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Der Essener Energieriese profitiert massiv vom Hunger der Rechenzentren nach Strom. Mit 225 Millionen Euro Gewinn aus einem einzigen Datacenter-Deal und über zehn weiteren Projekten in der Pipeline zeigt sich, wie lukrativ das neue Geschäftsfeld wird.
Die letzten Quartalszahlen übertrafen die Erwartungen, die Aktie schoss auf den höchsten Stand seit 2011. Doch nach einem Plus von über 50 Prozent seit Jahresanfang hat sich der Titel weit von wichtigen Durchschnittslinien entfernt. Ein vorheriger Rücksetzer in Richtung 42 Euro bietet eine deutlich attraktivere Chance zum Einstieg. Die langfristige Story mit Wasserstoff, Offshore-Wind und dem KI-getriebenen Stromhunger bleibt intakt. Welche Chancen und Risiken Anleger jetzt kennen sollten und warum gerade die charttechnische Lage einen kühlen Kopf verlangt, zeigt unsere aktuelle Analyse.
Starke Zahlen
Die ersten neun Monate brachten ein bereinigtes EBITDA von 3,5 Milliarden Euro. Das liegt zwar unter dem Vorjahreswert von knapp vier Milliarden Euro, übertrifft aber die Analystenschätzungen deutlich. Besonders das Onshore-Segment glänzte mit einem Plus von 25 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Hier kompensierten neue Anlagen die schwachen Windverhältnisse. Anders sah es bei Offshore aus. Dort drückten magere Winde und niedrigere Strompreise das Ergebnis auf 915 Millionen Euro. Der Gewinn je Aktie liegt bei 1,76 Euro. Das sind bereits 84 Prozent des Jahresziels. CFO Michael Müller bestätigte die Prognose für 2025 und die mittelfristigen Ziele. Bis 2027 sollen drei Euro je Aktie erreicht werden, 2030 dann vier Euro. Die Dividende soll steigen. Das Unternehmen kauft zudem eigene Aktien zurück. Die Nettoverschuldung kletterte zwar auf 15,7 Milliarden Euro. Grund sind massive Investitionen in Windparks, Solaranlagen und Speicher. Allein 4,6 Milliarden Euro flossen netto in den Ausbau. Seit September gingen 2,5 Gigawatt neue Kapazität ans Netz. Das aktuelle Portfolio umfasst 38,7 Gigawatt, weitere 11,4 Gigawatt befinden sich im Bau.
Sonderertrag
Der Verkauf des britischen Datacenter-Projekts brachte einen Sonderertrag von 225 Millionen Euro. Mehr als zehn weitere Vorhaben in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden stehen auf der Liste. Alte Kraftwerksstandorte mit bestehenden Netzanschlüssen werden zu wertvollen Assets. Hyperscaler wie Meta, Amazon und Microsoft suchen händeringend nach Standorten für ihre Rechenzentren. Der KI-Boom treibt den Strombedarf in bisher ungeahnte Höhen. Analysten sehen hier thematischen Rückenwind für die kommenden Jahre. Die Bewertung liegt bei rund 1 Million Euro je Megawatt. Das zeigt, welches Potenzial in diesem Geschäftsfeld steckt. Parallel dazu bereitet sich der Konzern auf den Bau neuer Gaskraftwerke vor. An Standorten wie Weisweiler, Voerde und Werne könnten bis 2030 wasserstofffähige Anlagen entstehen. Insgesamt drei Gigawatt Kapazität sind denkbar. Voraussetzung bleibt die wirtschaftliche Attraktivität. Die Bundesregierung muss dafür die Rahmenbedingungen schaffen. In den USA hat der Konzern nach der Verabschiedung des Gesetzespakets Klarheit über Steuergutschriften für erneuerbare Projekte. Das laufende Bauprogramm von 4,2 Gigawatt kann wie geplant umgesetzt werden.

Charttechnik
Der Kursanstieg der vergangenen Wochen war beeindruckend. Von unter 30 Euro im Frühjahr schoss die Aktie auf über 46 Euro. Das 2022er-Hoch bei knapp unter 44 Euro wurde überwunden. Doch nach einem solchen Sprint braucht auch die RWE-Aktie eine Verschnaufpause. Der Abstand zum 200-Tage-Durchschnitt ist ungewöhnlich groß. Solche Situationen enden oft mit einer Korrektur. Ein Rücksetzer bis 42 Euro wäre gesund (vielleicht auch bis 40 Euro) und würde eine attraktivere Einstiegsbasis schaffen. Dort verläuft auch eine wichtige Unterstützungszone. Wer dort einsteigt, könnte einen Stopp z. B. bei 37,50 Euro setzen. Das begrenzt das Verlustrisiko auf überschaubare ca. zehn Prozent. Als Kursziel lassen sich 50 Euro anvisieren. Analysten von Jefferies sehen sogar Potenzial bis 54 Euro. Die längerfristige Perspektive bleibt also positiv. Kurzfristig ist aber Vorsicht geboten. Nach einer Konsolidierung bietet sich eine deutlich bessere Chance.
Was tun?
Die fundamentale Entwicklung stimmt. Die Zahlen des dritten Quartals überzeugten, die Prognosen wurden bestätigt. Das Datacenter-Geschäft eröffnet neue Ertragsquellen. Die Investitionen in erneuerbare Energien laufen nach Plan. Die Dividende steigt. Langfristig dürften die Ziele von drei Euro je Aktie für 2027 und vier Euro für 2030 erreichbar sein. Doch die Charttechnik mahnt aktuell zur Vorsicht. Nach dem steilen Anstieg hat sich die Aktie zu weit von ihren Durchschnittslinien entfernt. Eine Konsolidierung ist möglich und gesund. Anleger könnten auf einen Rücksetzer bis 42 Euro oder knapp darunter warten. Dort liegt eine solide Unterstützung. Mit einem Stopp z. B. bei 37,50 Euro lässt sich das Risiko begrenzen. Das Kursziel von 50 Euro und vielleicht auch mehr bietet dann ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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