DJ MARKT-AUSBLICK/Nach Nvidia bleibt nur noch "Zins" als Thema
DOW JONES--Mit einem vorsichtigen und eher volatilen Geschäft rechnen Händler für die letzte November-Woche an den Börsen. Mit praktisch nur noch drei Wochen liquidem Handel vor Jahresende sinkt die Bereitschaft von Fondsmanagern, jetzt noch neue Risiken einzugehen. Dazu ist die US-Handelswoche wegen des "Thanksgiving"-Feiertages am Donnerstag auch noch verkürzt. Die Sicherung des Erreichten nach einem sehr positiven Jahr dürfte bei Anlegern nun im Vordergrund stehen. Selbst die häufig zitierte Weihnachtsrally wird zwar immer gern mitgenommen, verlassen möchte man sich indes nicht darauf.
Das aktuelle Problem der Börsen ist, dass die Themen ausgegangen sind: Mit den Geschäftszahlen von Nvidia und dem monatlichen US-Arbeitsmarktbericht gab es in der abgelaufenen Woche zwei Chancen - beide wurden abgewürgt. Gerade mit der negativen Reaktion auf Nvidia zeigten die Märkte ein sehr rationales Verhalten, Sorgen vor einem "KI-Crash" müssen sich Anleger daher nicht machen. Denn an den Märkten wird das Thema KI einfach immer sachlicher behandelt.
Gutes Zeichen - KI wird rationaler eingeschätzt
Nur weil Nvidia Milliarden verdient, tun es andere Firmen noch lange nicht. Weiterhin offen sind zentrale Fragen, wie die mögliche "Über-Investition" der Kunden von Nvidia. Ob Google, Meta, Oracle und alle anderen jemals vernünftige Renditen auf ihre Investitionen sehen werden, steht in den Sternen. Der Endkunde ist derzeit zwar noch begeistert über die lustigen Bildchen, die er mit KI produzieren kann, doch wie hoch dann seine Zahlungsbereitschaft bei der zwangsweise bevorstehenden Monetarisierung aussehen wird, steht in den Sternen.
Spontane Umfragen am Finanzmarkt zeigen, dass außer Perplexity als eine Art "Google-Suche 3.0" im Handel KI kaum branchenweit verwendet wird. Bei Analysten sind Tools zur Auswertung langer Bilanz-pdf beliebt, im Trading die Mustererkennung in Charts. Dies sind jedoch Spezialanwendungen, die keine Millionen von Nutzern zu Abonnements bewegen werden. Die Frage nach dem "Return on Investment" auf Kundenseite dürfte daher in Zukunft das Thema Nvidia-Gewinne ablösen.
US-Daten bestimmen Zinsspekulation
Belastend für Technologiewerte kommt jenseits von Nvidia das Thema "US-Zinsen" hinzu. Schließlich bestimmt die Zinsstrukturkurve die Bewertung von Aktien. Hier hatte sich die Börse in die Fantasie gesteigert, dass weitere Senkungen ausgemachte Sache seien. Dies wird nun weiter ausgepreist, aktuell gehen rund 63 Prozent des Marktes von unveränderten US-Zinsen auf der Sitzung am 10. Dezember aus. Dabei hatte Notenbankchef Jerome Powell bereits bei der Zinssenkung im Oktober betont, dass dies unsicher sei. Anleger sollten sich daher darauf einstellen, dass die Flut von nachgeholten US-Wirtschaftsdaten immer mit Blick auf mögliche Zinsschritte interpretiert wird. Bis zur entscheidenden Fed-Sitzung in weniger als drei Wochen dürfte es also je nach Datenlage volatil hoch und runter gehen.
Unter anderem stehen kommende Woche in den USA der Chicago Fed National Activity Index für Oktober an und das für den Einzelhandel wichtige Verbrauchervertrauen für November. Am Mittwoch vor dem US-Feiertag ist eine Flut von Daten geplant, so die Auftragseingänge, die Revision der US-BIP-Daten, Neubauverkäufe und der Einkaufsmanager-Index Chicago - am Abend dann noch getoppt vom Beige Book der Fed. Viele Marktteilnehmer dürften Thanksgiving für ein langes Wochenende nutzen - an den Börsen dürfte die Datenlage daher kommende Woche nicht mehr korrekt eingepreist werden.
In Deutschland steht gleich am Montag der Ifo-Geschäftsklima-Index an, in Europa blickt man vor allem auf die neuen Verbraucherpreise aus den diversen Ländern am Freitag.
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November 21, 2025 06:49 ET (11:49 GMT)
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