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Die Super Micro Aktie hat in den vergangenen Wochen einen harten Weg hinter sich gebracht. Über 30 Prozent Minus in nur einem Monat haben die Nerven der Anleger strapaziert. Jetzt könnte aber die Wende und der Rebound kommen - trotz der schlechten Zahlen. Es gibt durchaus positive Hinweise, die auf eine Kehrwende beim Kursverlauf hindeuten und das obwohl der ganzen Shortseller. Super Micro hat einen hohen Auftragsbestand (mehr als 13 Milliarden US-Dollar). Weiterhin nimmt das Unternehmen eine wichtige Stellung beim KI-Boom ein. Die Nachfrage ist da. Wann kann Super Micro dies profitabel umsetzen? Analysten streiten sich über die Bewertung, während die Charttechnik erste Hoffnungszeichen sendet. Der RSI liegt bei 30 und deutet auf eine überverkaufte Situation hin. Wer jetzt einsteigt, könnte von einem kräftigen Rebound profitieren. Ein Kursziel von 60 Euro erscheint durchaus möglich - das wären fast 100 Prozent Potenzial vom aktuellen Niveau.
Fundamentale Stärke trotz kurzfristiger Schwäche
Super Micro Computer steckt in einem klassischen Dilemma. Die letzten Zahlen waren schlechter als die Erwartungen. Statt 6,48 Milliarden US-Dollar Umsatz wurden nur 5,02 Milliarden erreicht. Der Gewinn je Aktie lag 0,11 US-Dollar geringer, als die erhofften 0,46 US-Dollar. Das klingt erst einmal ernüchternd. Doch die Gründe für diese Schwäche sind weniger dramatisch als sie scheinen. Das Management spricht von zeitlichen Verschiebungen bei großen Cloud-Projekten. Rund 1,5 Milliarden US-Dollar Umsatz wurden ins laufende Quartal geschoben. Die Komplexität neuer GPU-Racks von Nvidias Blackwell-Architektur erfordert längere Test- und Integrationszyklen. Das verzögert die Auslieferung, vernichtet aber keine Aufträge. Die Auftragslage bleibt stark. Über 12 Milliarden US-Dollar an bestätigten Kundenaufträgen warten auf Abwicklung. CEO Charles Liang bekräftigt die Jahresprognose von mindestens 36 Milliarden US-Dollar Umsatz. Für das zweite Quartal rechnet das Unternehmen mit Erlösen zwischen 10 und 11 Milliarden US-Dollar. Das wären deutlich mehr als im ersten Quartal und läge über den Analystenerwartungen. Die Nachfrage nach KI-Infrastruktur ist ungebrochen. Hyperscaler und Cloud-Anbieter brauchen die Server von Super Micro für ihre Rechenzentren. Mit den neuen Data Center Building Block Solutions bietet das Unternehmen ein modulares System an, das Server, Speicher, Kühlung und Netzwerktechnik integriert. Diese Innovation könnte sich als Wettbewerbsvorteil erweisen. Das größte Problem sind die Margen. Die Bruttomarge liegt bei nur 9,5 Prozent, während Wettbewerber wie Celestica 12 Prozent erreichen. Doch hier gibt es Verbesserungspotenzial. Das Management strebt Margen zwischen 14 und 17 Prozent an. Sollte das gelingen, würde sich der massive Bewertungsabschlag gegenüber Konkurrenten schnell verringern. Während Vertiv mit dem Sechsfachen des Jahresumsatzes bewertet wird, liegt Super Micro unter dem einfachen Umsatzverhältnis. Diese Diskrepanz ist kaum zu rechtfertigen, wenn man das höhere Wachstumstempo berücksichtigt. Super Micro wächst mit rund 50 Prozent pro Jahr, Vertiv nur mit 30 Prozent.
