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Der Mainzer Impfstoffhersteller steht vor spannenden Zeiten. Während neue Viruswellen das Interesse an mRNA-Technologie wieder anfachen, wirft ein brisantes FDA-Memo dunkle Schatten auf die gesamte Branche.
Die CureVac-Übernahme ist praktisch unter Dach und Fach, die Umsatzprognose wurde angehoben. Trotzdem sackt die Aktie ab. Was steckt dahinter? Anleger fragen sich jetzt: Ist das der Tiefpunkt vor dem großen Turnaround oder der Beginn einer langen Durststrecke? Die Antwort liegt irgendwo zwischen regulatorischer Unsicherheit und operativer Stärke. Eines steht fest: Wer jetzt einsteigt, braucht starke Nerven. Aber vielleicht lohnt sich genau das. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob BioNTech die Kurve kriegt oder weiter abrutscht.
Neue Viruswellen als Hoffnungsschimmer
Die Nachrichten über Vogelgrippe und mutierte Virusvarianten häufen sich wieder. Experten warnen vor möglichen neuen Pandemiewellen. Genau hier könnte BioNTech seine große Chance wittern. Die mRNA-Plattform hat sich bewährt und lässt sich schnell an neue Erreger anpassen. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit bewiesen, dass es binnen weniger Monate wirksame Impfstoffe entwickeln kann. Diese Flexibilität ist Gold wert, wenn plötzlich wieder Millionen Dosen gebraucht werden. Die Mainzer haben ihre Produktionskapazitäten beibehalten und können jederzeit hochfahren. Dazu kommt die frische Partnerschaft mit Bristol-Myers Squibb, die zusätzliche Einnahmen verspricht. Die angehobene Umsatzprognose für 2025 auf 2,6 bis 2,8 Milliarden Euro zeigt, dass das Geschäft läuft. Selbst ohne große Pandemie fließen Gelder aus angepassten COVID-Impfstoffen und Meilensteinzahlungen. Die CureVac-Übernahme ist der nächste Schachzug. Mit dieser Integration sichert sich BioNTech wertvolle Patente und stärkt die eigene Technologiebasis massiv. Der Deal ist praktisch durch, über 99 Prozent der CureVac-Aktionäre haben zugestimmt. Das Umtauschangebot lief gerade aus. Damit verschwindet ein Konkurrent vom Markt und BioNTech festigt seine Position im mRNA-Sektor. Für die Onkologie-Pipeline ist das ein echter Gewinn.
Das FDA-Damoklesschwert
Doch so rosig die strategische Ausgangslage scheint, so dunkel sind die Wolken am regulatorischen Himmel. Ein geleaktes FDA-Memo hat die Branche eiskalt erwischt. Die US-Behörde stellt darin einen direkten Zusammenhang zwischen COVID-Impfungen und zehn Todesfällen bei Kindern her. Als Ursache werden Herzmuskelentzündungen genannt. Das allein wäre schon schlimm genug für das Image. Noch schwerer wiegt aber die Ankündigung schärferer Zulassungsregeln. Die FDA will künftig viel genauer auf Sicherheitsdaten schauen, nicht mehr nur auf die reine Wirksamkeit. Das bedeutet längere und teurere Prüfverfahren. Für BioNTech und die gesamte mRNA-Branche ist das ein echter Schock. Moderna brach im US-Handel massiv ein, BioNTech wurde mitgerissen. Anleger verkauften, die Aktie rutschte ab. Das Vertrauen ist angekratzt. Dabei sind die Vorwürfe nicht neu, aber die offizielle Bestätigung durch die FDA hat eine andere Wucht. Pfizer machte die Lage nicht besser und verkaufte seine komplette BioNTech-Beteiligung. Rund 54,7 Prozent der Anteile wurden abgestoßen. Der langjährige Partner zieht sich zurück. Das Signal ist klar: Pfizer rechnet kurzfristig nicht mit großen Sprüngen. Auch Scotia Capital reduzierte seine Position um fast 80 Prozent. Die großen Investoren werden nervös.

Charttechnik
Das Chartbild sieht derzeit ernüchternd aus. Die Aktie notiert bei rund 96 US-Dollar und liegt damit über 30 Prozent unter dem 52-Wochen-Hoch. Seit Jahresanfang summiert sich das Minus auf über 20 Prozent. Der Abwärtstrend ist intakt, Unterstützungen wurden gerissen. Technisch betrachtet fehlen klare Kaufsignale. Kurzfristig dominiert die Schwäche, solange die FDA-Unsicherheit nicht ausgeräumt ist. Die Aktie notiert unter beiden wichtigen SMAs (50er und 200er) und damit in einem Abwärtstrend. Die Bullen haben wenig Argumente, die Bären führen das Feld an. Wer auf Erholung setzt, braucht Geduld. Ein Boden ist noch nicht in Sicht. Erst wenn sich die regulatorische Lage klärt oder neue Nachfrage durch Virusausbrüche entsteht, dürfte der Kurs wieder anziehen. Bis dahin bleibt die Aktie volatil und anfällig für weitere Rücksetzer. Anleger sollten die Marke von 90 US-Dollar nach unten sowie 105 US-Dollar nach oben im Auge behalten.
Was tun?
BioNTech steckt in einem Dilemma. Die operative Entwicklung stimmt, die Übernahme von CureVac stärkt die Position langfristig. Die angehobene Umsatzprognose zeigt, dass Geld reinkommt. Sollten neue Viruswellen auftreten, könnte die mRNA-Technologie wieder im Rampenlicht stehen. Das wäre der Turnaround. Aber das FDA-Memo ist ein echtes Risiko. Schärfere Zulassungsregeln kosten Zeit und Geld. Die Charttechnik ist schwach, die großen Player steigen aus. Fundamental ist die Aktie interessant, aber nur für Investoren mit langem Atem und hoher Risikobereitschaft. Wer kurzfristig denkt, sollte abwarten. Wer an die mRNA-Zukunft glaubt und Rücksetzer nutzen will, kann vorsichtig einsteigen. Eine klare Kaufempfehlung gibt es nicht. Dafür ist die Lage zu unsicher. Beobachten, abwarten, bei klaren Signalen handeln. So lautet die Devise.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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