dem Plan fest. Ob das aufgeht, werden die nächsten Quartale zeigen. Nebenbei läuft in Europa noch was anderes. Zusammen mit ANDRITZ aus Österreich will BASF in Dänemark eine Anlage bauen, die CO2 aus Abgasen rausholt. In Aarhus sollen das jährlich 435.000 Tonnen werden. Allerdings gibt es da einen Haken. Ohne Fördergelder aus Dänemark wird daraus nichts. BASF steuert die Chemietechnik bei, ANDRITZ baut das Ding. Die OASE blue-Technologie läuft schon in über 500 Anlagen rund um den Globus.
Börsengang der Agrarsparte nimmt Fahrt auf
BASF räumt im Portfolio auf. Agricultural Solutions soll 2027 an die Börse in Frankfurt. Die Mehrheit bleibt zwar bei BASF, aber der Bereich bekommt mehr Freiheiten. Ab Mai 2026 macht Livio Tedeschi das Rennen und kommt in den Vorstand. Bis Anfang 2027 muss alles stehen. Der Börsengang gehört zur "Winning Ways"-Strategie. Man konzentriert sich aufs Kerngeschäft. Was nicht passt, wird verkauft oder selbstständig gemacht. Die Lacksparte ist schon weg. Mit dem Geld kann man dann Schulden tilgen, oder aber auch Aktien zurückkaufen. 1,5 Milliarden Euro fließen da bereits seit Anfang November rein. Bis Juni 2026 kauft man eigene Aktien und zieht sie dann ein. In der ersten Woche waren schon 1,17 Millionen Stück weg vom Markt. Was das Management damit sagt, ist klar. Der aktuelle Kurs ist zu niedrig. So was stützt normalerweise den Kurs, weil weniger Aktien im Umlauf sind. Die Deutsche Bank sieht 51 Euro als Ziel. Das wären 17 Prozent mehr als jetzt. Andere sind vorsichtiger. Goldman Sachs hat das Ziel von 52 auf 46 Euro runtergenommen, Jefferies von 45 auf 43 Euro. Aber ihre grundsätzliche Meinung haben alle behalten.

Charttechnik
Technisch sieht es nicht entspannt aus. Die Aktie liegt knapp 20 Prozent unter dem Märzhoch von knapp 54 Euro. Eine wichtige Unterstützung gibt es bei etwa 42 Euro. Wenn die kippt, könnte es runter bis 30 Euro gehen. Das wäre bitter. Andererseits könnte ein Sprung über 47 Euro neuen Schwung bringen. Im besten Fall sind dann sogar 60 Euro möglich. Der nächste größere Widertand zuvor ist um die 50 Euro herum. Im Moment bewegt sich der Kurs in einer engen Range von vielleicht 4-5 Euro hin und her. Viel hängt von den nächsten Zahlen ab. Zuletzt musst man schon die Jahresprognose im Juli nach unten korrigieren. Beim EBITDA vor Sondereffekten rechnet man jetzt mit 7,3 bis 7,7 Milliarden Euro. Die Stimmung in der Branche ist mies. Der Ifo-Geschäftsklimaindex für Chemie ist im Oktober deutlich gefallen. Die Nachfrage schwächelt, die Energiekosten bleiben hoch. Das drückt auf die Margen. Ohne größere Kapazitätsanpassungen in der ganzen Branche wird es schwer mit der Erholung. So sehen es zumindest die Analysten von Goldman Sachs. Der SMA 200 jedenfalls ist noch oberhalb des Kurses. Darüber wäre dann Luft für weitere Kurssteigerungen und der Trend wäre damit langfristig gen Norden gerichtet.
Was tun?
BASF krempelt gerade vieles um. China-Offensive, Börsengang bei der Agrarsparte, Aktienrückkäufe. Alles Schritte, die Mut brauchen. Sie kosten Zeit und Geld, können aber mittelfristig was bringen. Die Chemiebranche schwächelt im Moment. Kurzfristig bleibt die Aktie wackelig. Charttechnisch sollte man aufpassen. Wenn die 42-Euro-Marke fällt, wird es ungemütlich. Für Anleger mit langem Atem könnte aber genau jetzt der richtige Moment sein. Die Bewertung ist günstig, die Dividendenrendite kann sich sehen lassen. Die kommenden Quartalszahlen werden zeigen, ob die Maßnahmen greifen. Ein Investment geht in Ordnung, aber man braucht Geduld und auch einen guten Stoppkurs, falls das nicht Erwartete eintritt.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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