Charttechnik
Nach dem brutalen Abverkauf zeigt die Charttechnik erste Stabilisierungstendenzen. Die Aktie ist vom 52-Wochen-Hoch bei knapp 63,60 Euro um gut 50 Prozent gefallen. Das hat den RSI auf 30 gedrückt. Dieser Wert signalisiert eine überverkaufte Situation und deutet auf eine mögliche Gegenbewegung hin. Am Freitag legte die Aktie bereits ein wenig zu und schloss bei rund 31,70 Euro. Das könnte der Beginn einer Erholung sein. Die hohe Volatilität bietet mutigen Anlegern Chancen. An einem einzigen Tag wechselten knapp unter 30 Millionen Aktien den Besitzer, während der Kurs stark um 4-5 Euro schwankte. Die massiven Leerverkäufe sind ein zweischneidiges Schwert. Super Micro ist derzeit eine der am stärksten leerverkauften IT-Aktie am Markt. Das zeigt einerseits das Misstrauen vieler Investoren. Aber eine positive Überraschung bei den nächsten Zahlen könnte dazu führen, dass die Leerverkäufer ihre Positionen schließen müssen. Dann entsteht zusätzlicher Kaufdruck. Einige Analysten sehen in der aktuellen Bewertung bereits eine Übertreibung. Argus Research hat die Empfehlung auf Kaufen angehoben und ein Kursziel von 64 US-Dollar ausgegeben. Die Begründung: Das langfristige Potenzial im KI-Infrastrukturgeschäft wird unterschätzt. Der Blick auf die Unterstützungslinien zeigt ein interessantes Bild. Die Marke um 33 Euro hat in den vergangenen Tagen als Boden funktioniert. Sollte diese Unterstützung halten, wäre der Weg für eine Erholung in Richtung 45 bis 50 Euro frei. Ein Durchbruch über diese Marke würde weiteres Aufwärtspotenzial bis zur psychologisch wichtigen 60-Euro-Marke eröffnen. Die nächsten Wochen werden entscheidend sein. Kann Super Micro im zweiten Quartal die versprochenen 10 bis 11 Milliarden US-Dollar Umsatz liefern, dürfte das die Skepsis vertreiben.

Was tun?
Der massive Auftragsbestand und die starke Position im KI-Markt sprechen für das Unternehmen. Die enttäuschenden Margen und die wiederkehrenden Quartalsenttäuschungen belasten das Vertrauen der Investoren. Charttechnisch deutet der niedrige RSI-Wert auf eine überverkaufte Situation hin. Die aktuellen Kurse könnten eine attraktive Einstiegsgelegenheit bieten, wenn man an eine Erholung glaubt. Ein Kursziel von 60 Euro erscheint bei erfolgreicher Umsetzung der Pläne durchaus möglich. Das wäre eine nahezu Verdoppelung vom aktuellen Niveau. Die jüngsten Nachrichten zeigen ein gemischtes Bild. Institutionelle Investoren haben ihre Positionen teilweise deutlich reduziert. Das ist ein Warnsignal, aber auch eine Chance für Privatanleger mit höherer Risikobereitschaft. Der Konsens an der Wall Street liegt bei Halten, einige Analysten haben ihre Kursziele gesenkt. Doch es gibt auch optimistische Stimmen wie Argus Research, die das langfristige Potenzial betonen. Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte. Für risikobereite Anleger mit einem längeren Anlagehorizont kann Super Micro jetzt interessant sein. Die Bewertung ist im Vergleich zu Wettbewerbern günstig. Sollte das Management die Margen verbessern und die verschobenen Aufträge im zweiten Quartal ausliefern, dürfte die Aktie deutlich zulegen. Das Risiko besteht darin, dass weitere Quartalsenttäuschungen folgen. Wer investiert, sollte sich der Volatilität bewusst sein und nur Kapital einsetzen, dessen Verlust verkraftbar wäre. Eine Beimischung im Depot kann sinnvoll sein, eine Vollpositionierung wäre angesichts der Unsicherheiten zu riskant. Die kommenden Quartalszahlen werden zeigen, ob Super Micro die Kurve bekommt oder weiter unter Druck gerät.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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