
© Foto: Deutsche Telekom, Foto: Norbert Ittermann
Die Deutsche Telekom scheint aktuell auf den ersten Blick gut dazustehen. Neue Großaufträge, zufriedene Analysten und eine erhöhte Dividende klingen verlockend. Doch der Schein trügt gewaltig.
Die Aktie notiert gefährlich nah am Jahrestief, während die Abhängigkeit vom US-Geschäft immer riskanter wird. Was nach solider Performance aussieht, könnte sich schnell als Falle entpuppen. Ein kurzer Anstieg auf 28 Euro mag noch drin sein, doch danach droht möglicherweise der freie Fall. Wer jetzt nicht aufpasst, erlebt vielleicht einen Absturz bis auf 22 Euro oder im schlimmsten Fall sogar bis 20 Euro. Die Warnsignale sind längst sichtbar.
Trügerische Erfolge und gefährliche Abhängigkeiten
Die Bonner wirken nach außen stark. T-Systems hat sich einen KI-Auftrag im dreistelligen Millionenbereich gesichert. Das Projekt SOOFI der Leibniz Universität Hannover soll europäische KI-Souveränität schaffen. Mehr als 10.000 GPUs und 130 NVIDIA DGX B200 Systeme klingen beeindruckend. Doch dieser Deal ist letztlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die US-Tochter T-Mobile bleibt der wahre Gewinnmotor des Konzerns. Genau hier liegt das Problem. T-Mobile US dominiert das Geschäft der Telekom komplett. Die Abhängigkeit vom amerikanischen Markt ist mittlerweile bedrohlich groß geworden. Chef Timotheus Höttges biedert sich geradezu bei Donald Trump an. Er lobt dessen Politik als Vorbild für Europa. T-Mobile hat ihre Diversitätsprogramme über Bord geworfen und spendet für Trumps geplanten Ballsaal im Weißen Haus. Diese politische Anbiederei stößt in Deutschland auf massive Kritik. Sollte sich das politische Klima in den USA drehen, könnte die Telekom in ernste Schwierigkeiten geraten. Die sogenannte Offensive im Heimatmarkt wirkt verzweifelt. Die Magenta Black Days sind nichts weiter als aggressive Rabattschlachten. Das Unternehmen subventioniert Smartphones massiv, um noch ein paar Kunden vor Jahresende einzusammeln. Solche Aktionen zeigen vor allem eines: Der Druck ist enorm. Die Margen leiden unter diesem Preiskampf. Was kurzfristig die Kundenzahlen steigert, frisst langfristig die Gewinne auf. Die Konkurrenz schläft nicht und zwingt die Telekom zu immer neuen Zugeständnissen.

Charttechnik
Die technische Situation der Aktie ist alarmierend. Der Kurs pendelt aktuell um 27,55 Euro herum. Das 52-Wochen-Tief liegt bei gerade einmal 26 Euro. Die Aktie hat fast 25 Prozent vom Jahreshoch bei knapp 35 Euro verloren. Dieser massive Abverkauf zeigt deutlich, dass institutionelle Anleger längst Kasse machen. Die viel beschworene relative Stärke gegenüber dem DAX ist ein schwacher Trost. Sie täuscht nur darüber hinweg, dass der Gesamtmarkt ohnehin schwächelt. Die Widerstandszone bei 28 Euro wird zum entscheidenden Punkt. Sollte die Aktie kurzfristig dorthin laufen oder sogar 28,50 Euro erreichen, ist das keine Trendwende. Es wäre lediglich eine technische Gegenbewegung in einem intakten Abwärtstrend. Trader sprechen von einer Bullenfalle. Wer dort einsteigt, wird vermutlich bitter enttäuscht. Nach diesem kurzen Aufbäumen droht der weitergehende Absturz. Die Unterstützung bei 27 Euro ist brüchig. Fällt sie, öffnet sich der Weg nach unten. Das nächste mittelfristige Ziel wären dann 22 Euro. Im Extremfall könnte die Aktie sogar bis 20 Euro durchrutschen. Das Handelsvolumen bleibt dünn, was die Volatilität zusätzlich erhöht. Bei schlechten Nachrichten kann es sehr schnell sehr ungemütlich werden.
Was tun?
Die fundamentale Lage rechtfertigt keine Euphorie. Die Unternehmenszahlen wirken auf den ersten Blick gut. Doch der Gewinn kommt fast ausschließlich aus den USA. Das europäische Geschäft dümpelt vor sich hin. Die Investitionen in Rechenzentren und KI-Infrastruktur verschlingen Milliarden, ohne dass bisher nennenswerte Erträge fließen. Die Analysteneinschätzungen mit Kurszielen von 36 oder 38 Euro klingen gut. Doch diese Prognosen basieren auf optimistischen Annahmen, die sich schnell als falsch erweisen können. Die politischen Risiken in den USA werden systematisch unterschätzt. Die Abhängigkeit von T-Mobile ist ein Klumpenrisiko ersten Ranges. Kommt es dort zu Problemen, stürzt der gesamte Konzern ab. Die jüngsten Nachrichten über Auszeichnungen und Partnerschaften sind nette PR-Geschichten, mehr aber auch nicht. Sie ändern nichts an der prekären Lage. Die Charttechnik zeigt nach unten. Sollte die Aktie kurzfristig noch auf 28 oder 28,50 Euro steigen, ist das vielleicht eine letzte Gelegenheit zum Ausstieg. Danach könnte der Absturz Richtung 22 Euro, möglicherweise sogar bis 20 Euro drohen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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